Pflugscharen und Schwerter

Registered by wingLilliannewing of Wilmersdorf, Berlin Germany on 7/12/2019
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Journal Entry 1 by wingLilliannewing from Wilmersdorf, Berlin Germany on Friday, July 12, 2019
Dieses Buch ist mein Beitrag für die lokale Buchhändlerförderung für September 2019 [abgeholt am 3.9.2019]. Die Palindrom-BCID habe ich mir bereits früher [Freitag, 12. Juli 2019] eingefangen: *5581855 ;-))

Zum Buch :: Verlagsinformationen
Plädoyer für eine realistische Friedensethik

Wieder einmal debattieren die evangelischen Kirchen in Deutschland die existenzielle Frage von Krieg und Frieden – genauer: die Frage nach der Legitimation nationalstaatlicher Gewalt innen- und außenpolitisch. Der erfahrene Militärdekan Hartwig von Schubert steuert das Schiff politischer Vernunft sicher zwischen radikalpazifistischer Friedensethik und einer einzig auf nationale Stärke setzenden Interessenpolitik hindurch. Er vertritt einen rechtspazifistischen Liberalismus (legal pacifism), der das Gewaltmonopol des Staates bejaht, weil nur so Recht und Frieden gewährleistet werden können. Damit nimmt er zugleich die Debatte darüber auf, welche Rolle Deutschland und Europa künftig bei globalen Konflikten spielen sollen, und be­kräftigt das bewährte Programm gemeinsamer Sicherheit.

Von Schubert versteht seine Schrift als Aufruf an die Kirchen im Mutterland der Reformation, beim Weiterbau am Menschheitstraum von Frieden und Freiheit auch unbequeme politische Realitäten anzuerkennen: Wer politische Freiheit will, muss herrschen, also Macht gebrauchen wollen. Doch wer herrscht, kompromittiert und kontaminiert sich mit der „Sünde der Welt“. Das Verweigern der Tat aber hilft nicht und steht der reformatorischen Theologie und Tradition entgegen. Das Buch richtet sich an alle Leser, die an der Zukunftsgestaltung unseres Landes interessiert sind.

Ein interessantes Interview mit dem Autor Hartwig von Schubert über sein Buch "Pflugscharen und Schwerter" finden Sie hier.

Zum Autor :: Verlagsinformationen
Hartwig von Schubert, Dr. theol., Jahrgang 1954, studierte Evangelische Theologie in Göttingen, Tübingen, Heidelberg und Kiel. Er war von 1982 bis 1987 Pastor im Hamburger Bahnhofsviertel St. Georg und arbeitete anschließend weitere fünf Jahre an der Forschungsstelle der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg zu Fragen der Bioethik. Seit 2004/2005 ist er evangelischer Militärdekan an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg mit den Schwerpunkten Politische und Militärische Ethik.

Journal Entry 2 by wingLilliannewing at Wilmersdorf, Berlin Germany on Wednesday, February 19, 2020
Meine subjektive Zusammenfassung
Hochkomplex versucht der Autor die Suche nach der politischen Vernunft zu erläutern, welche Methode die politische Theologie verwendet und was den Leser erwartet. Wir lesen, was Paulus sagt, was in Römer 13 steht und welchen Einfluss Römer 13 auf die Ideengeschichte hatte. Was die politische Ideengeschichte lehrt, wie die "Zehn Gebote" unser Leben sichert. Paten für die Wegbereiter für unsere Demokratie sind in den Philosophen zu sehen. Hier wird vor allem Kant zitiert: Z. B. "Ich kann einen anderen niemals überzeugen als durch seine eigenen Gedanken." [aus Kants handschriftlichem Nachlass. 102]

Römer 13. Hier widmet sich Paulus dem Thema Politik, indem er das Verhältnis zu den Ordnungsmächten behandelt [51]. Auf den folgenden Seiten setzt der Autor des Buches die Verse aus Römer13 in den Kontext seiner Zeit. Paulus hat "eine wohlüberlegte und so knapp wie möglich gehaltene Weisung mit Begründung eingeschaltet." [56] Es sind dies passive Pflichten für die christlichen Hausgemeinden, die von Schubert in eine Tabelle übersetzt hat, um die Aufgaben der "zwei Reiche" zu erkennen: Auf der einen Seite die Gemeinden auf der anderen Seite die Behörden. "Es sind laut Paulus an die Behörden und ihr Auftreten andere Maßstäbe anzulegen als an die Gemeinden; Erstere kennt rechtssanktionierende Gewalt, Letztere nicht - sie folgen dafür dem Gebot der Liebe, was von den Ersteren nicht erwartet wird." [60] ... "eine weitergehende Mitverantwortung für die res publica ist aus dem christlichen Kanon nicht abzuleiten, gleichwohl eine zumindest passive Widerstandspflicht gewiss dort, wo die Politik ihre Grenzen überschreitet und in die inneren Kerne symbolischer Kommunikation hineinregiert." [63] Diese Unterscheidung der Zwei-Reiche bedeutet heute für die Kirche, dass sie niemandem - auch nicht der Politik - ihr christliches Ethos aufzwingen darf oder gar zur Mitgliedschaft nötigen. Das heißt nicht, dass sie nichts voneinander wüssten, denn auch "eine politische Ethik in der Tradition von Römer13 stellt jede hoheitliche Gewalt unter den Anspruch ihrer von Gott zugewiesenen Bestimmung." [69] Und Beide sind gemeinsam auf das Gute ausgerichtet. Die Anerkennung der Demokratie im deutschen Protestantismus erfolgte erst in der Denkschrift der EKD von 1985. [72]

