Die Stadt der Blinden
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Das sagt amazon: In einer unbekannten Stadt in einem unbekannten Land wird ein Mann, der in seinem Auto sitzt und darauf wartet, daß die Ampel auf Grün schaltet, plötzlich mit Blindheit geschlagen. Aber anstatt in Dunkelheit gestürzt zu werden, sieht dieser Mann plötzlich alles weiß, als ob er "in einem Nebel gefangen oder in einen milchigen See gefallen wäre". Ein barmherziger Samariter bietet an, ihn nach Hause zu fahren (um ihm danach das Auto zu stehlen); seine Frau bringt ihn mit dem Taxi in eine nahegelegene Augenklinik, wo er an den anderen Patienten vorbei in das Behandlungszimmer gebracht wird. Innerhalb eines Tages sind die Frau des Mannes, der Taxifahrer, der Arzt und seine Patienten und der Autodieb allesamt Opfer dieser Blindheit geworden. Als die Epidemie sich ausbreitet, gerät die Regierung in Panik und beginnt, die Opfer in einer leerstehenden Nervenheilanstalt unter Quarantäne zu stellen. Dort werden sie von Soldaten bewacht, die den Befehl haben, jeden, der zu fliehen versucht, zu erschießen.
So beginnt die Geschichte des portugiesischen Schriftstellers José Saramago über eine Menschheit im Belagerungszustand. Ein erheblicher Mangel an Absätzen, begrenzte Zeichensetzung und eingeschobene Dialoge ohne Anführungszeichen und Attribute erscheinen im ersten Moment als eine ziemliche Herausforderung, aber dieser Stil trägt tatsächlich zum Spannungsaufbau und zur Einbindung des Lesers bei.
In dieser Gemeinschaft von blinden Menschen gibt es noch ein Paar sehender Augen: die Frau des Arztes hat ihre Blindheit nur vorgetäuscht, um ihren Mann in die Quarantäne begleiten zu können. Als die Zahl der Opfer wächst und das Asyl aus allen Nähten platzt, beginnt die Versorgung zusammenzubrechen: Toiletten laufen über, Lebensmittellieferungen kommen nur noch sporadisch, es gibt keine medizinische Versorgung für die Kranken und keine Möglichkeit, die Toten richtig zu begraben. Zwangsläufig beginnen die gesellschaftlichen Konventionen ebenfalls zu zerfallen -- eine Gruppe der blinden Insassen übernimmt die Kontrolle über die schwindende Lebensmittelversorgung und benutzt sie, um die anderen auszubeuten. Währenddessen bemüht sich die Frau des Arztes, ihre kleine Gruppe von blinden Schützlingen zu beschützen, und führt sie schließlich aus dem Asyl in die mittlerweile schrecklich veränderte Landschaft der Stadt zurück.
Die Stadt der Blinden ist in vielerlei Hinsicht ein erschreckender Roman. Er liefert eine detaillierte Beschreibung des totalen Zusammenbruchs der Gesellschaft nach einer überaus unnatürlichen Katastrophe. Saramago treibt seine Figuren bis an den Rand der Menschlichkeit und stürzt sie dann in den Abgrund. Seine Charaktere lernen, in unfaßbarem Schmutz zu leben, sie begehen Akte unbeschreiblicher Gewalt und erstaunlicher Großzügigkeit, die vor dieser Tragödie für sie unvorstellbar gewesen wären. Die gesamte gesellschaftliche Struktur verändert sich, um sich den neuen Umständen anzupassen -- einer Welt, in der einst zivilisierte Stadtbewohner zu zerlumpten Nomaden werden, die sich auf der Suche nach Nahrung von Gebäude zu Gebäude tasten. Der Teufel steckt im Detail, und Saramago hat sich für uns eine Hölle ausgemalt, in der diejenigen, die auf der Straße erblindeten, niemals mehr ihr Zuhause finden werden, in der Menschen gezwungen sind, Hühner roh zu verspeisen, und Rudel von Hunden auf der Suche nach Leichen über die kotübersähten Bürgersteige streunen.
Und dennoch, all diesem Horror hat Saramago Passagen von unübertroffener Schönheit entgegengesetzt. Als ihr von drei ihrer Schützlinge -- Frauen, die sie niemals sehen konnten -- gesagt wird, sie sei schön, "bricht die Frau des Arztes in Tränen aus wegen eines Personalpronomens, eines Adverbs, eines Verbs, eines Adjektivs, bloße grammatikalische Kategorien, bloße Etiketten, genau wie die zwei Frauen, die anderen, unbestimmte Pronomen, auch sie weinen, sie umarmen die Frau des ganzen Satzes, drei Grazien im Regen." Mit dieser einen Frau hat Saramago eine tapfere, vollentwickelte Figur geschaffen, die dem Leser als Augen und Ohren und als das Gewissen der Menschheit dient. Und er hat mit Die Stadt der Blinden eine gehaltvolle, letztlich transzendente Betrachtung geschrieben über das, was es bedeutet, Mensch zu sein. --Alix Wilber
Das sage ich: Ein Buch mit Tiefgang, daß mich sehr beeindruckt hat! Literarisch ebenfalls ein besonderes Buch. Könnte mir vorstellen, es noch einmal zu lesen, was ich eher selten tue.
