Mein verwundetes Herz. Das Leben der Lilli Jahn 1900-1944

by Martin Doerry | Biographies & Memoirs |
ISBN: 3423341467 Global Overview for this book
Registered by winghank-chinaskiwing of Bielefeld, Nordrhein-Westfalen Germany on 3/20/2007
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Journal Entry 1 by winghank-chinaskiwing from Bielefeld, Nordrhein-Westfalen Germany on Tuesday, March 20, 2007
Die Geschichte der Lilli Jahn ist nicht nur Dokument einer politisch-menschlichen Tragödie, sondern zugleich auch Psychogramm einer unmöglichen Beziehung. Lilli, Tochter einer gutbürgerlichen jüdischen Kaufmannsfamilie, lernt als lebensfrohe Medizinstudenten den eher in sich gekehrten protestantischen Berufskollegen Ernst kennen, verfällt ihm in einem jede Vernunft übersteigenden Maß und drängt ihn förmlich in eine Ehe, der der psychisch labile und chronisch entscheidungsschwache Partner charakterlich nicht gewachsen ist. Dass das nicht gutgehen kann ist klar und hat in erster Linie auch nichts mit den politischen Verhältnissen zu tun. Eben diese politischen Verhältnisse haben jedoch weitreichende Folgen: Mit der Scheidungsurkunde unterschreibt Lilli gewissermaßen zugleich ihr Todesurteil. Mit dem arischen Ehemann ist sie ihres letzten Schutzes beraubt, sie wird von der Gestapo verhaftet und zunächst in ein Arbeitserziehungslager eingewiesen, von wo sie schließlich auf Nimmerwiedersehen nach Auschwitz deportiert wird...

Soweit die nüchterne Handlung, aber das Buch ist natürlich so ergreifend, dass es ohne die Distanz nüchterner Worte kaum zu beschreiben ist, zumal es größtenteils aus dem erhalten gebliebenen Briefwechsel zwischen Lilli und ihren Freunden und Bekannten, vor allem aber ihren Kindern besteht. Ich bin kein großer Briefeleser, daher habe ich vieles nur überflogen, aber die Lektüre ist mir schon sehr nahe gegangen, auch weil die Handlung zu einem guten Teil in meiner Heimatstadt Kassel spielt und ich viele der erwähnten Orte und Straßen sehr gut kenne.

Ein eigenes Thema für sich ist dann noch die "Vergangenheitsbewältigung" in Lillis Familie in Form kollektiven Verdrängens und Tabuisierens. Dabei kann man den Mitgliedern mangelndes politisches Bewusstsein ganz bestimmt nicht nachsagen: Gerhard, Lillis Sohn, war unter Willy Brandt Bundesjustizminister(!) und Martin, ihr Enkel, der dann schließlich für die Veröffentlichung der Briefe gesorgt hat, in leitender Position beim Spiegel tätig.

Journal Entry 2 by winghank-chinaskiwing from Bielefeld, Nordrhein-Westfalen Germany on Monday, April 2, 2007
Reist weiter mit der Nie wieder!-Box von blups25.

Journal Entry 3 by lady-liberty from Coburg, Bayern Germany on Wednesday, August 8, 2007
Eines der fünf Bücher, die aus der Box bei mir geblieben sind. Ich lese Briefe bzw. Briefromane sehr gerne, weil sie so persönlich sind. In diesem Falle wird es wohl keine leichte Kost werden, aber das erwarte ich auch gar nicht.

Journal Entry 4 by lady-liberty from Coburg, Bayern Germany on Sunday, April 26, 2009
Dieses Buch war in der Tat keine leichte Lektüre. Es gehört zur Kategorie der Bücher, bei denen man wider besseren Wissens wünscht, die Handlung wäre erfunden, überzeugend gut erfunden sogar, aber definitiv aus dem Bereich Fiction.

In diesem Falle ist es leider keine Fiction, sondern schwarz auf weiß nachzulesen, was Menschen mittel- und unmittelbar erleiden mussten und wie aussichtslos und deprimierend der Kampf Lilli Jahns und ihrer Kinder insbesondere in den Jahren 1943 und 44 war.

Ich kann gar nicht definieren, was mich während des Lesens am meisten erschütterte. Einerseits erinnert das Buch an das Tagebuch der Anne Frank, weil es die Sicht von innen dokumentiert und immer die Hoffnung unterschwellig mitschwingt, während man als Leser bereits das unausweichliche Ende kennt und bedrückt den Verlauf mitverfolgt. Dann ist da die Tatsache, dass es sehr wohl Möglichkeiten gegeben hätte, das irgendwann Unvermeidliche doch noch umzubiegen, WENN zu bestimmten Zeiten von bestimmten Personen anders gehandelt worden wäre - allen voran durch den arischen Ehemann und Vater der fünf Kinder. Und letztlich macht betroffen, dass dieses Buch nur durch den Umstand geschrieben werden konnte, dass die gesammelte Korrespondenz an Lilli Jahn im Nachlass ihres ältesten Sohnes gefunden wurde, der sie beharrlich und verschwiegen unter Verschluss gehalten hatte. Wäre der Enkel (Ilses Sohn) nicht selbst Redakteur und hätte er nicht im Kreise der eigenen Familie auf Zeitzeugen und weitere Schriftstücke zurückgreifen können, wäre dieses Buch vermutlich niemals entstanden, zumindest nicht in dieser Form.

