Kurz vor Weihnachten bemerkt die zehnjährige Jas, dass der Vater ihr Kaninchen mästet. Sie ist sich sicher, dass es dem Weihnachtsessen zum Opfer fallen wird. Das darf nicht passieren. Also betet Jas zu Gott, er möge ihren älteren Bruder anstelle des Kaninchens nehmen. Am selben Tag bricht ihr Bruder beim Schlittschuhlaufen ins Eis ein und ertrinkt. Die Familie weiß: Das war eine Strafe Gottes, und alle Familienmitglieder glauben, selbst schuld an der Tragödie zu sein. Jas flieht mit ihrem Bruder Obbe und ihrer Schwester Hanna in das Niemandsland zwischen Kindheit und Erwachsensein, in eine Welt voll okkulter Spiele und eigener Gesetze, in der die Geschwister immer mehr den eigenen Sehnsüchten und Vorstellungswelten auf die Spur kommen.

Was bedeuten Familie, Glaube, Zusammenhalt? Wie kann man anderen beistehen, wenn man mit den eigenen Dämonen zu kämpfen hat? Marieke Lucas Rijneveld hat einen gewagten, einen kräftigen und lebendigen Roman geschrieben, der unsere innersten Gewissheiten hinterfragt.

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Zwischen den Jahren habe ich ein Portrait dieser jungen niederländischen Schriftstellerin gelesen und war beeindruckt. Eigentlich wollte ich ihr neu erschienenes Buch lesen, aber dann hab ich doch erst einmal das Erstlingswerk, das 2020 den Booker-Price gewonnen hat bestellt. Die Geschichte, die autobiografische Anteile haben soll, hat mich zu gleichen Teilen erschüttert und in ihrer Erzähldichte begeistert, man sollte allerdings nicht allzu zimperlich sein, um sich mit diesem Buch anfreunden zu können.
Warum Rijneveld im deutschen Sprachraum bisher so selten vertreten ist, verstehe ich nicht, sie ist es auf alle Fälle wert gelesen zu werden.

Puh, schweres Brot! Die Kritiken für dieses Buch gingen von "genial" bis "eklig", und ich schließe mich dem einfach mal an. ;O)
Die Sprache dieses (angeblich zu großen Teilen autobiografischen) Romans ist gewaltig, die Sätze knallen einem ins Hirn oder wahlweise ins Herz, allein was dort erzählt wird ist bisweilen verstörend.

Mir ist es schwer gefallen, die Geschichte in der Gegenwart zu verorten, weil sie in einer - für meine Begriffe - rückständigen Gesellschaft spielt. Schwer vorstellbar, dass eine so weltferne und gottesfürchtige Erziehung in der heutigen Zeit stattfindet. So etwas hätte ich vielleicht noch in den abgelegenen Alpentälern vermutet, aber nicht in den Niederlanden... Egal, es ist wohl, wie es ist, und die Konsequenzen dieser abgeschiedenen, weltabgewandten Lebensweise sind in diesem Falle erschütternd.

Der Bruder stirbt, und jedes der verbliebenen Familienmitglied trauert auf seine Weise - jeder für sich, bis zum Exzess, ein Miteinander oder Gespräche über die Trauer gibt es nicht. Jeder gibt sich mehr oder weniger die Schuld, und keiner bekommt Rückhalt von irgendjemandem, weder von Freunden, Nachbarn oder dem Pfarrer. So entwickeln alle Mitglieder der Familie nach und nach immer extremere psychische Macken, ohne sich oder den anderen helfen zu können - im Gegenteil, sie verletzen sich gegenseitig immen heftiger.
Da ist man als Leser hilflos, liest sich verzweifelt weiter durch das Grauen, hofft auf Besserung, eine gnädige Auflösung und bekommt am Ende... das Ende. Ich war ganz froh, als ich die letzte Seite endlich hinter mir hatte, musste tief durchatmen und versuchen, auch für mich einen Punkt zu setzen, wo doch so vieles offen bleibt.

