Der Gotteswahn
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"Ich bin ein Gegner der Religion. Sie lehrt uns, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen."
"Richard Dawkins, einer der einflussreichsten Intelektuellen der Gegenwart, zeigt, warum der Glaube an Gott einer vernünftigen Betrachtung nicht standhalten kann. Ein wichtiges Buch, das zu einem brennend aktuellen Thema eindeutig und überzeugend Position bezieht - brillant und bei aller Schärfe humorvoll."
Innentext:
"Der Evolutionsbiologe Richard Dawkins hat nach "Das egoistische Gen" erneut ein Buch geschrieben, das bestehenden Weltbilder grundsätzlich in Frage stellt. In diesem leidenschaftlichen Plädoyer für Vernunft zieht er gegen Religion zu Felde: Der Glaube an eine übernatürliche Macht kann keine Grundlage für das Verständnis der Welt sein und schon gar keine Erklärung für ihre Entstehung. Wenn wir Kritik an den Religionen zum Tabu erklären, laufen wir Gefahr, von Fundamentalisten jedweder Couleur dominiert zu werden. Der Glaube an ein göttliches Wesen ist vielfach die Ursache von Terror und Zerstörung, wie die Weltgeschichte von der Inquisition bis zu den Anschlägen auf die Twin Towers zeigt. Ein wichtiges Buch, das zu einem brennend aktuellen Thema eindeutig und überzeugend Position bezieht."
Ich war gefesselt, überzeugt und dankbar für diesen Augenöffner. Zugegeben, viel zu öffnen war da bei mir nicht, da ich auch vor der Lektüre dieses Buches weder gläubig war noch mich zu irgendeiner Religion hingezogen fühlte, sondern eher Mitleid mit den verwirrten Menschen hatte, die sich ernsthaft den abstrusesten Aberglauben unterwerfen. Diese Meinung ist "natürlich" politisch absolut unkorrekt, umsomehr habe ich gejubelt, als ich dieses Buch gelesen habe. Hilfreich für mich war es, meine eigenen halbgaren und eher laienhaften Gedanken so geordnet, methodisch und eloquent dargereicht zu bekommen.
Ich stimme nicht komplett mit Dawkins überein, der wie ich glaube dem Großteil der Menschheit mehr Intelligenz zuspricht als dieser hat. Eine große Schwierigkeit sehe ich z.B. in der Trostfunktion der Religionen, der Dawkins drei nicht sehr überzeugende Seiten widmet, das Klammern an diesen Trost entgegen aller Vernunft scheint er nicht so ganz zu verstehen oder ihm nicht die Wichtigkeit zuzusprechen, der es entspricht.
"Wie "Mäßigung" im Glauben den Fanatismus fördert" ist meiner Meinung nach viel höher zu bewerten, als er es tut, dies war für mich wirklich eine der Schlüsselstellen in diesem Buch.
Im Prinzip kann ich nur sagen, danke für dieses Buch, jeder, der es ließt, müsste eigentlich von dem Virus Religion befreit sein. Oder sich intellektuell dadurch zumindest soweit entfaltet haben, dass er mir gemäß der Grundthese dieses Buches diese Meinung lässt. Zumindest sollte jeder halbwegs offene Leser den unverdienten Respekt, der religiösen Überzeugungen immer noch entgegengebracht wird, ganz gewaltig überdenken (vgl. Seite 35f).
Dieses Buch möchte ich gerne mit euch teilen und hab einen Ring draus gemacht.
Ehrlich gesagt hoffe ich auch auf etwas ausführlichere Journale, darauf, dass ihr schreibt, was euch gefallen hat, was ihr doof fandet und ob und wie das Buch vielleicht euren eigenen Glauben oder eure Meinung über Religion im Allgemeinen verändert hat.
Nur der Form halber (obwohl es eigentlich gegen die im Buch postulierten Prinzipien verstößt):
Mit der Religion ist das so eine Sache, mit dem persönlichen Glauben erst recht. Also seid höflich, fühlt euch von abweichenden Meinungen nicht angegriffen und bleibt sachlich. Wenns geht.
Viel Spaß beim Lesen!
Teilnehmer:
1. SwissShutist
2. Chaotica
3. Falmouth
4. erinacea
5. CaptainCarrot
6. fine-art
7. Annieselan
8. vinterstorm
9. Dope23
10. zarzamora
11. Eisi
12. evagutenberg
...und zurück zu mir.
