Nicht irgendwo im fernen Land spielt diese wahre Geschichte, sondern nebenan, unter uns. Ein kleiner Junge mit einem großen, fröhlichen und ernsten Herzen und einer sensiblen, verletzlichen Seele steht im Mittelpunkt dieses Buches. Tadesse aus Äthiopien hat schon viel hinter sich, als er nach Deutschland kommt, zu seinen Adoptiveltern. Fünf Jahre lebte er in einem kleinen schwäbischen Ort, bevor er sich in seinem Kinderzimmer erhängte. "Schwarzerle", "Nigger", "Buschneger", "schwarze Sau", ... Tadesse war nicht nur aggressiven Anfeindungen ausgesetzt, sondern auch Gedankenlosigkeit, Hänseleien.
"Tadesse, warum?" - Diese Frage stellt sich Irmhild Söhl in immer neuen Annährerungen an das Unfaßliche. Sie hat diesen Jungen in ihre Familie adoptiert. In eine Familie, die ihn mit offenen Armen aufnahm, die wenigstens ein Kinderleben aus dem Elend der Dritten Welt zu retten versuchte. Tadesse, dessen Körper in Afrika zu wenig zum Leben hatte und der in der deutschen Provinz starb, weil seine Seele hier nicht zurechtkam. Es ist seine Geschichte, aber auch unsere. Eine Geschichte voller Leben, tragisch und fröhlich, zärtlich und traurig zugleich. Eine Geschichte über den alltäglichen Zustand unserer Gesellschaft und über das Fremdsein in Deutschland. Aber auch über die Last und die Freuden einer Kindheit, über das Leiden, die Trauer und die Liebe einer Mutter. Ein Buch, das Augen und Herzen zu öffnen vermag.

Die Autorin
Irmhild Söhl, geboren 1943 in Schleswig, Studium der Psychologie, Pädagogik und Kunst, jahrelang tätig in der Jugend- und Heimerziehung, jetzt Hausfrau, Mutter von sechs Kindern. Sie hat, zusammen mit ihrem Mann Frerich, Tadesse 1976 adoptiert. Lebt bei Schwäbisch Hall.

Das kleine Büchlein (160 Seiten) hat man eigentlich schnell durchgelesen - eigentlich...
Der kleine Junge, der seine äthiopische Heimat verlässt, um im reichen Deutschland eine neue Familie und eine Zukunft zu finden, muss auch hier schlimme Erfahrungen machen. Seine Lehrerin, die sonst alle Kinder beim Namen nennt, ruft ihn nur "schwarzer Mann". Als er im Religionsunterricht die Frage stellt, warum der liebe Gott in Afrika so viele Kinder verhungern lässt, bekommt er von derselben (?) Lehrerin zur Antwort: "Der liebe Gott hat soviel zu tun. Der muss sich erst einmal um die Weissen kümmern!" [Seite 84]. Von jemandem mit pädagogischer Ausbildung erwartet man ganz sicher nicht eine derart menschenverachtende Äusserung.
Erschütternd auch der Friseurbesuch. Der erste Friseur will die Haare von Tadesse nicht anfassen, weil er Läuse darin vermutet. Der zweite Friseur behauptet gar: "Dein Haar hat der Teufel gemacht." [Seite 93]
So geht es die ganze Zeit hindurch weiter. Was diese ständige Ablehnung und Abwertung seiner Person in einer Kinderseele anrichten kann, lässt sich nur erahnen. Sogar der katholische Theologe, in dessen Familie Tadesses Schwester Nunu lebt, verbietet den Geschwistern jeden Kontakt und erzählt Nunu gar, dass ihre leibliche afrikanische Mutter gestorben ist, um endlich Ruhe vor den Fragen der Kleinen zu haben.
Wenn man das Buch liest, hat man den Eindruck, das Ganze sei schon vor 60 Jahren passiert. Aber die Geschehnisse liegen in der Zeit zwischen 1976 und 1981. Das finde ich das eigentlich Erschreckende daran.