Bleibt also die Frage, ob es gerechtfertigt ist, in einem vermeintlich zur Unterhaltung geschriebenen Buch (das nicht als Thriller gekennzeichnet ist) bis an die Ekelgrenze zu gehen, um auf solche Missstände hinzuweisen. Ich finde: ja, weil es genau so "im richtigen Leben" auch stattfindet. Mitmenschen schauen gerne mal weg, wenn Kinder oder Erwachsene in ihrer Trauer oder aufgrund von Missbrauch Ticks entwickeln, sich zurückziehen oder andere quälen, gerade auch, wenn Pubertät und Schicksalschläge aufeinandertreffen. Weil es zu anstrengend ist, sich mit den dunklen Seiten anderer zu befassen. "Alles gut bei dir?" "Jaja..." "Ok, und tschüß, bin dann mal weg." Diese Buch klatscht einen voll mit der Nase in die Sch...haufen und lässt einen etwas ratlos und erschöpft zurück.
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Ich stelle mein Exemplar des Erstlingswerkes gerne als Bookring zur Verfügung, da es deutschsprachig noch gar nicht registriert wurde.

Teilnehmerliste:
- bspageturner
- Mary-T
- bettylein
- Omanate
- mimi4711
- deeana

wieder zuhause <--- hier ist es gerade

Gut hier angekommen. Danke das du diesen Ring gestartet hast.

22 und 23.1.2022
Die Familie hat wirklich kein Glück. Wie kann man aber auch so gläubig sein und so wenig liebe für seine Kinder zeigen. Natürlich ist es schlimm eines zu verlieren aber drei heilige Könige sind doch da. Und wo ist die christliche Gemeinschaft der Gemeindemitglieder eigentlich ausser das Sonntags der Kirchgang beäugt wird???

Dieses Buch ist die Vorgeschichte von Mein kleines Prachttier.

Ringweitergabe.

Viel Spaß !!!

Vielen Dank, der Ring ist in guter Gesellschaft heute hier angekommen.
Dankeschön fürs Teilen und Zuschicken :)
... ein bisschen wird es noch dauern...

Anschließend darf das Buch dann weiterwandern zu bettylein.

Sorry, das hat länger gedauert - aber ganz bald geht es weiter mit der Ringreise...