Released 15 yrs ago (12/1/2008 UTC) at Mail, Bookring -- Controlled Releases
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Heute per Post an Swiss rausgegangen.
Danke, Clubby, dass du teilhaben lässt.
Update vom 15. Januar 2009:
Leider bin ich über Weihnachten/Neujahr nicht so zum Lesen gekommen, wie ich mir das vorgestellt habe. Nicht, dass ich keine Zeit gehabt hätte, daran hat's nicht gelegen. Nein - ich habe mir - und das ist ja an und für sich höchst erfreulich (und ich bin auch entsprechend stolz) - das Rauchen abgewöhnt. Nun hat sich das aber so ausgewirkt, dass ich mich kaum eine Minute irgendwo stillhalten konnte. Und von längere Zeit irgendwo ruhig sitzen und konzentriert lesen, konnte keine Rede sein. Das heisst nun, dass ich mit dem Dawkins Buch ziemlich im Rückstand bin. Weil ich jetzt aber meine "Nachfolger" nicht zu lange warten lassen will, habe ich mir kurzerhand eine eigene Kopie des Gotteswahnes zugelegt und werde die Ringkopie kurzum weiterschicken (an Chaotica, Adresse habe ich schon).
Verständlicherweise kann ich mich nach nur 155 von 575 Seiten noch nicht richtig zum Buch äussern; ich werde das zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Für heute nur soviel: Ich finde das Buch an und für sich absolut faszinierend, werde die Frage aber nicht los: Die Art, mit welcher Dawkins gegen den Wahn (wie er ihn nennt) vorgeht, gleicht die nicht einer Predigt, vorgetragen mit schon fast religiösem Eifer?
Update vom 20. Februar 2009:
Auch wenn ich mich bis am Schluss zwingen musste - ich habe das Buch fertig gelesen. So sehr mich die Darlegungen im Buch zu Beginn fasziniert haben, so sehr hat mich der Autor bis am Schluss abgestossen. Ich bin mit einem Teil des Buches einverstanden (mit einem anderen nicht und einen weiteren habe ich zugegebenermassen glattweg nicht verstanden), aber mit der Person Richard Dawkins, der sich selber und alle, die seiner Meinung sind, für genial hält, alle anderen aber für ungebildet, dumm und verachtenswert, kann ich gar nichts anfangen (und ich mag mich deshalb nicht des langen und breiten mit seinem Buch auseinandersetzen).
Dass mir Mr. Dawkins mit seiner Art nicht besonders sympathisch ist (gelinde gesagt), tut ja aber nicht allem, was er sagt, Abbruch. Ich versuche jedenfalls einiges aus dem "Gotteswahn" für heute und für die Zukunft zu bedenken (zum Beispiel: "Ich wusste nicht, dass ich das gedurft hätte" , oder: der oft unreflektierte Respekt, der allem entgegengebracht wird, was nur nach Religion riecht, oder: es gibt keine katholischen Kinder, u.a.m.)
Released 15 yrs ago (1/16/2009 UTC) at Ostermundigen, Bern / Berne Switzerland
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Seit heute Mittag unterwegs zu Chaotica in Remscheid. B-Post: wird ein paar Tage dauern.
Update 7.Feb.
Ich möchte meine Gedanken zum Buch gerne zeitnah festhalten, damit nichts verloren geht. Also wird dieser JE eine Art "Lesetagebuch" werden, wenn ihr nichts dagegen habt.
Als Notiz für mich: Dawkins schreibt aus der AMERIKANISCHEN Sicht der Dinge!
1. Kapitel:
Es gibt einen ziemlich sicheren Weg um eine konstruktive Diskussion von vornherein unmöglich zu machen. Das ist: dem Andersdenkenden an den Kopf zu werfen, dass er schlicht zu dumm sei um alle Facetten des Diskussionsgegenstandes zu überblicken. Nichts anderes tut Dawkins, wenn er sagt dass Atheismus ein "Zeichen für eine gesunde geistige Unabhängigkeit und sogar für einen gesunden Geist" sei.
Des weiteren vermisse ich in dem Unterkapitel "Verdienter Respekt" eine Auseinandersetzung mit den Facetten der Religion, die tatsächlich respektwürdig sind.
2. Kapitel:
Dawkins beleuchtet verschieden Varianten und Grade von Religiosität und mir dämmert, worauf er hinaus will. Auch in diesem Kapitel stört mich die nervige Häufung abwertender Adjektive - aber das ist Dawkins Stil, den ich schon aus seinen Bücher über Evolutionsbiologie kenne.
