Mich hat keiner gefragt
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In einem Dorf bei München erlebt sie 19 Jahre Ehehölle - vom Mann fast täglich geschlagen und vergewaltigt und von der Schwiegermutter als Arbeitssklavin mißbraucht. Erst als Mustafa sie halb totschlägt, schafft sie den Ausstieg - sie läßt sich scheiden und fängt nach 20 Jahren ein selbstbestimmtes Leben an.
Ayses erschütternden Lebensgeschichte zeigt auf, dass Zwangsehen auch mitten unter uns stattfinden.
Ein schockierendes Buch!
Seltsam fand ich, daß von Seiten des deutschen Staates nichts weiteres hinsichtlich der Schulpflicht der Betroffenen unternommen wurde. Dadurch hatte sie keine Möglichlichkeit die Sprache des Gastlandes zu erlernen oder einen Schulabschluß zu machen. Etwas unverständlich ist mir auch, warum sie ihre eigene Tochter nicht vor einer arangierten Ehe bewahren wollte.
Trotz allem, ein lesenswertes Buch.
Die Teilnehmer sind:
1. Goldoni, Regensburg, D
2. biggibiest, Braunschweig, D
3. Piggeldy, Weinstadt, D
4. Eisi, Mainz, D
5. akkolady, Duisburg, D
6. gate-indigo, Karlsruhe, D
7. erazer68, Leverkusen, D
8. Zwieselchen, Rheda-Wiedenbrück, D
9. Sunny74, Seligenstadt, D
10. Ikopiko, Hesel, D
Released 18 yrs ago (1/25/2006 UTC) at a fellow bookcrosser in München, A Bookring -- Controlled Releases
WILD RELEASE NOTES:
macht sich nun auf den Weg zu Goldoni
Die Schilderung von Ayses Jugend in der Türkei hat mich nicht so sehr schockiert. Ihre Familie lebte ja in bitterster Armut, und die Aussicht, ins "Gelobte Land" Deutschland zu reisen, war auch für die Tochter verlockend, obwohl sie ihren Bräutigam eigentlich gar nicht wirklich mochte. Immerhin war sie bei der Verlobung erst elf Jahre alt und bei der Hochzeit vierzehn (sie konnte nur mit einem gefälschten Pass einreisen). Erschreckend fand ich, dass ihr in Deutschland keiner geholfen hat. Die türkischen Clans mit ihrem merkwürdigen Ehrencodex sind wohl so etwas wie eine Parallelwelt in unserer Gesellschaft. Ayse ist neunzehn Jahre lang von ihrem Mann vergewaltigt und verprügelt worden, ehe sie den Mut fand, aus der Ehe auszubrechen. Am schlimmsten war aber die Schwiegermutter. Ein richtiger Drachen. Trotzdem hat die junge Frau immer versucht, mit ihr auszukommen. In der Türkei hat die Familie anscheinend einen sehr hohen Stellenwert.
Aber ich konnte überhaupt nicht verstehen, warum Ayse ihre Tochter ebenfalls mit sechzehn Jahren zwangsverheiratet hat. Bei ihrer Vorgeschichte ist mir das einfach rätselhaft. Wahrscheinlich wollte sie sich vor allem an ihrer Familie rächen.
Im Nachwort erfährt man einiges über die Arbeit von terres des femmes. Die Dunkelziffer der jungen Frauen, die in Deutschland zwangsverheiratet und wie Haussklavinnen gehalten werden, ist wohl ziemlich hoch.
Danke für diesen Buchring! Dieses Buch ist eine echte Bereicherung. Ich schicke es heute noch weiter an die nächste Leserin biggibiest.
Absolut unverständlich finde ich Ayses Ehemann, der seinen und den Lohn seiner Frau zu 100% seiner Mutter anvertraut und niemals Fragen stellt, was mit dem Geld passiert. Diese Frau hat 12000 DM JEDEN Monat zur Verfügung, weil sie ihre Schwiegertochter wie eine Sklavin hält, die mit 4-5 Stunden Schlaf auskommen muss. 8 Stunden am Band in der Fabrik und dann noch bis spät in die Nacht Heimarbeit.
Unverständlich sind mir allerdings auch, dass sie ihre Tochter ebenfalls mit einem Türken zwangsverheiratet. Aber zwischen den Zeilen lese ich heraus, dass sie es wohl nicht besser wusste. Sie hat jedenfalls zu ihrer Tochter gestanden und ihr bei der Scheidung zu Seite gestanden.
Auf alle Fälle ein lesenswertes Buch - das ich ohne bookcrossing sicherlich niemals gelesen hätte!
Danke an rugelach für den Ring und Goldoni fürs schicken!
Sobald ich die Adresse habe, reist das Buch weiter.
Released 18 yrs ago (4/18/2006 UTC) at Braunschweig in -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Niedersachsen Germany
WILD RELEASE NOTES:
Hab' das Buch heute auf die Post gebracht.