Oh ja, ich hab mich schwer getan mit dem Buch. Also jetzt weniger mit dem Lesen - denn die Autorin kann schon schreiben und man möchte ja auch wissen wie es weiter geht und so liest man teilweise mit angehaltenem Atem und etwas verstört weiter und weiter. Gerne habe ich es dabei eindeutig nicht gelesen. Weder hat mir der Inhalt gefallen, noch hat mir die Atmosphäre (die die Autorin fraglos heraufbeschworen hat) gefallen oder mich abgeholt und ich konnte mich auch mit keinem der Personen identifizieren. Ich wollte aber ständig irgendwie dazwischengehen oder die Personen leise zur Seite nehmen und mich ihnen zuwenden und eingreifen, Einfluss nehmen. Die Hilflosigkeit und das mehr oder weniger stille Bitten nach Hilfe und einem Ausweg oder auch einfach nicht mehr dort bleiben müssen der beiden Mädchen hat mich schmerzlich gerührt. Aber auch die anderen Personen taten mir Leid - sogar der Tierarzt, auf den ich aber schon auch wütend war, denn ich hätte ihn mir auch als eine Art Retter gewünscht. Leider hat auch die Nachbarin die Augen vor allem verschlossen - und war wohl eher in ihrem eigenen Leben gestört durch das Wenige, das sie dann doch wahrgenommen haben. Soweit mein Eindruck.
Das Gottesfürchtige hielt sich für mein Empfinden doch noch recht hintergründlich... was auch gut war, sonst hätte wohl eine einschlägige Wut in mir leicht alles überlagert.
Ich denke auch, dass es so oder so ähnlich tatsächlich hinter der ein oder anderen Tür zugehen kann. Natürlich sind die Reaktionen und Auswirkungen schon recht extrem - ich denke, erstaunlicherweise können viele Menschen erstaunlich viel Vernachlässigung erstaunlich gut "wegstecken" ohne besonders auffällig zu werden. Das heißt natürlich keinesfalls, dass sie in ihrem Seelenleben weniger beeinträchtigt sind und leiden.
Ja, ein unbequemes Buch, das mich sicherlich noch lange Zeit beschäftigen wird.
Ein Buch, das wieder einmal mehr den Wunsch in mir bestärkt noch viel mehr Menschen würden genauer hinsehen, mehr Interesse für ihre Umgebung und den Menschen darin haben und vor allem bereit sein mehr zuzuhören.
Erschreckend, erschütternd immer wieder, finde ich, was unreflektierte Gedanken, Gefühle und Meinungen anrichten können. Wenn ein Mensch allein gelassen wird mit allem was ihn umgibt, was er erlebt und fühlt, wie sich das dann oftmals ungünstig verselbständigen kann. Und wie wichtig es doch ist dass man die Möglichkeit bekommt zu reflektieren... ob das jetzt im Miteinander ist, in Gesprächen, Kommunikation im Allgemeinen, durch Vorleben, Vielfalt in allem Möglichen und dem Zugang zu Büchern, Geschichten, Märchen, Erzählungen, ... was natürlich am Besten auch wieder im Gespräch reflektiert und eingeordnet werden möchte. Und ganz besonders trifft das auf Kinder und Jugendliche zu. Vor allem wenn halt, wie Laborfee schon schrieb, auch noch Pubertät und Schicksalsschläge aufeinander treffen.
Die Bewertung fand ich im Übrigen auch sehr schwierig und ergibt sich wohl aus meinem ausführlichen Beitrag. Man sieht, dass mich das Buch und sein Inhalt (nachhaltig) sehr beschäftigt. ;)

Danke nochmal dass ich mitlesen durfte und für die Geduld!
Sobald die Adresse da ist reist das Buch weiter.

War heute im Briefkasten, muss sich noch ein wenig gedulden, da erst ein anderes Ringbuch dran ist.

Danke Mary-T fürs Schicken und die liebe PN (Antwort kommt noch!)!

Gelesen: 22.9.22 bis 03.10.22

Hm, schwieriges Buch. Kann nicht sagen, ob es mir gefallen hat oder nicht - obwohl es dann doch so fesselnd war, dass ich es nicht abbrechen wollte.
Der Stil hat mich sehr an Charlotte Roches "Feuchtgebiete" erinnert, von dessen ich bis heute auch noch nicht sagen kann, was oder ob überhaupt mir daran gefallen hat.
Mir tun das Mädchen und auch die Geschwister sehr leid. Ihr ganzes (recht einfach gehaltenes) Leben unter dieser passiv-toxischen Aggressivität der Eltern verbringen zu müssen, ohne wirkliche Hoffnung auf einen Ausweg. Das macht was aus diesen Kindern, dass man ja recht eindrücklich in diesem Roman mitbekommt.
Schlimm so Etwas!

Da ich die Adresse der nächsten Leserin schon habe, macht sich das Buch gleich morgen auf die Weiterreise.

Danke, dass ich mitlesen durfte!

Hab eine schöne Weiterreise! :)

Das Buch ist heute angekommen und ich habe die ersten 3 Kapitel schon gelesen. Die Bewertungen von den Vorleserinnen werde ich lieber nicht durchlesen und mir eine eigene Meinung bilden, vielleicht hat das ja auch was mit demAlter zu tun ;-)

Vielen Dank, dass ich mitlesen darf und fürs Schicken.