3. Kapitel:
Die sogenannten "Gottesbeweise" zerpflückt Dawkins scharfsinnig und treffend. Nur warum es ihm so unglaublich wichtig ist, aufzuzeigen, dass viele Wissenschafter nicht gläubig sind, will mir nicht einleuchten. Ob eine Theorie richtig oder falsch ist, kann man nicht daran festmachen wieviele oder welche Art von Menschen von ihr überzeugt sind oder nicht. Meiner Meinung nach gerät Dawkins mit dieser Argumentation genauso auf Abwege wie Theologen, die für die Richtigkeit ihres Glaubens anführen, dass es ihn schon 2000 Jahre lang gibt...
4. Kapitel:
Nun, das was für mich nun nichts Neues. Besonders das anthropische Prinzip finde ich nach wie vor faszinierend, lässt sie sich doch für vieles mehr anwenden. Beispielsweise stellen wir Menschen selbstverständlich nur die Frage, ob Tiere (oder Pflanzen) so etwas wie kognitive Intelligenz besitzen könnten - andere mögliche Bewußtseinsformen sind für uns im Wortsinn unvorstellbar.
5. Kapitel:
In den ersten Kapiteln stellt Dawkins immer wieder heraus, dass es die Möglichkeit einer bewussten Entscheidung für oder gegen Religion gäbe. In diesem Kapitel nun zeigt er auf, dass es eventuell eine "biologische Notwendigkeit" gibt, warum sich Religion entwickelt hat - und sei es als quasi unerwünschtes Nebenprodukt. Wenn man dieser Argumentation folgt, stellt sich damit sofort die Frage, wie es um die Möglichkeiten der freien Entscheidung für oder gegen Religion wirklich bestellt ist. Könnte die Motte, wenn sie einen freien Willen hätte, sich bewusst entscheiden dem programmierten Befehl zur Verfolgung eines bestimmten Winkels zum Licht nicht mehr zu folgen? Und wenn ja, welche Folgen hätte dies? Wäre es dem Menschen möglich durch eine bewusste Entscheidung die im Gehirn festgeschriebenen Verhaltensweisen zur Vermeidung von Schmerz zu ignorieren? Wenn wir eine über Generationen gefestigte Prädisposition zu religiösen Verhaltensweisen in uns tragen, sind wir dann wirklich in der Lage, diese einfach abzulegen? Letztlich führen all' diese Fragen zu der allumfassenden Frage ob - und wenn ja in wie weit - der Mensch außerhalb der Natur steht.
Und selbst wenn sich zeigte, dass der Mensch - oder einzelne Exemplare - in der Lage ist eine Religion abzulehnen, bleibt doch die Frage ob die Prädisposition nicht dazu führt, dass eine offensichtliche Religion nur durch eine andere, vielleicht weniger als solche erkennbare, Religion ersetzt wird. Auch der Glaube an die grundständigen Axiome der Mathematik ist evtl. nichts anderes als das: ein unbeweisbarer Glaube.
Ich bin gespannt, ob Dawkins im weiteren Verlauf des Buches diesen Schluss ebenfalls erkennt und eine Auflösung versucht!
6. Kapitel:
Das scheint ein Kapitel zu sein, dessen Existenz nur aus der amerikanischen Sicht der Dinge verständlich wird. Religion als Ursache aller Moral zu betrachten ist eine Denkweise, die mir hier höchst selten begegnet ist. Das liegt wohl daran, dass unzweifelhaft ist, dass alle Menschen auf diesem Planeten egal zu welchen Völkern oder Religionen sie gehören oder gehörten, eine Moral entwickelt haben, die häufig sehr ähnliche Züge hat.
7. Kapitel:
Dieses Kapitel zeigte mir, dass auch Dawkins eine spitze Feder führt und - wohlmeinend gesprochen - mindestens gefärbt berichtet, wenn nicht einseitig.
Dass das Alte Testament schlecht weg kommt war zu erwarten, auch wenn ich es hier ebenfalls bevorzugt hätte, dass Dawkins auf emotionale Adjektive verzichtete und bei einer objektiveren Sicht der Dinge bliebe. Nur warum schenkt er dem Neuen Testament so wenig Aufmerksamkeit? Wenige Seiten später legt Dawkins ausführlich dar, dass der ethische Zeitgeist sich weiter entwickelt und es zu allen Zeiten Menschen gab, die ihrer Zeit weit voraus waren und revolutionäre Gedanken entwickelten. Huxley und Lincoln im 19. Jahrhundert, Martin Luther Kind und viele andere... Nun, in die Kategorie gehört dann wohl auch Jesus oder - falls es ihn nicht gab - die Menschen die hinter den ihm zugeschriebenen Ideen steckten.
