Man kann sich natürlich fragen, wieso die gute Frau Tetzner - nachdem sie im Vorwort lang und breit erklärte, dass sie eben extra den Dialekt der Berliner Kinder so geschrieben habe, wie er gesprochen werde - die berühmte "Berliner Schnauze" auf ein paar eingetreute "dat" und "siehste" beschränkt, den Text aber mit Helvetismen anreichert ... *lach* Als Tetzner 1933 den ersten Band schrieb, wohnte sie noch nicht einmal in der Schweiz. Auch schrammt sie oft haarscharf an der Grenze zum Kitsch vorbei.

Doch sind die Abenteuer der Kinder aus Nr 67 ein wichtiges Zeitdokument, das aus kindlicher Sicht die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland schildert. Dieses Buch vereint die beiden ersten Bände der neunteiligen Serie. Es sind warmherzige Geschichten um die Freundschaft von Erwin, Paul und anderen Arbeiterkindern, die im Hinterhaus der Nr. 67 wohnen, keinen Platz zum Spielen haben, deren Väter arbeitslos sind, die durchgewetzte Jacken tragen, ständig hungrig sind und trotzdem den Mut nicht verlieren. Werte wie Ehre, Familie und Solidarität werden hoch gehalten, doch ohne moralischen Zeigefinger. Tetzners Bücher standen lange auf dem Index; nicht nur in Deutschland hatte die "rote Lisa" Publikationsverbot.

Es wäre heutigen Kindern, die vor vollen Kühlschränken, mit 300 Fernsehstationen und eigenen Smartphones aufwachsen, sicher zu gönnen, auch mal einen Blick in jene Zeit zu werfen, als es noch nicht selbstverständlich war, eine Hose einfach wegzuwerfen wenn ein Knopf fehlte.

viel Vergnügen, Pontikka :)

Gute Kinderbücher lese ich immer gerne!

Endlich kam ich zum Lesen.