Nachtrag, 19. Mai: Ich muss gestehen, dass ich nicht wirklich erschüttert bin, zumindest nicht wegen der Zwangsheirat an sich, mehr wegen des Ablaufs von Ayses Ehe. Dass sie ihre Tochter ebenfalls zwangsverheiratet, kann ich auch verstehen: Das macht man halt so, Tradition, das Beste für die Tochter wollend, wie soll denn so ein junges Mädchen in der Lage sein, selbst einen Mann fürs Leben zu finden? Ich glaube, das einzige Problem ihrer eigenen Zwangsheirat sah sie in der Behandlung durch ihren Mann bzw. ihre Schwiegermutter, nicht in der Heirat selbst. Was ich dann allerdings krass fand: Ihr eigener Sohn sagt ihr, sie solle sich umbringen! Am ältesten Sohn sieht man auch sehr deutlich die unterschiedliche Sichtweise auf Mann und Frau: Er darf mit einer (deutschen) Frau zusammenleben, unverheiratet, sogar ein Kind mit ihr bekommen - das halte ich für die eigentliche Ungerechtigkeit! Wäre betreffende Frau (Deutsch-)Türkin, hätte sie, je nach Familie, vermutlich ein Problem bekommen, aber da es ja "nur" eine Deutsche ist... Diese Doppelmoral ist das, was mich eigentlich entsetzt. Das Verheiraten der Kinder empfinde ich als weitaus weniger schlimm; das war ja selbst bis vor nicht allzulanger Zeit auch im "westlichen Europa" gang und gebe!
Das Buch reist weiter, sobald ich die nächste Anschrift habe.
Und danke für's Lesen-dürfen, rugelach.
Was mich besonders beeindruckt oder schockiert hat?
- Sie wird von der Familie ausgebeutet, beleidigt und erniedrigt, trotzdem versucht sie alles um "in den Schoß der Familie" zurückzukommen. Sowohl ihre Bemühungen, mit der Schwiegermutter auszukommen, als auch die Versuche, die Beziehung zu ihren Geschwistern nach der Scheidung zu "normalisieren", zeugen davon.
Ayse ist gefangen zwischen Traditionen und dem Wunsch nach Selbstbestimmung.
- Die "vermittelte Heirat"/Zwangsheirat an sich empfindet sie gar nicht so schlimm, wohl die Behandlung in der Ehe. Das zeigt sich auch bei der Heirat ihrer Tochter.
Andererseits unterstützt sie ihre Tochter auch, ihren eigenen Weg zu gehen, als die Ehe schiefgeht.
Auch hier: Tradition und Selbstbestimmung.
- Die unterschiedliche Bewertung des Verhaltens von Männern und Frauen fand ich besonders schockierend:
Can beschimpft Ayse, verlangt, daß sie sich umbringen soll, weil sie aus der Ehe ausgebrochen ist, obwohl er am eigenen Leib die Gewalttätigkeit seines Vaters erleben musste. Er selbst lebt einige Zeit unverheiratet mit seiner Freundin zusammen und hat sogar ein Kind mit ihr, bevor er sie verlässt und eine andere heiratet, die (natürlich) jungfräulich in die Ehe geht.
Die im Anhang dargestellt Arbeite von Terre des femmes ist sehr wichtig. Allerdings ist nicht nur die Aufklärung der Frauen notwendig, sondern vor allem auch die der Männer. Solange die sich Frauen aus der Türkei holen, die über eine ähnliche Erziehung und Schulbildung wie Ayse verfügen, nützt die Aufklärungsarbeit an Schulen in Deutschland meines Erachtens leider wenig.
Viele Dinge waren für mich nicht neu, z. B. daß "der Staat" wegschaut. Vor Jahren wurde die Polizei zu einer türkischen Familie gerufen, weil der Mann die Frau schlug. Die Polizei unternahm nichts, da es ihrer Meinung nach üblich war, daß türkische Männer ihre Frauen schlugen. Es hat sich wahrscheinlich gebessert, aber man hat ja keinen Einblick in türkische Familienclans.
Was bin ich froh, dass ich in einen anderen Kulturkreis hineingeboren wurde.
Released 17 yrs ago (8/20/2006 UTC) at an Bookcrosser / Freund(in) / Interessierte in -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Baden-Württemberg Germany
WILD RELEASE NOTES:
Reist weiter zu erazer68
Sobald ich die nächste Adresse habe geht der Ray weiter.
Released 17 yrs ago (9/15/2006 UTC) at RABCK in -- Per Post geschickt / Persönlich weitergegeben --, Nordrhein-Westfalen Germany
WILD RELEASE NOTES:
Das Buch ist unterwegs zu Zwieselchen. Viel Spaß damit.
Kommt mit zum meetup und verbleibt danach vielleicht im Cafe Gecko.
Kommt mit zum meetup nach Remels.