Als Eliseo Alberto seinen Roman Die Geschichte von José verfasste, ahnte er noch nicht, dass seine unglaubliche Geschichte von der Wirklichkeit überholt werden würde, wenn sie in Deutschland auf den Markt kommt. José, wegen Mordes rechtskräftig verurteilt und auch im Gefängnis von Santa Fé nicht zu bändigen, bekommt das Angebot, die Gefängniszelle mit einem Käfig im Zoo zu tauschen, als "Homo sapiens sapiens" versteht sich.

Der Exilkubaner willigt ein. Alles, was dann folgt, kennt man irgendwie schon aus Big Brother: Der im Käfig eingesperrte wird zum Medienstar. Man unterzieht ihn, wie die Kandidaten der RTL-II-Show, umfangreichen Untersuchungen vor dem Start des Experiments. Es werden Schriftsätze erstellt, um moralische Bedenken aus dem Weg zu räumen und es werden Versuche anderer Zoos bekannt, den Einfall zu kopieren. Aber alle diese Versuche werden zum Flop. José ist und bleibt eben das Original. Die weitere Parallele zu der umstrittenen Fernsehshow: Das eigentliche Geschäft machen andere. José hat sich zu einem Kassenschlager entwickelt, ohne selbst Kasse zu machen. Es kommt zu tumultartigen Szenen, ganz genau wie vor dem Wohncontainer in dem Kölner Vorort. Die Handlung von Eliseo Alberto endet mit der spektakulären Flucht von José und damit, dass man nie wieder etwas von ihm gehört hat.

So wird es den Big-Brother-Haus-Bewohnern auch ergehen. Eliseo Alberto hat, vielleicht sogar ohne es zu wollen, dem Menschen den Spiegel vorgehalten, und der Test seiner Fiktion an der Wirklichkeit zeigt, dass es in vielen Fällen eine hässliche Fratze ist. Gerade diese beklemmende Erfahrung macht Eliseo Albertos Roman zu einem großen Stück Literatur. --Corinna S. Heyn

RELEASE NOTES:

Geht mit zum Meetup

beim MeetUp von weddingring überreicht bekommen
Danke!

Update:
Skeptisch war ich, da ich mit Eliseo Albertos "Caracol Beach" so gar nichts anfangen konnte.
Dieser Roman hat mich überrrascht und auch ganz schön gefordert (hätte ich beim Lesen nur geahnt, dass sich am Ende des Buches eine Auflistung sämtlicher Personen mit Erläuterungen befindet, welche Erleichterung wäre das gewesen!). Es ist schwer sich dem Charme der Schilderungen zu entziehen, die Personen und ihre Lebensumstände, durchweg Gestrandete wie auch der Exilcubaner José, lassen den Leser nicht unberührt.
Mit Big Brother (siehe die zitierte Rezension oben) hat das wenig zu tun.

RELEASE NOTES:

reist mit mojitopts box

und ist laut JE bei Luccabln gelandet