So beginnt die Geschichte des portugiesischen Schriftstellers José Saramago über eine Menschheit im Belagerungszustand. Ein erheblicher Mangel an Absätzen, begrenzte Zeichensetzung und eingeschobene Dialoge ohne Anführungszeichen und Attribute erscheinen im ersten Moment als eine ziemliche Herausforderung, aber dieser Stil trägt tatsächlich zum Spannungsaufbau und zur Einbindung des Lesers bei.
In dieser Gemeinschaft von blinden Menschen gibt es noch ein Paar sehender Augen: die Frau des Arztes hat ihre Blindheit nur vorgetäuscht, um ihren Mann in die Quarantäne begleiten zu können. Als die Zahl der Opfer wächst und das Asyl aus allen Nähten platzt, beginnt die Versorgung zusammenzubrechen: Toiletten laufen über, Lebensmittellieferungen kommen nur noch sporadisch, es gibt keine medizinische Versorgung für die Kranken und keine Möglichkeit, die Toten richtig zu begraben. Zwangsläufig beginnen die gesellschaftlichen Konventionen ebenfalls zu zerfallen -- eine Gruppe der blinden Insassen übernimmt die Kontrolle über die schwindende Lebensmittelversorgung und benutzt sie, um die anderen auszubeuten. Währenddessen bemüht sich die Frau des Arztes, ihre kleine Gruppe von blinden Schützlingen zu beschützen, und führt sie schließlich aus dem Asyl in die mittlerweile schrecklich veränderte Landschaft der Stadt zurück.
Die Stadt der Blinden ist in vielerlei Hinsicht ein erschreckender Roman. Er liefert eine detaillierte Beschreibung des totalen Zusammenbruchs der Gesellschaft nach einer überaus unnatürlichen Katastrophe. Saramago treibt seine Figuren bis an den Rand der Menschlichkeit und stürzt sie dann in den Abgrund. Seine Charaktere lernen, in unfaßbarem Schmutz zu leben, sie begehen Akte unbeschreiblicher Gewalt und erstaunlicher Großzügigkeit, die vor dieser Tragödie für sie unvorstellbar gewesen wären. Die gesamte gesellschaftliche Struktur verändert sich, um sich den neuen Umständen anzupassen -- einer Welt, in der einst zivilisierte Stadtbewohner zu zerlumpten Nomaden werden, die sich auf der Suche nach Nahrung von Gebäude zu Gebäude tasten. Der Teufel steckt im Detail, und Saramago hat sich für uns eine Hölle ausgemalt, in der diejenigen, die auf der Straße erblindeten, niemals mehr ihr Zuhause finden werden, in der Menschen gezwungen sind, Hühner roh zu verspeisen, und Rudel von Hunden auf der Suche nach Leichen über die kotübersähten Bürgersteige streunen.
Und dennoch, all diesem Horror hat Saramago Passagen von unübertroffener Schönheit entgegengesetzt. Als ihr von drei ihrer Schützlinge -- Frauen, die sie niemals sehen konnten -- gesagt wird, sie sei schön, "bricht die Frau des Arztes in Tränen aus wegen eines Personalpronomens, eines Adverbs, eines Verbs, eines Adjektivs, bloße grammatikalische Kategorien, bloße Etiketten, genau wie die zwei Frauen, die anderen, unbestimmte Pronomen, auch sie weinen, sie umarmen die Frau des ganzen Satzes, drei Grazien im Regen." Mit dieser einen Frau hat Saramago eine tapfere, vollentwickelte Figur geschaffen, die dem Leser als Augen und Ohren und als das Gewissen der Menschheit dient. Und er hat mit Die Stadt der Blinden eine gehaltvolle, letztlich transzendente Betrachtung geschrieben über das, was es bedeutet, Mensch zu sein. --Alix Wilber
Das sage ich: Ein Buch mit Tiefgang, daß mich sehr beeindruckt hat! Literarisch ebenfalls ein besonderes Buch. Könnte mir vorstellen, es noch einmal zu lesen, was ich eher selten tue.
Journal Entry 2 by moerschen at -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Niedersachsen Germany on Monday, May 25, 2009
Released 14 yrs ago (5/25/2009 UTC) at -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Niedersachsen Germany
CONTROLLED RELEASE NOTES:
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Persönliche Übergabe an florinda-bs für die A-Z-BookBox.
Persönliche Übergabe an florinda-bs für die A-Z-BookBox.
...von moerschen als Tauschbuch für die A-Z-Buchbox bekommen...
Nach längerem Zögern behalte ich es nicht, sondern schicke es auf Reisen.
Nach längerem Zögern behalte ich es nicht, sondern schicke es auf Reisen.
