Ich habe dieses Buch irgendwo in Wien in einem Gratisbuchregal mitgenommen, aber ich weiß nimmer wo. Es ist gestempelt, und war somit früher offenbar Teil der Bibliothek des Goethe-Instituts in Toulouse, und wurde am 1.9.1991 aussortiert.
Auf der ersten Seite wollte ich schon wieder aufgeben, weil ich das Gefühl hatte, ich komm garnicht rein, versteh nix und kann nicht mal die Namen einordnen, hab mich dann aber durchgebissen und bald hat es mir richtig richtig gut gefallen und ich habs richtig interessant gefunden. Es geht um eine kommunistische Gemeinschaft in einer Ruhrgebiet-stadt im dritten Reich. Mir ist schon klar, dass das ein Roman und kein Erlebnisbericht ist, aber sogar als rein theoretische Möglichkeit hat mich das ganze Szenario total überrascht. Ich habe mir den Widerstand im dritten Reich viel kleinteiliger vorgestellt: einzelne, die sich vielleicht irgendwie vernetzen aber einander kaum kennen und zur Sicherheit auch garnicht kennen lernen wollen, vielleicht noch verstecken und mit niemandem auch nur angedeutet über ihre Meinung zum Regime reden. Dass ein ganzer Stadtteil relativ offen in Opposition ist (auch wenn die Väter fehlen, weil sie eingezogen oder im KZ sind), gut vernetzt und auch ziemlich aktiv ist, finde ich wirklich eine komplett überraschende Idee. Ich weiß nicht, ob es zum Beispiel diese recht offene Solidarität mit den Zwangsarbeitern (samt Umverteilung des nicht üppigen Essens von allen in Richtung Zwangsarbeiter!) irgendwo wirklich gegeben hat, gehört habe ich noch nie davon. Und fast am meisten erschreckt mich, dass mich das überrascht, dass es sowas gegeben hat, oder es sich zumindest jemand als Möglichkeit ausdenkt.