Der Idiot

by Fjodor M. Dostojewskij | Literature & Fiction | This book has not been rated.
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Aus Das Buch der 1000 Bücher

Der Idiot
OT Idiot OA 1868/69 DE 1889Form Roman Epoche Realismus
Dieser Roman stellt Fjodor Dostojewskis ersten großen Versuch dar, einen vollkommen guten Charakter, »einen im positiven Sinne schönen Menschen« künstlerisch glaubhaft zu machen. Sein Schaffen gewinnt damit eine religiös-utopische Note. Der christusähnliche Fürst Myschkin wird mit der rauen Realität der russischen Gegenwart konfrontiert, scheitert aber schließlich – und mit ihm scheitert Dostojewskis kühnes Experiment. Jahre später, in den Brüdern Karamasow, wird er es wieder aufnehmen.
Entstehung: Während der Arbeit an Der Idiot befand sich der Verfasser auf der Flucht vor seinen Gläubigern im Ausland: in Deutschland, in der Schweiz und in Italien. Die Entwürfe belegen, wie Dostojewski – fieberhaft gegen seine Schulden anschreibend – die Konzeption immer wieder änderte und sich nach und nach dazu durchrang, seinen problematisch gewordenen Idealhelden zu opfern.
Inhalt: Lew Myschkin, der letzte Spross eines verarmten Fürstengeschlechts, der nicht nur wegen seiner schweren Epilepsie (Stichwort R S. 295), sondern auch wegen seines demütigen und kindlich-naiven Wesens als »Idiot« bezeichnet wird, kehrt von einem Schweizer Sanatoriumsaufenthalt nach Russland zurück, wo er auf seine Mitmenschen eine unerhörte Anziehungskraft ausübt. Insbesondere lieben ihn zwei schöne Frauen: die junge Generalstochter Aglaja und die lasterhafte, zynische, aber tief unglückliche Nastasja Filippowna. Letztere wird zugleich von dem dämonischen und brutalen Kaufmann Rogoschin begehrt, der als eine Art Kontrastfigur zu Myschkin all die Eigenschaften aufweist, welche jenem fehlen. Der Fürst entscheidet sich schließlich für »die große Sünderin« Nastasja, vor allem aus Mitleid und weil er sie vor Rogoschin schützen möchte. Die stolze Aglaja kann diese Kränkung nicht verwinden; sie wirft sich einem dahergelaufenen Anarchisten an den Hals, folgt diesem ins Ausland und stürzt damit ihre Familie ins Unglück. Nastasja Filippowna flieht kurz vor der Trauung mit Myschkin zu Rogoschin, der sie noch in derselben Nacht vor pathologischer Eifersucht ersticht. In einer gespenstischen Szene halten der Fürst und Rogoschin Totenwache am Bett der Ermordeten. Als man sie am nächsten Morgen findet, ist Myschkins Bewusstsein praktisch erloschen. Er wird ins Sanatorium zurückgebracht, wo er den Rest seines Lebens vor sich hindämmert.
Das moralische Grundproblem des Romans besteht darin, dass der Held all seiner Güte zum Trotz Chaos und Verderben über seine Umwelt bringt. Myschkin erweist sich nämlich als durchaus nicht vollkommen. Er ist zu sehr Heiliger und zu wenig Mensch und kann daher Aglaja bzw. Nastasja kein vollwertiger Partner sein; so entscheidet sich der Fürst zwischen ihnen nicht aus Liebe, sondern aus Mitleid. Die von Gewissensbissen geplagte Nastasja findet bei ihm, dem das in Dostojewskis gesamten Schaffen so zentrale Thema »Schuld« völlig fremd ist, keine Hilfe und ist gezwungen, sich ihre Strafe selbst, im Messer Rogoschins, zu suchen.
Dostojewski kam im Laufe seiner Arbeit an diesem Roman immer mehr zu der Überzeugung, dass ein »im positiven Sinne schöner Mensch«, kein einseitig naiver Charakter sein könne. Freilich hat er Myschkin noch eine andere, eine nationalistische Utopie in den Mund gelegt, die ihn selbst zu jener Zeit stark beschäftigte, und zwar eine radikale Kritik am Westen und am Katholizismus sowie die Prophezeiung einer Erlösung der Welt durch das russische Volk.
Wirkung: Wie alle großen Romane von Dostojewski wurde Der Idiot, dessen Katastrophenhandlung Walter R Benjamin mit »einem ungeheuren Kratereinsturz« verglich, vielfach übersetzt, dramatisiert und verfilmt. Fürst Myschkin gehört mit Don Quijote von Miguel de R Cervantes Saavedra und Mr. Pickwick von Charles R Dickens zu den großen tragikomischen Idealisten der Weltliteratur

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