Ob Harald Martenstein vor wachsender Rinderlosigkeit, ja Rinderfeindlichkeit in Deutschland warnt, ob er erläutert, wie man Steuerverwaltungen in den Wahnsinn treiben kann, indem man statt 94 Cent 49 Cent überweist, oder ob er sich mit den literarischen Vorbildern von Serienkillern in den Zeiten, bevor es Computerspiele gab, befasst, immer trifft er ins Herz deutscher Empfindsamkeit. Alltäglichem Wahnsinn, verwaltungstechnischem Irrsinn und medienwirksamem Problemgejammer begegnet der Egon-Erwin-Kisch-Preisträger mit einer Mischung aus Anarchie, lustvollem Sezieren und gnadenlosem Beim-Wort-Nehmen. Texte, die uns die Welt erklären, ohne dass wir hinterher klüger wären.

Der gelungene Start in einen Sonntagmorgen hat für mich seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten sehr viel mit einer gute Tasse Kaffee in Verbindung mit der Martenstein-Kolumne aus dem Zeit-Journal zu tun. Da der Herr Martenstein nun aber auch ein wenig in die Jahre gekommen, um nicht zu sagen zu einem alten Grantler mutiert ist, hab ich mich sehr gefreut, dieses Büchlein seiner früheren Schaffenskunst in der Büchertelefonzelle an der TU Bibliothek zu finden. Es lag eine geraume Zeit bereit, immer dann einzuspringen, wenn der aktuelle Aufsatz des Herrn Martenstein mal wieder irgendwie daneben geraten war. Ich kann es sehr empfehlen und würde mich freuen, wenn es einen gewogenen Nachleser fände. ;O)