Dass die Schulpflicht wegen vieler -- unbezweifelbarer -- Mängel abgeschafft gehört ist ungefähr so plausibel wie die Forderung, die Straßenverkehrsordnung abzuschaffen weil sich viele nicht an sie halten. Der Autor plädiert für ein Recht auf Bildung an Stelle der Pflicht zur Schule; aber wie das zu organisieren wäre bleibt unklar. Trotzdem sind dem Buch viele Leser zu wünschen, denn es lenkt den Blick auf einen nationalen Notstand.
Kinder, Eltern und Lehrer sind nicht glücklich mit Deutschlands Schulen. Es wird lustlos gelernt, wohl auch das Falsche und obendrein, sagen Fachleute, auf eine falsche Weise. In internationalen Vergleichen schneiden deutsche Schulen schlecht ab.
Auch wir wurden einst bitter enttäuscht, als unsere Kinder zur Schule kamen: Was zu unserer Zeit schlecht gewesen war, fanden wir nahezu unverändert vor. Dagegen war vieles verschwunden, was wir als gut in Erinnerung hatten. Wie uns ging es Vielen. Und es ist inzwischen noch schlimmer geworden: Zu alte Lehrer, zu wenig Geld (dass Eltern die verrotteten Klassenräume renovieren ist inzwischen die Regel), eine verfehlte Lehrerausbildung mit grotesk langen Studienzeiten.
Raimund Pousset analysiert faktenreich und nachvollziehbar einige der Ursachen. Aber da, wo es interessant würde, kneift auch er: Entscheidend für die Schule der Zukunft ist die Frage nach den Lerninhalten. Was sollen unsere Kinder lernen? Hier hofft der Leser vergebens auf einen interessanten Beitrag.

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