Der Weg zur Askese. Als Überwindung der technischen Welt

Registered by litrajunkie of Nürnberg, Bayern Germany on 3/18/2019
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Journal Entry 1 by litrajunkie from Nürnberg, Bayern Germany on Monday, March 18, 2019
Dieses Büchlein habe ich am Wochenende aus dem Tauschregal im Alten E-Werk (VHS) in Bamberg, Bavaria, Germany befreit. Es erschien 1955 im Hamburger Furche-Verlag.

Das Bild zeigt die Rückseite eines Einlagezettels, mit einem interessanten, aber (für mich) weitgehend unleserlichen Gemisch aus deutscher Schrift und Verkehrsschrift bekritzelt. Auf der Vorderseite ist gedruckt:
Überreicht
vom Bundesministerium für
gesamtdeutsche Fragen
Veröffentlichungen, für die das Bundes-
ministerium nicht als Herausgeber zeichnet,
werden zum Zwecke der Information oder
als Arbeitsmaterial vorgelegt.
Bonn, Bottlerplatz 3
* * *

Inhaltsverzeichnis
1. Verwandlungsvorgänge in der menschlichen Gesellschaft
2. Askese in der Beurteilung der zeitgenössischen Philosophie
3. Von der Lebenswirklichkeit moderner Askese
4. Die Lebenswünsche und Probleme des Massenmenschen
5. Askese als Weg zu einer neuen Bedürfnislosigkeit und als Form der Selbstzucht

Journal Entry 2 by litrajunkie at Pretzfeld, Bayern Germany on Thursday, March 21, 2019
In des Wortes landläufiger Bedeutung bin ich wohl kein Asket, denn qualitätvolle Bücher (das schließt auch die bibliophile Ausstattung ein), attraktive Frauen, inspirierende Musik, gutes Essen und edle Getränke sprechen mich viel zu sehr an, als daß ich ihnen vollständig entsagen möchte oder könnte.

Schon beim Querlesen des dünnen Büchleins zeigte sich aber, daß der Autor es anders meint und ich daher von der Lektüre profitieren würde: Er redet einer Individuation das Wort, die sich aus der Stärke eines freiwilligen Verzichts auf unnötige Verlockungen der Massengesellschaft nährt. Massenmensch ist für ihn nicht der Arme, Ungebildete und/oder der Arbeiter. Vielmehr grenzt er nach menschlichen Kriterien ab, ja er geht sogar so weit, daß er die Gutverdiener, die Fachidioten, die "Erfolgstypen" als Massenmenschen bezeichnet, die unreflektiert immer mehr von dem Immergleichen wollen - von ihnen unterscheiden sich jene, die überlegen, was sie wirklich notwendig brauchen - und auf den (großen) Rest gerne verzichten, auch und gerade wenn sie sich damit ins gesellschaftliche Abseits stellen.

Gehaltvolle Zitate in meine Sammlung zu übernehmen ist eines meiner Ziele, wenn ich Bücher lese - daher finden sich "Bestseller" eher selten auf meinem Regal. Dieses Buch hat der Autor so sorgfältig geschrieben, geistig derart destilliert, daß es schwerfällt, einzelne Sätze und nicht ganze Seiten anzustreichen. Ein aufrüttelndes Buch, in den fast 65 Jahren seit seinem Erscheinen ist es nicht veraltet, es ist heute im Gegenteil wichtiger als seinerzeit, denn die moderne Technik und die heutigen Medien lullen uns in eine verführerische Bequemlichkeit ein, die uns jede Entscheidung abzunehmen droht - und der sich die Masse auch willig unterordnet ("Smart"-Home, "Smart"-Phone, Autos mit mehr "Intelligenz" als ihre Fahrer, Payback-Karte, Versicherungen ohne Ende, Suchmaschinen, die uns Treffer vorenthalten, die sie als für uns uninteressant bewerten, ...).

