Das Dorf. Frühe Erzählungen

by Iwan Alexejewitsch Bunin | Literature & Fiction |
ISBN: 349202243x Global Overview for this book
Registered by Torgin of Mülheim an der Ruhr, Nordrhein-Westfalen Germany on 2/14/2009
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Journal Entry 1 by Torgin from Mülheim an der Ruhr, Nordrhein-Westfalen Germany on Saturday, February 14, 2009
Klappentext: »Das Dorf«, 1910 entstanden, erzählt die Geschichte zweier Brüder, der eine Wanderhändler, der andere Kneipenwirt und später Landbesitzer, die an der Öde, Stumpfheit und Sinnlosigkeit ihrer Dorfexistenz zerbrechen. »Ganz Rußland ist ein Dorf«, heißt es an einer Stelle, und das meint: überall findet sich die gleiche geistige Armut, Wildheit, Wurzellosigkeit und Leere des Lebens, die die Menschen zugrunde richtet.
Bunins Thematik: Niedergang, Verfall, Stillstand, Tod in der Liebe und durch die Liebe, wie seine sprachliche Meisterschaft bestimmen auch die andren Erzählungen des Bandes. Da ist der Hirt Ignat, der seiner unglücklichen Liebe zu der schönen Ljubka ein tödliches Ende setzt; der wüste Jegor (in »Der fröhliche Hof«), der nach dem Tode seiner Mutter nicht weiterleben kann; da ist in »Kelch des Lebens« die etwas dümmliche Alexandra Wassiljewna, die sich für den Falschen entscheidet, mit dem sie dann in stummer Feindschaft lebt.
»Die Liebe ist Gif für uns«, sagt Streschnjow (in »ein letztes Wiedersehen«) zu der einst von ihm angebeteten Wera, die er jetzt, da sie frei für ihn wäre, nicht mehr begehrt.
Bunins Kraft liegt in der sensiblen, genauen Beschreibung: er entwirft unvergeßliche Bilder russischer Provinzstädte, einsamer Gutshöfe, des weiten russischen Landes; impressionistische Naturbeschreibungen stehen neben den lebensvollen Charakterbildern seiner leidenden und leidenschaftlichen Gestalten.
Wer ein Gespür hat für Farbigkeit und Musikalität der Sprache, für Zwischentöne und für das Ungesagte, das Unsagbare, wird sich der Faszination durch Bunins Prosa nicht entziehen können.

Journal Entry 2 by Torgin from Mülheim an der Ruhr, Nordrhein-Westfalen Germany on Saturday, February 14, 2009
Das Dorf:
Das Elend, die Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit des Daseins, die hier aus jeder Zeile tropfen, könnten den Leser wirklich depressiv machen, und das dies einerseits möglich ist, andererseits aber doch nicht passiert, liegt an der gelungenen sprachlichen Darstellung durch Bunin. Nach den letzten eher wenig erbaulichen Erfahrungen mit Literaturnobelpreisträgern auch jüngeren Datums war dies eine hochwillkommene Entdeckung. Wenngleich der Tonfall natürlich etwas altertümlich ist, schließlich ist das Werk von 1910, so wirkte es auf mich doch moderner und „frischer“ als dies bei anderen der Fall war.

Kusma und Tichon verkörpern zwei unterschiedliche, aber gleichermaßen zum Scheitern verurteilte Ansätze aus dem Dasein, das man nach heutigen Maßstäben kaum Leben nennen möchte, zu entfliehen. Tichon ist nicht von ungefähr Bauer, er würde gerne einen gut florierenden Hof mit Wirtschaft auf die Beine stellen, aber da er selbst sein bester Kunde ist, kann dies nicht gelingen. Die aufflammende Revolution mit ihren zerstörerischen Auswüchsen lehnt er allerdings ab. Kusma, als Händler ähnlich erfolglos wie sein Bruder als Bauer, läßt sich „absichtlich“ ins tiefste Elend sinken, um damit seine Nähe zum elenden Volk noch zu verstärken (allerdings wirkt diese Entwicklung weniger geplant als vielmehr unausweichlich). Das scheint ihm, der sich als Anarchist bezeichnet, ohne die Bedeutung des Wortes erklären zu können, ein notwendiges „Opfer“. Weiter als bis zur Unterstützung einiger Pöbelaktionen im Rahmen der Revolution 1905 als Maulheld reicht es bei ihm aber nicht.

Es handelt sich nicht um einen Roman im eigentlichen Sinne, da es keine entsprechende Handlung gibt; Bunin selbst sprach von einem Poem. Aber als Sittengemälde und realistische Darstellung des ländlichen Rußlands um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ist es durchaus eindringlich und hat sich für mich als lesenswert erwiesen.

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Die übrigen Erzählungen dieses Bandes, in Summe etwa dem Dorf entsprechend, in den Jahren 1911 bis 1916 entstanden, kreisen, wie der Klappentext schon sagt, um verwandte Themen. Auch hier ist die Ausweglosigkeit gerade der unteren Gesellschaftsschichten, die Abhängigkeit vom Wohlwollen der „Herren“ deutlich spür- und sichtbar. Durch die Bank handelt es sich um Menschen, die schwere Schicksalsschläge erlitten haben, ohne dem etwas entgegenzusetzen zu haben, oder um gescheiterte Existenzen, die ihre Zuflucht in Alkohol und Gewalt suchen. Da scheint sich in den letzten 100 Jahren nicht furchtbar viel verändert zu haben ...

Journal Entry 3 by rem_SJJ-315643 on Sunday, March 1, 2009
Auf Bunin bin ich nach deinen Schilderungen schon sehr gespannt.

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