Sollte man dann nicht dessen Ideen genauso weiter entwickeln und weiter denken wie die Ideen eines Martin Luther King, eines Lincolns oder eines Mahatma Gandhi, statt sie in Bausch und Bogen zu verwerfen?
8. Kapitel:
Dieses Kapitel hat mich überrascht. Ich hatte damit gerechnet, dass Dawkins die unzähligen Fälle negativer Folgen von Religion aufzählt, von den Kreuzzügen angefangen. Tut er aber nicht, statt dessen zeigt er auf, worum es ihm eigentlich geht: die Unterwanderung von selbstreflektierender Wissenschaft im weitesten Sinne. In dieser Hinsicht stimme ich völlig mit ihm überein, wie auch im
9. Kapitel,
in dem er in aller Deutlichkeit sagt, dass eine Indoktrinierung von Kindern nicht nur schädlich, sondern moralisch unzulässig ist. Ich hatte nicht damit gerechnet, aber es hat mich gefreut zu lesen, dass Dawkins dennoch für eine Vermittlung von Religion ist. Aber eben nicht im Sinne von "Daran musst Du jetzt glauben." sondern eher als "Vergleichende Religionswissenschaft". Auch hierin stimme ich ihm zu, denn das Wissen um unsere Vergangenheit (und die Religion gehört da zwingend dazu) ist ein - wenn nicht das - wichtigste Werkzeug um uns selbst und die menschliche Gesellschaft mit allen Irrungen und Wirrungen zu verstehen.
10. Kapitel:
Dieses wirkt irgendwie unfertig, bzw. sehr ähnlich zum 5. Kapitel. Die Frage ob es so etwas wie eine psychologische Notwendigkeit für Gott gibt, wurde dort schon ausführlich behandelt. Ob die Bibel (oder andere religiöse Texte) als Teil unserer Kulturgeschichte bewahrt und gelesen werden sollte, darüber sind wir uns wohl alle einig.
Zusammenfassung:
Dawkins Bücher über sein eigenes Fachgebiet waren besser. Ich will nicht sagen, dass dieses Thema zu komplex für ein Buch wäre, aber offenbar kann Dawkins es nicht so leicht abhandeln wie Fragen der Evolutionsbiologie. Entsprechend empfinde ich seine Argumentation teilweise als sprunghaft oder sogar lückenhaft.
Schade auch, dass Dawkins nicht erkannt hat, dass auch naturwissenschaftlich-mathematische Beweise nur dann funktionieren, wenn ich mich darauf verständigt habe, dass einige grundlegende Axiome gelten sollen, die ich per Definitionem nicht beweisen kann.
Trotzdem danke ich euch, dass ich mitlesen durfte und besonders Clubby für die Einrichtung des Rings. Das Buch wird heute (25.02.) noch weiter reisen.
Auf den "Gotteswahn" bin ich schon sehr gespannt. Da ich auch die Bücher von Schmidt-Salomon kenne, der sich ebenfalls als Rationalist versteht, dürfte es interessant sein, Gemeinsamkeiten und/oder Unterschiede zu entdecken.
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Dawkins Buch ist sehr aufschlussreich, mutig und überaus lesenswert. Ich hatte vorher schon die Schriften von Schmidt-Salomon gelesen, der allerdings eloquenter und philosophischer schreibt. Dawkins seinerseits packt das Thema witziger und auch bissiger an und schreibt so, dass eigentlich jeder seine Argumente leicht nachvollziehen kann.
Man wirft Dawkins Polemik, Einseitigkeit und Plattheit vor. Das stimmt sicherlich zum Teil, ist aber im übrigen etwas, was auf alle Pro-Religions-Autoren genauso zutrifft. Aber Dawkins Buch ist außerdem ein Augenöffner, der einem schlicht sagt: Leute, gebraucht endlich euren Verstand!
Ich war überrascht, zu lesen, dass es immer noch einige religiöse Naturwissenschaftler gibt, obwohl doch gerade sie durch ihre Forschungen Erkenntnisse haben und ein Wissen gewinnen, das uns anderen nicht-naturwissenschaftlich Tätigen verborgen bleibt. Es ist mir schleierhaft, dass man trotz der relativ eindeutigen Forschungsergebnisse immer noch an Jungfrauengeburt, Auferstehung und Himmelfahrt glauben kann.