Wenn man so will, ist es ein Glück, dass die Dokumente, so erschütternd sie auch sein mögen, derart zahlreich und beinahe vollständig erhalten sind, denn nur dadurch konnte Lilli Jahns Leben, Leiden und Schicksal publiziert werden und ihr trauriges Ende in Auschwitz ist nicht gleichbedeutend mit dem Vergessen einer bemerkenswerten Frau und liebevollen Mutter.

Journal Entry 5 by lady-liberty at Coburg, Bayern Germany on Sunday, July 9, 2017
Ein Buch für die Bücher-Box am Gleis 17, Berlin-Grunewald.

Ich habe über einen längeren Zeitraum lesenswerte Bücher zum Thema "Nie wieder Nationalsozialismus, Krieg und Vertreibung" gesammelt. Diesr reisen nun nach Berlin und sollen dort von interessierten Findern gelesen werden.

Von diesem Buch besitze ich nun sowohl eine unregistrierte als auch eine Audio-Ausgabe, ansonsten würde ich mich nicht davon trennen.

Journal Entry 6 by wingLilliannewing at Wilmersdorf, Berlin Germany on Thursday, July 13, 2017

Oh, was für ein wunderbares Paket für das Gleis 17. Herzlichen Dank, liebe Lady-Liberty! Mein Nachbar hat es mir gerade an die Haustür gebracht.

Boudie-martine ist am WE 15./16. Juli 2017 in BERLIN. Am Sonnabend, 15. Juli findet an der BücherboXX Gleis17 ein kleines Meetup statt. Wir treffen uns um 18 Uhr im Restaurant Floh.

Dieses Buch darf das themenorientierte Regal verstärken. Ich werde alle aus dem Paket nicht auf einmal mitnehmen können, denn alle zusammen haben ein ziemliches Gewicht. Sie werden also in Etappen mit JE versehen und freigelassen. Merci bien und Grüße nach Coburg.

Zuerst wird das Buch von mir gelesen ... da war gerade ein Gedenktag ... und zu Ende gelesen am 29. Juli 2017

Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen. 1. Kor. 13,13

Das ist der Bibelspruch, der mir einfiel, als ich die vielen Briefe las. Es ist schon so viel dazugeschrieben worden, dass ich mich hier kurz halten kann. Was für ein unglaublicher Schriftverkehr in dieser so erdückenden Zeit. Für mich ist das ein weiteres eindrückliches Zeugnis der vielen Schicksale, denen Juden ausgesetzt waren. Ich hoffe sehr, dass dieses Buch noch viele Leser:innen finden wird und in die heutige Zeit wirken kann.

Hinweisen möchte ich dann doch noch auf eine Sammlung vieler Rezensionen zu dem Buch, das 2002 erschienen ist sowie der aus der Berliner Zeitung und ein Hinweis auf eine Lesung in Lillis gemeinsamen Familienort Immenhausen.


Journal Entry 7 by wingZa-idawing at Bielefeld, Nordrhein-Westfalen Germany on Tuesday, September 22, 2020
Zuerst vorab: Ich hatte dieses Exemplar des Titels nie in der Hand. Das gleiche Buch hat mir aber meine Schwiegermutter sehr ans Herz gelegt. Nachdem dies nun nicht registriert wird, wollte ich gern einen Eintrag bei einem BC-Exemplar machen. Prompt fiel mir gleich diese Ausgabe ins Auge und ich grüße vor allem ganz herzlich lady-liberty! In Absprache mit Lilianne darf ich einen Eintrag machen und sie fängt es danach wieder ein.

Ich schließe mich voll und ganz den vorigen Lesern an. Auch wenn ich schon einiges zu diesem Thema gelesen habe, ist es doch immer wieder sehr sehr erschütternd. Es ist unbeschreiblich, welche Risiken Menschen damals eingegangen sind, z. B. um heimlich Briefe schreiben bzw. schicken zu können. Es war sehr aufwühlend, die vielen Briefe, immer wieder Hoffnung, immer wieder Hoffnungslosigkeit im Wechsel, auch wenn ich ja schon wusste, wie es ausgeht.

Unbegreiflich finde ich, dass ihr Sohn Gerhard, später u. a. Bundesjustizminister, die Briefe zwar aufbewahrt hat, aber niemanden daran hat teilhaben lassen und sie somit erst in seinem Nachlass gefunden worden sind.

Über 500 Briefe umfasst die umfangreiche Korrespondenz zwischen Lilli Jahn und ihren fünf Kindern. Wie gut, dass Lillis Enkel eine Auswahl dieser zutiefst ergreifenden Zeitzeugnisse veröffentlicht hat. Ein trauriges Schicksal und eine sehr seltene Biographie einer Nicht-Überlebenden, einer vom 6 Millionen ermordeten Juden. Das Buch kann sich wirklich direkt einreihen neben dem Tagebuch der Anne Frank und ich hoffe, dass es noch von vielen gelesen wird. Der Holocaust darf nie vergessen werden.

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