Dies war mein Einstiegsbuch von Nick Hornby und obwohl ich die meisten vorgestellten Platten des musikbegeiserten Autors nicht kannte, so faszinierte, fesselte und amüsierte mich doch die kleine Welt des Plattenladenbesitzers Rob, dem seine Platten mehr bedeuten als seine Beziehungen. Rob ist ein Freak Mitte dreißig, Inbegriff typisch männlicher Verhaltensweisen und Macho-Allüren und eine halb gescheiterte Existenz, die er größtenteils seinem armseligen Plattenladen in einer kleinen Nebenstraße Nordlondons, aber auch der unlängst durchlebten Trennung von seiner Freundin Laura zu verdanken hat. Das ungewohnte Singledasein macht Rob ordentlich zu schaffen und er beschließt, wieder Kontakt zu den Top Five seiner Verflossenen aufzunehmen. Doch sein krankhaftes Verlangen danach, sämtliche Facetten des Lebens in Top Five- Listen zu katalogisieren, angefangen bei seinen Lieblingsplatten, über Süßigkeiten, die man in Gläsern kaufen kann, bis hin zu seinen schmerzhaftesten Trennungen, wird ihm wie so oft zum Verhängnis: Robs Hoffnung, mit dieser Art von "Vergangenheitsbewältigung am lebenden Objekt" seine reichlich außer Kontrolle geratene Existenz wieder auf die Reihe zu kriegen, scheitert und eine sehr bedeutende Frage -neben der, ob man mit Leuten befreundet sein darf, deren Plattensammlung hauptsächlich aus Tina-Turner-Alben besteht- beginnt sein Leben zu bestimmen: Wie bekomme ich Laura zurück?

Hornbys Schreibstil ist brillant, einmalig und zum Schießen komisch! Seine Protagonisten sind immer etwas seltsam, sei es, weil sie ihrem Ehemann per Handy den Scheidungsantrag machen, einen zweijährigen Sohn namens Ned erfinden, um einer Selbsthilfegruppe allein erziehender Elternteile beitreten zu können oder eben, weil sie wie Rob ihr ganzes Leben in private Hitparaden einteilen. Aber gerade deshalb gehört High Fidelity in jede Top Five- Liste der besten Bücher, denn Hornbys Sarkasmus ist einfach köstlich und seine Bücher gehören zu den wenigen, über die es sich auch mal lachen lässt. Besonders sympathisch an Hornbys Romanen ist auch, dass es keine dieser beliebten "Bösewichte" gibt. Man schließt jeden Charakter auf Anhieb ins Herz, selbst wenn es sich dabei um den drogenkonsumierenden, verantwortungslosen Vater des kleinen Marcus handelt, der seine suizidgefährdete Frau verlassen hat.

RELEASE NOTES:

Hab's im Karstadt Essen in der dritten Etage im linken Aufzug auf Reisen geschickt. Viel Spaß beim Lesen! :)