Im übrigen finde ich es durchaus wichtig und richtig, dass Dawkins so oft Naturwissenschaftler und ihre Einstellung zum Glauben erwähnt. Immerhin forschen diese Leute über genau die Themen, um die es hier geht und können entsprechende Beweise für oder gegen etwas vorlegen. Und wen soll er denn sonst zitieren? Lieschen Müller? Deren Glaube mag ja durchaus ihre Privatsache sein und ich will ihn ihr auch gerne lassen, aber da sich Religionsvertreter in fast allen Ländern der Erde so gerne zum Beispiel in die Politik einmischen, und ihnen fast überall entsprechende Macht eingeräumt wird, ist es mir wichtiger, zu wissen, was ein Fachmann über dieses bestimmte Thema denkt als ein Privatmann oder ein Theologe, der eben NICHT nach dem Kern der Sache forscht, sondern dessen Glaube sich im luftleeren Raum bewegt. Lieschen Müller wird ohnehin nur auf den „persönlichen Gott“ hinweisen, der straft, vergibt und Gebete erhört.
Apropos: In Walfahrtskirchen und –kapellen findet man regelmäßig Dankesschreiben (in den ausgelegten Besucherbüchern oder an Informationstafeln), in denen solche Sachen zu lesen sind, wie z.B. „Lieber Gott, ich danke dir, dass du mein gebrochenes Bein geheilt hast“. Da denkt man sich dann: Ach, das kann der liebe Gott also? Bei größeren Anlässen versagt er nämlich kläglich, zum Beispiel, als während des 3. Reiches Millionen von Menschen in den Konzentrationslagern umgebracht worden sind, beim Weihnachts-Tsunami in Indonesien vor einigen Jahren oder bei dem Attentat auf das World Trade Center in New York, und überhaupt bei Flugzeugabstürzen, Schiffsuntergängen, Massenkarambolagen auf der Autobahn, bei Gewaltverbrechen, bei Erdbeben, oder auf der Kinder-Krebsstation usw. usw.
Hat er da gerade Kaffeepause, ist er in Urlaub, oder sagt er sich womöglich: „Och nöö, heute mal nicht. Ich hab gestern so viele Beinbrüche geheilt, da brauch ich mal eine Auszeit.“
Aber: Wie bei Dawkins zu lesen, hat der Religions-Philosoph Richard Swinburne ja gesagt, dass Gott solche Dinge nicht verhindern darf, weil er dann uns Menschen die Gelegenheit nehmen würde, selbst an ihrer Verhinderung zu arbeiten!!!
Diese Aussage ist so naiv wie dumm. An der Verhinderung solcher Katastrophen können ja nur die Menschen arbeiten, die überlebt haben. Alle anderen werden also auf dem Altar eines merkwürdigen göttlichen Planes geopfert, der vorsieht, einen Großteil der Menschheit umzubringen, damit der andere Teil sich vervollkommnen kann. Kann irgendjemand eine solche kranke Logik nachvollziehen? Vermutlich nur diejenigen, die auch glauben, dass Gott seinen eigenen Sohn hat bestialisch umbringen lassen, weil er nur so unsere Sünden vergeben kann.
Okay, auch das ist polemisch und vielleicht nicht ganz fair. Mir leuchtet aber auch nicht ein, wieso ein Gottesglaube, der so viel Leid und Elend in den vergangenen Jahrtausenden über die Menschheit gebracht hat, wieso eine Religion, deren historische Entwicklung mit so vielen Lügen und Verbrechen verwoben ist, für uns normale Menschen irgendeinen Vorteil oder Nutzen haben sollte, außer für die, die daran verdienen (und zwar sehr gut!).
Die Bibel mag zwar zu unserem Kulturgut gehören, aber ich bezweifle, dass es sehr viele Menschen (auch unter den Kirchgängern) gibt, die sie von A – Z gelesen haben. Die Meisten haben sie zwar im Regal stehen, aber werfen sie jemals einen Blick hinein? Wissen sie eigentlich, dass die Geschichten darin in etwa dem Wahrheitsgehalt von Grimms Märchen gleichkommen? Auch Kulturgüter sind nicht unantastbar, sondern man sollte immer wieder ihren Sinn und Nutzen überprüfen.
Genau darauf weist Dawkins in seinem Buch hin.
