Wovon wir leben

by Birgit Birnbacher | Literature & Fiction |
ISBN: Global Overview for this book
Registered by merkur007 of Frankfurt am Main, Hessen Germany on 3/2/2023
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Journal Entry 1 by merkur007 from Frankfurt am Main, Hessen Germany on Thursday, March 2, 2023
- Zwischen Stadt und Land - [vorablesen-Rezension]
"Wovon wir leben" hebt stilistisch so an, wie ich "Ich an meiner Seite" von Birgit Birnbacher in Erinnerung habe: Glasklar, schnoddrig, ironisch - ein wacher Blick ins soziale Gefüge. Am Anfang des Buches ist die Protagonistin noch in der Stadt - nach schwerer Krankheit und einem fatalen Fehler am Arbeitsplatz zieht sie sich in ihren Heimatort zurück, holt neu Anlauf für eine noch unklare Zukunft. Kaum ist Julia im Innergebirg ändert sich der Ton - die Sprache wird verschwommener, weicher, diffuser. Man kann es poetisch nennen oder lyrisch, aber ich weiß nicht - der wache, erkennende Ton gefällt mir eigentlich besser und ist für mich Brigit Brinbacher at her best.
Ich mag das Buch trotzdem, aber erstens bin ich vielleicht einfach zu sehr selbst eine Städterin und zweitens bin ich vielleicht verblüfft, wie sehr sich dann doch das Dörfliche (zumal in Österreich?) in Mentalität und Rhythmus vom Städtischen unterscheidet. Drittens scheint die Literatur mit dem Leben in der Provinz ein wirklich zeitgenössisches Thema gefunden zu haben. Nicht nur (die mich weniger begeisternde) Juli Zeh hat's ja schon lange in die Provinz verschlagen, erst Recht beschriebt Judith Herrmanns "Daheim" einen weiblichen Rückzug aufs Land - in der frühen Mitte des Lebens, neu navigierend, was mit diesem Leben sei und sein könnte.
Judith Herrmann ganz im Norden, Birgit Birnbacher jetzt in den Bergen - diese beiden Bücher ähneln sich durchaus.
Ich mag nach dem Zuklappen des Buches die Wendungen und Unsicherheiten und das Tasten des Weges von Julia, mag das Offene und Verletzliche. Und habe mich im Übrigen auch gefragt, wieviel Pandemie auf eine verfremdete Art verarbeitet wurde (Atemnot, kurz vorm Sauerstoff, Rückzug ins Ländliche, Auszeit und Stillstand). Natürlich ist es auch ein Buch über Arbeit und Arbeitslosigkeit, wie die Autorin und auch das Feuilleton sehr nahelegen, aber ich finde das gar nicht so den einzigen Strang, der hier motivbildend ist. Auch wenn meine Erwartungshaltung bezüglich des Sprachstils sich nicht ganz erfüllt hat, ist es ein Buch über das ich noch öfters nachdenken werde.

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