Hartwig von Schubert hat zur realistischen Friedensethik im Protestantismus und der strategischen Kultur am Ende seines Buches acht Thesen zusammengestellt:
[1] Ethik := Voraussetzung & Bewertung menschlichen Handelns; methodisches Nachdenken über die Moral. Friedensethik als praktische Philosophie, die sich mit dem Handeln befasst.
[2] Recht Charta der VN 1945 := Völkerfriedensvertrag; Erklärung der Menschenrechte 1948 und er schreibt von 75 Jahre KRIEG von 1914 bis 1989!
[3] Politik strebt nach Frieden in Freiheit
[4] Staat := Bürgerschaft ist Subjekt der Politik, das heißt: Jeder Einzelne!
[5] Strategie ist offen für das gesamte Spektrum: Vertrauen ist gut; Kontrolle und Sanktionen sind nötig.
[6] Gewalt Krieg ist KEIN Rechtsweg und deshalb geächtet: "Es wird gewiss nie falsch sein, dem prophetischen Gedanken zu folgen, Schwerter zu Pflugscharen umzuschmieden. Niemals jedoch sollte die Rüstungskonversion so weit gehen, nicht doch eine hinreichende Zahl von Schwertern im Arsenal zu behalten." [151]
[7] politisches Urteil "Die Bürger sollten den Formenkreis politischer Gewalt nie verlassen wollen, denn an seine Stelle träte sofort die krude Gewalt des Naturzustandes. Aber sie können die Spielräume politische Macht, Herrschaft und Gewalt nutzen." [151] ... aber auch Widerstand gegen die Perversion politischer Macht. "Bürger übernehmen politische Verantwortung, ... gehen durch
die Instanzen, ... setzen auf Diplomatie, Kongress und wirtschaftliche, soziale und kulturelle Zusammenarbeit, durchaus hinterlegt durch militärische und polizeiliche Gewalt." [152]
[8] Kirche "Auch christliche Kirchen sollen ihre spezifisch kirchenpolitische Macht und interne Amtsgewalt nicht verschleiern, sondern öffentlich machen und rechtlich einhegen; zu staatspolitischer Macht sollen sie jedoch ganz entschieden NICHT gelangen wollen und auch der Versuchung widerstehen, staatspolitische Macht zu legitimieren. Denn die eigentliche Bestimmung der Kirche ist die Sammlung der Gemeinschaft des Geistes und de Liebe." [153]

Journal Entry 3 by wingLilliannewing at Wilmersdorf, Berlin Germany on Wednesday, February 19, 2020
Ich habe den Band in der Lesechallenge 2020 von efell unter dem Punkt GEGENSÄTZE Ganzes Buch: 2018 erschienen gelesen. Der Band bekommt 10 Sterne, weil ich der Meinung bin, dass das Buch noch mehr Leser:innen braucht.

Mein Kommentar
Ich habe mich für dieses Buch entschieden, weil ich auf ein Interview und einen Artikel zum Autor gestoßen bin. Für mich war der Titel eine Erinnerung an das Motto der Friedensbewegung "Schwerter zu Pflugscharen", die ich - in Anbetracht der heutigen Herausforderung in der Welt - als "romantisch" betrachte. Ich wußte nicht, was mich in diesem Buch erwartet. Ich bin aber nicht enttäuscht worden. Allerdings war der Zugang über so viele philosophischen Auslegungen ziemlich anstrengend. Und in der Tiefe habe ich es auch noch nicht gänzlich erfasst. Für mich war der Spannungsbogen vom Gebot der Liebe aus Römer 13 hin zu einem ordnungspolitischen Sicherheitsdenken, das was mir auch Bestätigung in meinen Zweifeln brachte. Es ist ein Thema, an dem ich bleiben werde.

Darüber hinaus hat mich eine Sendung des Deutschlandfunks vom So, 16.2.2020 ermutigt, eine größere Klammer um das Thema zu ziehen: Für die Demokratie einstehen und eine zukunftsfähige Politik einfordern!

Nachtrag: Das Buch ist ja als Diskussionsgrundlage für die Herbstsynode der EKD im November 2019 entstanden. Es gibt auch einen Beschluss zur Friedensethik, allerdings für mich lange nicht so 'gehaltvoll' wie erhofft: Download PDF 71 KB
"„Auf dem Weg zu einer Kirche der Gerechtigkeit und des Friedens“ war das Schwerpunktthema der EKD-Synode 2019. In einer Kundgebung stellte das Kirchenparlament die Bedeutung der Klimagerechtigkeit für den Frieden in der Welt in den Vordergrund. Die Kundgebung hält an dem Grundsatz der christlichen Friedensethik fest, zivilen und gewaltfreien Mitteln der Konfliktlösung den Vorrang zu geben vor militärischen Lösungen. Mit dem Dokument fordert die Synode die Bundesregierung auf, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungszusammenarbeit auszugeben und die Klimaschutzziele aus dem Pariser Abkommen umzusetzen. Die Kundgebung wurde bei einer Gegenstimme angenommen." [Quelle]

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