Über zehn Meere zum Mittelpunkt der Welt
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Erinnerungen an die KOLONNE LINKS
Helmut Damerius (* 16. Dezember 1905 in Berlin-Wedding; † 29. September 1985 in Berlin) war Mitglied der KPD und etliche Jahre unschuldig in sowjetischer Haft.
Seit 1923 war H. Damerius Mitglied der KPD. Er leitete in der Weimarer Republik die Agitpropgruppe „Kolonne Links“. Für seine erfolgreiche Werbearbeit wurde H. Damerius von der Partei im Frühjahr 1931 mit einer vierwöchigen Reisen in die Sowjetunion ausgezeichnet; H. Damerius nahm dies zum Anlass, dauerhaft in die Sowjetunion zu emigrieren. Am 17. März 1938 wurde er unter falschen Anschuldigungen von der Geheimpolizei NKWD verhaftet sowie anschließend in einem nicht öffentlichen Prozess angeklagt und verurteilt. Es folgten neun Jahre Strafe in einem so genannten „Besserungslager“ in der Taiga.
Bis zur Aufhebung des Unrechtsurteils im Mai 1955 musste H. Damerius zwangsweise in Kasachstan leben. In der Aufhebung des Urteils hieß es: ... laut Beschluss des Kriegstribunals des Moskauer Militärbezirks vom 22. September 1955 ist das Urteil von 1938 aufgehoben und Helmut Damerius in alle Rechte wiedereingesetzt. Die damalige Aussage der Wanda Bronskaja, dass Helmut Damerius sie für die Hitler-Jugend werben wollte, ist frei erfunden.
1956 durfte er in die DDR ausreisen, bekam aber hier die „strikte und strafbewährte Auflage“ nicht über seine Vergangenheit in der Sowjetunion in Wort oder Schrift zu berichten. Von 1960 bis 1961 war er Direktor der Künstler-Agentur der DDR.
Dennoch hat H. Damerius seine Vergangenheit aufgearbeitet, sein Buch "Über zehn Meere zum Mittelpunkt der Welt - Erinnerungen an die Kollone Links" erschien 1977. Der Weg der "Kolonne Links", als eine der bedeutetsten Agitprop-Gruppen der zwanziger und dreißiger Jahre, wird hier durch ihren Begründer wie ein spannender Reisebericht erzählt. Kritik und Selbstkritik werden nur verhalten zum Ausdruck gebracht, die Rechtfertigung des Geschehenen und Gesehenen überwiegt.
Das Manuskript zu seinem späteren und letztem Werk, das er heimlich fertig gestellt hatte, übergab er 1982 Werner Mittenzwei vom Aufbau-Verlag, Ostberlin. Es war ihm wichtig, dass es nicht als Munition dem Klassenfeind dienen, sondern zuerst in der DDR erscheinen sollte. In seinem 1990 postum erschienenen Werk „Unter Falscher Anschuldigung - 18 Jahre in Taiga und Steppe“ (1. Aufl. 1990, Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, ISBN 3-351-01776-6), berichtet er zum ersten Mal öffentlich über seine schrecklichen Erlebnisse.