Released 15 yrs ago (3/16/2009 UTC) at Remscheid, Nordrhein-Westfalen Germany
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Geht an Erinacea. Viel Spaß beim Lesen.
Dawkins hat hier vor ein paar Monaten eine Art Lesung/Vortrag abgehalten - das fand ich total spannend und freue mich daher schon sehr darauf, das dazugehörige Buch zu lesen. (Das englische Exemplar, das es damals zu kaufen gab, war mir dann doch etwas zu teuer und sprachlich riskant, und auf Autogramme lege ich keinen großen Wert.)
@Clubby: Dein Innen-"Label" ist ja ein echter Blickfang, könnte sich evtl. sogar für echte Releases eignen. :)
Mir hat das Buch ganz ausgezeichnet gefallen, auch wenn ich Dawkins nicht in allen Punkten zustimmen kann. Ich fand es aber auch bei weitem nicht so polemisch wie ich angesichts einiger Rezensionen erwartet hatte, was auch daran liegen mag, dass ich von vornerein mit einer eher ablehnenden Haltung an (organisierte) Religion herangehe und der Bibel den gleichen Stellenwert beimesse wie etwa griechischen Sagen. (Hey, spannende Stories!)
Ich habe lange (mehrere Wochen, ja) nach einer Formulierung gesucht, um mein dennoch vorhandenes Unbehagen in Bezug auf den "Gotteswahn" zum Ausdruck zu bringen. Vergangenen Donnerstag stieß ich dann zufällig im "Spiegel" vom 11.4. auf einen Leserbrief, der das ganze auf den Punkt bringt: "Später erst reifte die Erkenntnis, dass mit Religion ein Grundbedürfnis befriedigt wird und dass es nur eine Minderheit aushält, mit offenem Erkenntnishorizont zu leben." (Klaus Müller, in Antwort auf Karen Duve, Spiegel 14/2009)
Wie Clubby bereits ansprach, übergeht Dawkins die Trostfunktion von Religion weitestgehend. Der Gedanke etwa an ein Weiterleben nach dem Tod, obwohl oft instrumentalisiert, kann Menschen auch Hoffnung geben, wenn sie beispielsweise am Leben verzweifeln, Angehörige verloren haben oder tödlich erkrankt sind.
Verstört hat mich Dawkins' Vergleich von frühkindlicher Indoktrination mit Kindesmissbrauch - da gibt es, denke ich, doch einen erheblichen Unterschied.
Übrigens habe ich das Buch bereits am 9.4. zur Post gebracht, wo mir die Postmitarbeiterin eine überzählige 0,55 Marke abknibbelte und mir zurück gab. (Wenn ich das Päckchen jetzt als "unzureichend frankiert" zurückbekomme, werd ich sauer.)
PS: Ende März habe ich mir das Buch auch selbst gekauft, und bin gerade dabei, es noch einmal zu lesen. :)
Released 15 yrs ago (4/9/2009 UTC) at -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Berlin Germany
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Das Buch lag schon eine Weile bei mir rum, bis mir kurz vor Ostern (dem Anlass entsprechend) einfiel, dass es an der Zeit war, es weiterzuschicken. Das Päckchen war mal wieder zu dick für den Briefkastenschlitz, und auf der Post erlebte ich das erste Mal, dass man mir sagte, ich hätte zuviele Briefmarken raufgeklebt (0,85 hätte auch gereicht). Obwohl ich überhaupt nicht darauf bestand (meine Reaktion war eher "Ach, naja, was soll's"), machte sich die Postmitarbeiterin daran, die überzählige Marke vorsichtig abzuknibbeln. Ich hab sie auch noch, die Marke, weiß aber nicht, ob ich mich wirklich traue, sie irgendwo raufzupappen. o_O
Herzlichen Dank schon mal für den Ring und fürs Schicken!
Jetzt war das Buch sehr lange bei mir - Entschuldigung! - und nun reist es weiter zu fine-art.
Released 14 yrs ago (7/18/2009 UTC) at Dortmund, Nordrhein-Westfalen Germany
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Abreise zu fine-art
Ich habe mir beim Lesen leider keine Notizen gemacht, so dass ich jetzt nicht mehr im Detail aufschreiben kann, was mich störte oder wo mich seine Argumentation überzeugte. Ich notiere daher nur ein paar Punkte, die mir gerade in den Sinn kommen.