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Und nun liegt's in der Box!
Und nun liegt's in der Box!
Journal Entry 5 by DaBookBear from Sandesneben, Schleswig-Holstein Germany on Wednesday, July 1, 2009
Habe das Buch heute aus der A-Z Box genommen.
Nachdem das Buch sehr lange bei m ir im Regal stand, habe ich es mir nun endlich angelesen. Und ich werde leider überhaupt nicht warm damit. Es würde sich sicher lohnen, es weiter zu lesen, aber der Stil und die Beschreibungen liegen mir nicht so...
Journal Entry 7 by DaBookBear at -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Hamburg Germany on Wednesday, July 25, 2012
Released 11 yrs ago (7/30/2012 UTC) at -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Hamburg Germany
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Das Buch wird demnächst mit der Abo-Box 2 weiterreisen.
Und raus aus der Box, rein in mein gemütliches Bücherregal. :o)
16.01.18
Ich sollte mir wirklich angewöhnen, Bücher anzulesen, bevor ich sie in mein Regal stelle ... Die Geschichte klang so interessant - und ist es wahrscheinlich auch, aber ich komme mit dem Stil überhaupt nicht zurecht. Daher habe ich abgebrochen, und das Buch ist wieder zu haben.
20.08.19
Das Buch reist in Kürze zu bassongirl.
16.01.18
Ich sollte mir wirklich angewöhnen, Bücher anzulesen, bevor ich sie in mein Regal stelle ... Die Geschichte klang so interessant - und ist es wahrscheinlich auch, aber ich komme mit dem Stil überhaupt nicht zurecht. Daher habe ich abgebrochen, und das Buch ist wieder zu haben.
20.08.19
Das Buch reist in Kürze zu bassongirl.
Vielen Dank für dieses Wunschbuch! Es stößt ja hier auf geteilte Kritik. Ich bin gespannt.
Wow, was für ein Buch! Es ist nach Die Straße von Cormac McCarthy bereits das zweite Buch innerhalb kurzer Zeit mit einem gewissen Endzeit-Szenario. Und es hat mir genauso gut gefallen. Was passiert, wenn alle blind sind? Dieses Szenario wird hier exemplarisch durchgespielt. Dabei macht das Buch jedoch Hoffnung, dass die Moral nicht ganz den Bach runtergeht.
Der Schreibstil ist wirklich sehr eigenartig, hat mich jedoch sofort in den Bann gezogen. Die Dialoge, Gedanken und Erzählungen sind in einem einzigen Fließtext eingewoben, der wohl die "weiße Blindheit" darstellen soll. Auf dieses Buch muss man sich also einlassen und kann es nicht einfach so nebenbei lesen. Zum Glück hatte ich die Zeit. Ich wollte eigentlich nur kurz reinlesen, habe dann aber nicht von lassen können.
Der Schreibstil ist wirklich sehr eigenartig, hat mich jedoch sofort in den Bann gezogen. Die Dialoge, Gedanken und Erzählungen sind in einem einzigen Fließtext eingewoben, der wohl die "weiße Blindheit" darstellen soll. Auf dieses Buch muss man sich also einlassen und kann es nicht einfach so nebenbei lesen. Zum Glück hatte ich die Zeit. Ich wollte eigentlich nur kurz reinlesen, habe dann aber nicht von lassen können.
Journal Entry 11 by bassongirl at Starbucks in Dresden, Sachsen Germany on Thursday, December 5, 2019
Lieber Finder!
Dieses Buch wurde weder verloren noch vergessen. Es wurde absichtlich freigelassen, damit es gefunden werden kann. Das Buch ist bei Bookcrossing registriert, einem weltweiten Forum zum Lesen, Tauschen und Freilassen von Büchern. Bitte mach einen Eintrag, damit die vorigen Leser erfahren wohin seine Reise führt. Das ist freiwillig, kostenlos und anonym. Nach dem Lesen einfach an Freunde weitergeben oder wieder freilassen!
Viel Spaß!
Dieses Buch wurde weder verloren noch vergessen. Es wurde absichtlich freigelassen, damit es gefunden werden kann. Das Buch ist bei Bookcrossing registriert, einem weltweiten Forum zum Lesen, Tauschen und Freilassen von Büchern. Bitte mach einen Eintrag, damit die vorigen Leser erfahren wohin seine Reise führt. Das ist freiwillig, kostenlos und anonym. Nach dem Lesen einfach an Freunde weitergeben oder wieder freilassen!
Viel Spaß!
Habe das Buch für die Zuglektüre aufgegriffen (und dabei zum ersten Mal ein bookcrossing-Sticker gesehen). Schreibstil nicht ganz mein Fall, aber die Geschichte ist interessant und spannend genug, dass ich es in einem Rutsch las.
Journal Entry 13 by AnonymousFinder at Wien Bezirk 05 - Margareten, Wien Austria on Monday, January 6, 2020
Nachdem es nun ausgelesen ist, lasse ich es im Mimoza im 5. Bezirk frei.