Das Buch kommt in meine Bookbox "Schicksale & Erfahrungen"

Ich habe es heruas genommen und bin gespannt, es zu lesen!

Tadesse, der kleine äthiopische Junge mit einem großen, fröhlichen und ernsten Herzen, lebte fünf Jahre in einem deutschen Dorf, bis er sich in seinem Kinderzimmer erhängte: Eine erschütternde Geschichte von Has, Trauer und Liebe. Ein Dokument der Menschlichkeit. Ein Buch, das Augen und Herzen öffnet.
Wirklich ein schönes, aber auch trauriges Buch. Erschreckend, wie viel Ausländerfeindlichkeit es noch gibt und was der kleine Tadesse alles durchmacht, bevor er sich dazu entschließt "nach Hause zu gehen". Nach Hause zu Gott!

Ich versuche das Buch in gute Hände weiterzugeben!

Das Buch ist gut angekommen. Vielen Dank an bigbooklover82. Ich bin schon sehr gespannt und habe auch ein bisschen Angst das Buch zu lesen.

24-April-09
Und nun endlich mal gelesen für die challenge "Vom Mount Everest zum Brocken".
Das ist nun wirklich keine leichte Kost - aber dennoch ein tolles Buch.
Tadesse war ein besonderer Junge und ich hätte ihn sehr gerne kennengelernt. Es macht mich sehr traurig, dass es ihm so schwer gemacht wurde mit seiner zweiten Chance glücklich zu werden. Für eine so offene Kinderseele mag es sehr verletzend gewesen sein ständig die Ablehnung der anderen zu spüren.
Trotzdem macht es mich dann auf der anderen Seite glücklich, dass Tadesse auch viele Freunde gefunden hat.
Außerdem hoffe ich darauf, dass der ein oder andere (vielleicht auch nicht zuletzt durch Frau Söhl's Aufzeichnung) durch Tadesses Geschichte zum Nachdenken gezwungen wurde (wird) und die nächste Begegnung mit jemandem wie Tadesse positiver für beide Seiten ausfällt.
Richtig wütend macht mich vor allem die Haltung der Erwachsenen, der Vorbilder.
Und wieder mal fühle ich mich bestätigt, wenn der "Kirchenmann" den leiblichen Bruder der Adoptivtochter auflaufen lässt und abkanzelt. Da stellt sich doch die Frage, ob das dunkelhäutige Adoptivkind nur aus Prestige-Gründen adoptiert wurde um zu zeigen, dass man sogar ein "Negerkind" mit solider deutscher Erziehung "abrichten" kann.
Zuletzt bleibt noch anzumerken, dass es durchaus auch Momente zum Schmunzeln gab... mein favorite ist z.B. die Kohlroulade ;)


Darf jetzt als Ring reisen:

1- onidabook

und wieder zurück zu Mary-T

Ist gerade bei mir angekommen. Danke schön.
Ich werde es heute noch anfangen zu lesen. :) Dann folgt die Bewertung.

16. Mai 2009

Ich habe das Buch sehr schnell ausgelesen und muss sagen, dass ich erstaunt und erschrocken zugleich war. Erschrocken über die Reaktionen der Menschen und die Ausländerfeindlichkeit, die Tadesse selbst von geschulten Pädagogen entgegenschlug und erstaunt darüber, wie sehr Tadesse doch eigentlich in sich geruht hat. Wie erwachsen er schon als kleiner Junge wirkte, wie stark er doch war, und wie sehr er versucht hat, sein Gelübde zu halten.
Die Kohlroulade war wirklichein Highlight!

Ein Buch, welches mich nachhaltig beeindruckt hat. Danke dafür, Mary-T!

CONTROLLED RELEASE NOTES:

Macht sich wieder auf die Reise zu Mary-T

Tadesse ist jetzt wieder bei mir. Danke.

Bei Interesse lasse ich das Buch gerne nochmal reisen.