Nachdem ich gerade "Wellen" von Eduard von Keyserling mit Begeisterung gelesen habe, war ich gespannt auf Klaus Modicks Roman "Keyserlings Geheimnis". Wie der Autor in den Anmerkungen zu seinem Roman schreibt, ist über Eduard Graf von Keyserling nicht sehr viel bekannt. Besonders seine Kindheit und Jugend sowie seine Studienjahre liegen ziemlich im Dunkeln, was auch daran liegen mag, dass Keyserlings Nachlass auf dessen Wunsch hin komplett vernichtet wurde. Trotzdem macht Klaus Modick daraus eine spannende fiktive Geschichte, wie sie sich in etwa zugetragen haben könnte. Besonders rätselhaft, so der Autor, seien jene Ereignisse, die sich 1877/78 während Keyserlings Studiums in Dorpat (heute Tartu in Estland) zugetragen haben, Ereignisse, die einen Skandal auslösten, zur zwangsweisen Exmatrikulation von der Universität führten und ihn zur Flucht nach Wien und später weiter nach München zwangen, da er in baltischen Adelskreisen "unmöglich" geworden war.
Aus den Münchner Jahren von 1895 bis zu Keyserlings Tod 1918, schreibt der Autor, gibt es einige Erinnerungen und Anekdoten aus Kreisen der Schwabinger Boheme.

In seinem Roman beschreibt Klaus Modick neben oben genannten Rückblicken das Jahr 1901: Der Dramatiker Max Halbe lädt einige seiner Schwabinger Freunde, darunter auch den unter seinen Kollegen beliebten Keyserling, ein, die Sommerfirsche am Starnberger See zu verbringen. In diesen Tagen sitzt er dem Maler Lovis Corinth Modell. Es entsteht das legendäre Porträt, das heute in der Neuen Pinakothek in München hängt. Es zeigt einen geradezu "hässlichen", von Syphilis gezeichneten Keyserling (der selbst darüber entsetzt ist: "Das soll sein Idealgesicht sein? Er rümpft die Nase über so viel malerische Brutalität... 'Es mach ja jut jemalt säin...So aussehn mecht ich aber lieber nich'.")

Auch Frank Wedekind begegnen wir in diesem Roman, er kommt aber nicht gut weg. Mit ihm besucht Keyserling ein Konzert, bei dem eine Sängerin auftritt, die womöglich jene Frau ist, die ihn vor mehr als zwanzig Jahren in den Skandal verwickelte, der ihn zur Flucht zwang.

Für mich war dieser Roman von Klaus Modick, der in einer wirklich schönen Sprache geschrieben ist, eine Bereicherung. Und ich fand es ideal, ein Werk von Keyserling und dazu diese fiktive Biografie zu lesen.

Das Buch macht sich auf die Reise zu federsee und verkürzt damit ihre Wunschliste. Ich wünsche schöne Lesestunden, irgendwann, ganz ohne Eile!

Herzlichen Dank für das Buch und Deinen lieben Brief. Schon der Umschlag, in dem es ankam, war eine Freude!
Ich bin sehr gespannt auf das Buch. Danke auch für die Zeit, die Du mir zum Lesen lässt, beim ersten Anblättern habe ich den Eindruck gewonnen, dass auch eine gewisse Herausforderung in dem schmalen Bändchen steckt, und so etwas braucht dann seine eigene Zeit.

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Von Eduard von Keyserlings Roman Wellen war ich begeistert, so war ich auch auf diese Biographie sehr gespannt, zumal Keyserling selbst sich über sein Leben kaum oder gar nicht geäußert hat und wohl auch seinen Nachlass vernichten ließ.
Das Buch ist sehr schön geschrieben, es hat mich wieder in diese eigenartige "impressionistische" Stimmung versetzt, die ich von Wellen kannte, auch wenn mich die gleitenden Zeitverschiebungen der Erinnerungen manchmal irritierten.
Eduard von Keyserling verließ seinen Geburtsstand im baltischen Adel, nachdem er dort "unmöglich" geworden war und lebte als Schriftsteller und Dichter in der Schwabinger Künstlerszene in München.
"Am Ende war die ganze Affäre für mich der Anfang des Lebens, das ich führen wollte und führe und hoffentlich noch ein paar Jährchen führen werde." lässt Klaus Modick ihn am Schluss sagen.
Mit fortschreitender Lektüre habe ich gemerkt, dass"Keyserlings Geheimnis", welches fast immer präsent ist, wenn über ihn geschrieben oder gesprochen wird, in mir keine wirkliche Neugierde weckt. Keyserlings Entscheidung, über seinen Lebenslauf zu schweigen und nicht in den Mittelpunkt zu stellen, kann ich sehr gut akzeptieren. Sein Werk kann für sich selbst sprechen.
Und ich kann nicht verstehen, wie man eine Person oder ihre Darstellung auf einem Bildnis so einhellig als "hässlich" bezeichnen kann. Das ist mir fremd.

<-- Brunnen auf dem Dorfplatz vor dem Rathaus
angeregt von der Release-Aktion "Brunnen und Quellen".
Das Buch steht jetzt wohl verwahrt im Bücherschrank gleich nebenan :-)

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Gute Reise dem Buch!

Lieber Finder! Ich wünsche Dir viel Spass beim Lesen und vielleicht auch bei bookcrossing! Bookcrossing ist eine weltweite digitale Bibliothek, in der Bücherfreunde ihre Bücher reisen lassen, sie mit anderen Lesefreunden teilen und ihren Weg verfolgen können. Über einen kurzen Eintrag / eine Fundmeldung in diesem Journal würde ich mich darum sehr freuen :-)