Chick Benetto hat alles verloren, woran sein Herz hing. In einem Moment tiefster Verzweiflung stürzt er sich von einem alten Wasserturm in die Tiefe. Doch wie durch ein Wunder überlebt er – und traut seinen Augen nicht, als er seiner verstorbenen Mutter Posey gegenübersteht. Einen Tag gewährt das Schicksal den beiden, einen Tag, um all das nachzuholen, was sie ein Leben lang versäumt haben. Und Chick begreift nicht nur, was seine Mutter aus Liebe zu ihm alles auf sich genommen hat, es gelingt ihm auch, Frieden zu schließen mit sich und seiner Vergangenheit. (Buchrückseite)

Das Buch habe ich vor langer Zeit gelesen und es hat mir so gut gefallen, dass es einen festen Platz im Regal meiner Lieblingsbücher gefunden hat. Erinnern kann ich mich allerdings nicht mehr so genau daran, Dienstags bei Morrie hat mir damals noch besser gefallen. Dies ist ein weiteres Exemplar, das für Bookcrossing registriert wird und zum nächsten Treffen mitkommt.

Im letzten Herbst schon ins Auge gefasst, jetzt mitgenommen. Danke!

In einem anderen Buch hieß es, die Eltern-Kind-Beziehung sei die komplizierteste, die es gibt, und eine Bookcrosserin sagte mal, man müsse seine Eltern nicht lieben, nur weil sie einen geboren hätten. Chick Benetto hat ein schlechtes Gewissen seiner Mutter gegenüber, denn ganz klar ist sein Vater schuld am Auseinanderbrechen der Familie und seine Mutter die Leidtragende:
"Ich könnte etwas über meine Mutter sagen. Doch ich tue genau das, was er mir aufgetragen hat. [...] Mein Vater achtet die Autorität meines Trainers. Ich achte die Autorität meines Vaters. So ist die Welt sinnvoll organisiert unter uns Männern."
-- Dennoch konnte ich die Geschichte nicht so ganz an mich heranlassen oder jedenfalls nicht ausschließlich Mitleid für die Mutter empfinden, denn kann man von einem Jugendlichen erwarten, nicht auch die Wünsche und Erwartungen seines Vaters zu berücksichtigen (das Baseballspiel), die ja auch offenbar seine eigenen sind?
Selbst wenn er damit dann keinen Erfolg hat - Väter, Mütter und Kinder wünschen sich natürlich immer, dass "etwas Besonderes" aus den Kindern wird, und doch werden sie meistens nur ganz normal, einschließlich aller Probleme, die normale Leute so haben - und vielleicht mehr erreicht hätte, wenn er dem Wunsch seiner Mutter gefolgt und das Studium beendet hätte.
"'Mama, ich kann später immer noch weiterstudieren.' [...] 'Irgendwohin zurückzukehren ist schwieriger, als du glaubst.' Ich glaube, etwas Schlimmeres hätte ich meiner Mutter kaum antun können."
Das war es, was ich mir die ganze Zeit beim Lesen zurechtgelegt hatte - und dann auf den letzten Seiten sagt es die Mutter ja selbst: Ein Kind sollte sich nie für eine Seite entscheiden müssen (womit sie natürlich wieder die moralische Überlegenheit gegenüber dem Vater beansprucht, der sagte, man könne nur Mama- /oder/ Papakind sein).
Und selbst wenn Chick nicht zu dem Baseballspiel gefahren wäre, wäre es trotzdem vielleicht seine Tochter gewesen, die die tote Mutter entdeckt hätte, auch hier ist das schlechte Gewissen zwar verständlich, aber nur bedingt angebracht.
"Diese Männer hatten meine Mutter als Frau gesehen, was ich niemals getan hatte" - auch das ist doch normal für ein Kind, oder? Genauso wie es einem Kind eben peinlich ist, an seinem ersten Tag auf dem Unicampus den erfahreneren Studentinnen mit seiner Mutter gegenüberzutreten.

Nichtsdestotrotz, Chick und seine Mutter sind auf diese Art ins Reine gekommen, und das ist ja doch ganz schön, auch wenn niemand aus der Geschichte als Sieger hervorgeht.