Der Aufruf von Thoreau, der uns in Walden davor warnt, bei etwas mitzumachen, wofür wir einen neuen Anzug bräuchten ("Beware of all enterprises that require new clothes"), taucht auch in diesem Buch auf. Folgt man ihm, so wird man auf manche Verlockung der Karriereleiter (höheres Gehalt, verantwortungsvollere Position, ...) verzichten müssen, aber dafür den Preis des völligen Verlustes von Familienleben oder Freundeskreis ebensowenig zahlen zu brauchen, wie sich für die Interessen von Aktionären und "Heuschrecken" die Gesundheit zu ruinieren.

Markante Zitate
* Der Massenmensch verachtet alle echte geistige Tätigkeit, weil diese nutzlos ist, keinen Vorteil bringt. Er tut dies auch darum, weil er etwas Höheres als sich und seine Bedürfnisse nicht kennt. Er ist prinzipiell unbelehrbar, achtet keine Gegengründe in der Diskussionn, denn in Wahrheit sind seine Gedanken nur »Triebe in logischer Verkleidung«. Er ist von sich selbst, seiner Bedeutung und Wichtigkeit in einem Maße erfüllt, die offen verrät, wie fern er jeder möglichen Verzweiflung über sich selbst ist, dem eigentlichen Adel des Menschen. Er glaubt auch heute noch - und dies ist sein tiefster Glaube - an die Wichtigkeit und Notwendigkeit der technischen Daseinsverbesserung, an die immer weitergehende Erleichterung der Lebensbedingungen, an die Wundertätigkeit des Organisierens, an den Fortschritt in planetarischem Maßstab. Für den Massenmenschen liegen die Probleme immer im Äußeren, nie in seinem Inneren, nie in seiner moralischen Defektuosität und menschlichen Unvollkommenheit. (S. 28f)
* Der asketische Mensch, der auf die Bildung einer neuen Elite zustrebt, verzichtet auf jede ausgeprägte Machtposition. Denn Macht im modernen Totalstaat ist immer unecht, entspringt nicht der Würde, Überlegenheit und höheren Menschlichkeit dessen, der die Macht ausübt, sondern ist lediglich Funktion und steigert fast immer nur die bedenklichen Seiten des Machtträgers. Mit diesem Verzicht wird nicht eine Stellung der Masse gegenüber aufgegeben, denn heute haben ja fast nirgends die menschlich Hervorragenden die führenden Stellen im Staat und in der Gesellschaft inne, sondern zunehmend die Funktionäre und Manager, die jeder Idee zu dienen bereit sind, wenn sich nur ihr persönlicher Machtbereich weiter ins Ungemessene steigert... (S. 34)
* Eros, Freundschaft und Ehe sind unausschöpfbare Möglichkeiten der Bewährung und Steigerung all der Kräfte unserer Seele, die der Technik, der Vermassung, der Zerstreuung die Größe des Menschseins entgegenstellen. (S. 38)
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efell Lesechallenge 2019: Buchstaben J: Vorname des Autors

Journal Entry 3 by litrajunkie at Cafe "ich bin so frey" in Landau (Pfalz), Rheinland-Pfalz Germany on Wednesday, April 10, 2019

Released 5 yrs ago (4/5/2019 UTC) at Cafe "ich bin so frey" in Landau (Pfalz), Rheinland-Pfalz Germany

WILD RELEASE NOTES:

Habe mich mit Bekannten in diesem veganen Restaurant getroffen und die feinen Speisen ebenso genossen wie die herzliche Atmosphäre. Im Bücherregal über der Kinderspielecke stand zwar meist Bebildertes oder Vorlesestoff für die Jüngsten, aber das Buch paßt thematisch so gut zu diesem Etablissement, daß ich doch hoffe, es möge einen neuen Leser finden und wenn sich dieser dann auch zu einem JE hinreißen ließe...

Beim späteren Stadtrundgang entstand mein Foto des Gärtchens über der Queich.

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