Das Buch war bei weitem nicht so polemisch wie ich es nach dem, was ich darüber gehört hatte, erwartet und befürchtet hatte. Trotzdem fand ich seinen Ton stellenweise (vor allem im ersten Kapitel) äußerst unangebracht und sehr ärgerlich. Er argumentiert, dass es erlaubt sein müsse, über Religion in der gleichen Art zu diskutieren wie man über andere kontroverse Themen streitet, womit ich ihm eigentlich Recht gebe. Dennoch empfinde ich seinen Ton häufig als zu hart, als verletzend gläubigen Menschen gegenüber. Ich bin unentschlossen, ob er das bewusst macht, um die Auflage seines Buches zu steigern oder ob das einfach seine Art ist, wissenschaftlich zu debattieren. Für eine reine Debatte unter Fachexperten ist ein solcher Stil nicht unüblich und ein Teil der wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Hier aber attackiert er nicht nur Theologieprofessoren, sondern auch "einfache" Menschen, ganz normale Gläubige, die gar nicht anders können als sich persönlich angegriffen zu fühlen.
Gut gefallen hat mir das Buch an den Stellen, an denen es auf der rein fachlichen Ebene bleibt, wie zum Beispiel in dem Kapitel, in dem er die verschiedenen Gottesbeweise auseinander nimmt. Auch das Kapitel, in dem er auf verschiedene Bibelpassagen eingeht, fand ich sehr lehrreich und gelungen. Von dieser Art hätte ich mir ein bisschen mehr gewünscht.
Seinen eigenen Beweis der Nichtexistenz Gottes fand ich zwar in sich stimmig (und von einem naturwissenschaftlichen Standpunkt aus auch durchaus plausibel), ich vermute aber, dass sich kein gläubiger Mensch davon überzeugen ließe. Ein Gott, der selbst "gestaltet" und naturwissenschaftlichen Gesetzen folgend entstanden ist, wird auch den meisten religiösen Menschen widersinnig vorkommen. Dawkins zieht daraus den Schluss, dass es keinen Gott geben kann. Ein gläubiger Mensch wird wohl eher den argumentieren, dass Gott außerhalb von Raum und Zeit existiert und einfach nicht den naturwissenschaftlichen Gesetzen unterliegt (was nach Dawkins' Auffassung schlicht unmöglich ist). Wenn man aber von derart unterschiedlichen Voraussetzung ausgeht, wird man sich nie gegenseitig überzeugen können, egal wie schlüssig die Folgerungen in sich sind.
Die zahlreichen Wiederholungen der ewig gleichen Argumente fand ich sehr ermüdend. Das Buch hätte ohne inhaltliche Einbußen problemlos mindestens 100 Seiten weniger haben können. Ich hätte es dann erheblich lieber gelesen.
Ich könnte hier noch etliche Punkte mehr nennen, sowohl positiv als auch negativ, aber das führt mir jetzt zu weit. Das, was mir an dem Buch am wichtigsten ist, habe ich bereits genannt und das möchte ich noch einmal wiederholen: Es regt zum Nachdenken an.
Ich verzichte auf eine Punktebewertung, weil sie mir für dieses Buch nicht angemessen erscheint.
Released 14 yrs ago (9/21/2009 UTC) at -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Baden-Württemberg Germany
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Tut mir leid, dass dieses Buch so lange bei mir war. Erst habe ich lange zum Lesen gebraucht, und dann habe ich auch noch den Journal-Eintrag eine Weile vor mir hergeschoben... Jetzt reist es aber endlich weiter zur nächsten Station.
Generell finde ich Dawkins Grundthesen sehr überzeugend, aber mir geht es wie SwissShutist, ich finde die Person Richard Dawkins einfach unsympathisch. Je weiter ich im Buch vorankam, umso mehr hat mich der Autor selbst abgestoßen. Er nimmt meiner Meinung nach das gleiche für sich heraus, was er den Religionen vorwirft: die Allwissenheit & Unfehlbarkeit. Das nimmt seinen durchaus plausiblen Rückschlüssen & Thesen dann wieder die Kraft, finde ich.
Wobei ich ihm zugute halten muss, dass er bei den wichtigsten Stellen des Buches, nämlich warum es seiner Meinung nach keinen Gott geben kann und die Bibelstellen, sehr sachlich bleibt und die Polemik mal völlig beiseite lässt.Das hätte ich mir auch für den Rest des Buches gewünscht, aber leider gelingt es ihm da nicht mehr.