Das war ja wirklich ein "schweres" Buch. Eine ähnliche Thematik hatte ich gerade kurz davor mit "Magdalena" von Maarten t' Hart. Diese Verbortheit im Glauben erschreckt mich sehr. Alles wird verdammt, was ein bisschen Freude machen könnte. Die strengen Regeln müssen eingehalten werden, weil der Herrgott ja alles sieht. Ich kenne auch katholische Menschen, die ganz normal sind - wie immer man auch normal definieren will. Der im Buch beschriebene Glaube ist extrem - ist das nur in den Niederlanden so??? Oder sind nur diese Eltern so sehr gläubig, dass sie den Kindern kein schönes, ungezwungenes Leben auf der Erde gönnen? - Aber, nein, der Kirchenrat kommt ja noch kontrollieren, ob alle Gebote streng eingehalten werden.

Trotzdem habe ich es tapfer bis zum Ende gelesen, ein sehr trauriges Ende. - Geschrieben ist es gut.

Freu dich, Du hast ein reisendes Buch gefunden!
Wie hat es Dir gefallen?
Schreib bitte einen schönen Eintrag.
Tschüß Buch, meld Dich mal wieder.

Heute angekommen. Mit allerlei Samen. Vielen Dank!

Dieses Buch habe ich mir als nächstes parat gelegt - ich freue mich darauf und entschuldige mich für den Stau!

Qualvoll, aber richtig gut.
Mein kleines Prachttier möchte ich jetzt natürlich auch noch lesen.
Vielen Dank fürs Teilen - heute reist es weiter.

Und heute melde ich das Buch erst; ich war ein paar Tage unterwegs:)
Ich bin sehr gespannt. Bin im Nachbar-Ort von Rijneveld aufgewachsen und bin gespannt ob es Erkennungs-Momente gibt.
Danke für den Ring!
*Puh, schwere Kost - kann man solch eine literaire Gewalt, noch Roman nennen?!
Weglegen ging nicht, wie ein Sog; gezwungen weiter zu lesen.
Erkennungs-Momente ? Godseidank, nur wenige.
Die Liga-Kekse, der Marktverkauf 'Stoepje' . Aber zum Glück nicht, die Sekten-ähnliche, beklemmende, abgeschottete Parallel -Welt von Glaubensgemeinschaft.
Aber die gibt es, auch im toleranten Nachbarland. Und häufiger als man als Tourist sehen kann. Gemeinschaften wo Frauen keine Hosen tragen dürfen, aber immer lange Haare haben, Verhütung nicht erlaubt ist, fernsehen verboten ist, sonntags Autofahren und ein Eis kaufen nicht in Frage kommt.
Jetzt zum Buch. Es hat mich in den Bann gezogen: man spürt schon am Anfang, dass diese Geschichte einfach nicht gut ausgehen kann: Kinder die selbstverletzendem Verhalten zeigen, die Tiere quälen, die keine Liebe gezeigt bekommen.
Eltern, die Maßlos überfordert sind, nicht in der Lage zu reflektieren. Es wird denen in der Gemeinschaft, auch nicht beigebracht. Aus gutem Grund: Wer reflektiert, stellt Sachen in Frage. Und ohne die Gemeinschaft ist man nichts. Die Mutter Essgestört und depressiv. Der Vater, herrisch, emotional Arm und Übergriffig.
Die Kinder die einerseits zusammenhalten, anderseits einander erpressen, nötigen, missbrauchen.
Ein ganz kaputtes System. Eklig und faszinierend zugleich. Und auch nicht ganz unrealistisch, aus beruflichen Sicht. Nichts, aber wirklich nichts ist den Menschen fremd.... Leider.
Das Buch zugeschlagen und sofort das Prachttier bestellt....
25.10.23: an Laborfee zurück geschickt

Da ist es wieder! Herzlichen Dank fürs Zurücksenden, die Aufkleber und die schlicht schöne/schön schlichte Verpackung, liebe deeana!
Meinen Dank ebenfalls an alle Mitleserinnen, ich habe mich über eure Kommentare zu diesem Buch sehr gefreut und sie gerne gelesen, gerade (und weil) es nicht unbedingt die angenehmste Lektüre war. Angenehme(re) Herbstlesestunden wünsche ich euch!

@deeana: solltest du das "Prachttier" irgendwann mal hier anbieten, würde ich gerne mitlesen.