Ulizkaja ist eine Gegnerin von Putin, ein guter Grund mal was zu lesen von dieser Autorin.

Wir Westler, die wir mit den Lügen der Werbung aufwachsen, haben gelernt, nicht alles für bare Münze zu nehmen, was uns in der Zeitung oder auf sozialen Medien aufgetischt wird. Na, zumindest einige von uns haben das gelernt. Ulickajas Frauenfiguren wuchsen mit Wahrheit und Propaganda auf und glauben erst mal was ihnen erzählt wird. Oder bedienen sich gleich selbst der Lüge, indem sie z. B. Ihren Lebenslauf nach Gutdünken ausschmücken. Bei uns nennt man das überschäumende Fantasie oder verzerrtes Realitätsbild. Doch in Russland hat die Lüge eine andere, dramatischere Qualität: Ulickajas Lügen tun weh, verletzen. Die Hauptfigur Shenja, der wir durch diverse Stadien des Lebens folgen, kontert diese Verletzungen mit einem erfrischend lakonischen Realitätssinn. Die lose zusammenhängenden Kurzgeschichten über postsowjetische Russinnen sind auf eine berührende Art amüsant und spannend.

Eine der Geschichten spielt in Zürich, wo ein Dokumentarfilm über russische Prostituierte gedreht werden soll. Wahnsinnig komisch. Und tragisch, richtig schwarzhumorig. Ulickaja ist glaub's meine neue Lieblingsautorin.

für Linda