Ich verstehe auch nicht, wieso es ihm so wichtig ist, nachzuweisen, dass viele Wissenschaftler Atheisten sind. Das hat doch mit der Richtigkeit seiner Thesen nichts zu tun und ist dafür nicht wichtig. Es scheint Dawkins aber so wichtig zu sein, dass er mehrfach darauf herumreitet.
Es stimmt aber wirklich, dass heutzutage einfach viel zu viel auf religiöse Dinge Rücksicht genommen wird, ganz egal wie falsch sie wirklich sind. Aber dazu brauchte ich nicht Dawkins Buch, denn ich lebe seit meiner Geburt in einer streng katholischen Stadt und habe da schon vieles miterlebt. Besonders schockierend finde ich diese "Toleranz" dann im Bezug auf Dinge wie Beschneidung von Mädchen, "Ehrenmorde" usw. Schade, dass die Religion allen Atheisten diese Toleranz nicht entgegenbringt..... ;-)
Es war auf jeden Fall ein sehr interessantes Buch und ich bin froh, dass ich mitlesen durfte.
Also einerseits finde ich, dass Dawkins es oft schaft Dinge einfach auf den Punkt zu bringen und das auf ganz einfache verständliche Weise. Es macht den Eindruck als wäre dieses Buch für die Massen geschrieben. Ich denke viele "religiöse" Menschen haben über die eigene Religion auch nur ein Halbwissen, nachdem man ihnen eingetrichtert hat zu glauben und die kann dieses Buch sicherlich auch umstimmen.
Andererseits ist so ein Thema einfach zu groß für ein Buch. Das ganze wirkt noch recht planlos aneinandergesetzt. Es werden einfach hier und da Dinge rausgepickt und zerpflückt. Im Nachwort findet man dann noch einen Kommentar unter der Überschrift "Ich selbst bin Atheist, aber die Leute brauchen die Religion". Leute, die sich selber als Atheisten sehen, aber die Religion dulden, weil andere sie brauchen, werden da als herablassend bezeichnet. Aber genauso sehe ich den ganzen Ton in dem Buch. Es ist teils geschrieben, aber würde Dawkins alle Gläubigen für dumm halten. Ich vermute als Gläubiger würde man das Buch ganz schnell aus der Hand legen und sich beleidigt fühlen. Erinnert insgesamt mehr an eine Kneipendiskussion als an ein wissenschaftliches Buch ;-)
Der Umschlag mit der nächsten Adresse liegt schon bereit...
Mir hat das Buch sehr gut gefallen.
Sobald ich die Adresse von zarzamora habe, reist es weiter.
Grundsätzlich fand ich das Buch ziemlich interessant. Allerdings hat mir gleich das erste Kapitel instinktiv missfallen. Es wirkte einfach aggressiv. Ich hatte den Eindruck, dass erst einmal ein Feindbild aufgebaut werden soll. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mich in vielen Punkten überhaupt nicht wiedergefunden habe. Irgendwie glaube ich, dass das Buch hauptsächlich für Atheisten geschrieben wurde, die unter ihren christlichen Mitmenschen zu leiden meinen. Ich bin zwar Atheistin, die sich manchmal zwar über manche Aussagen von Gläubigen oder Kirchenvertretern ärgert, aber ich leide nicht.
Das Kapitel über die Indoktrination von Kindern habe ich dagegen mit Interesse gelesen, weil ich mich damit identifizieren kann. Wenn ich auch den anfänglichen Vergleich mit sexuellem Missbrauch sehr unglücklich fand.
Und dann war mir einfach zu viel Evolutionsbiologie im Buch ;-). Bei mir ist im Nachhinein der Eindruck zurückgeblieben, dass sich Dawkins - was angesichts seines Berufs allerdings nicht ganz ungewöhnlich erscheint - dem Thema hauptsächlich auf dieser Ebene widmet. Und das reicht mir nicht. Vielleicht bin ich auch deshalb etwas unzufrieden mit dem Buch.
Alles in allem finde aber auch ich den Autor nicht sonderlich sympathisch. Was sich auch durch seine letzte hirnrissige Aktion, den Papst wegen der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche verhaften lassen zu wollen, nicht geändert hat ;-).
Released 13 yrs ago (4/26/2010 UTC) at -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Sachsen-Anhalt Germany
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Heute weitergeschickt.
Ich werde es wohl - sehr passend - über Weihnachten lesen. Da ich Weihnachte seit Jahren ignoriere, wird das wohl eine stimmige Lektüre sein...