Mit einem nüchternen Blick für die tragische Komik des Lebens bewegt sich der Wahlkreuzberger Lehmann durch den Alltag. Jahrelange, ausgefuchste Ausweichmanöver und heroische Trägheit haben ihn bisher erfolgreich vor den Ansprüchen von Eltern, Vermietern und Frauen verschont. Doch kurz vor seinem dreißigsten Geburtstag - im Jahr des Mauerfalls - bricht eine unvorhergesehene Störung nach der anderen in seinen geliebten Alltagstrott... (Buchrücken)

Vor Ewigkeiten erstanden, aber nie gelesen, jetzt darf es weiterreisen.

Gestern beim Treffen erhalten. Wenn Sven Regener so schreibt, wie seine Liedtexte sind, bin ich aufs Äußerste gefasst.
Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass ich es gestern mit "Die Welt ist nicht immer Freitag" verwechselt habe, als ich das Gefühl hatte, es schon mal gelesen zu haben.

"Er mochte den Sommer zwar gerne, es war die schönste Jahreszeit in Berlin, [...] aber andererseits hatte der Sommer auch immer so etwas Forderndes, im Sommer wurde Herr Lehmann immer von dem Gefühl bedrängt, er müsste aus dem schönen Wetter etwas machen, etwas mit Freunden unternehmen oder so, Grillen, Ausflüge machen, an Badeseen fahren... - alles Aktivitäten, auf die Herr Lehmann keinen großen Wert legte, die auch bei seinen Freunden nicht in hohem Kurs standen, deren theoretische Möglichkeit ihm aber das Gefühl gab, etwas zu verpassen, die Zeit des schönen Wetters nicht richtig auszunutzen, geradezu zu verplempern."

Das bringt wirklich alles auf den Punkt! Es ist alles in Ordnung mit Herrn Lehmann und seinem Leben, und doch nicht so ganz; man kann die ganzen unmotivierten Überlegungen, das Einerseits-Andererseits, das Wasch-mir-den-Pelz-aber-mach-mich-nicht-nass, das systematische Scheitern und die zufälligen Erfolge so gut nachvollziehen, auch Lehmanns manchmal ätzende Stimmung (gegen "die Frühstücker" z.B.) stellt Regener so herrlich dar. Als Leser ist man ein bisschen genervt, aber auch wieder nicht, etwas Fremdschämen kommt hinzu in der Gewissheit, dass in allen von uns ein bisschen Lehmann steckt - ich fand das ziemlich gut und habe mich hier und da wiedererkannt, auch wenn ich mich "so gar nicht" in Kneipen aufhalte. Mit jemandem Diskussionen über "betrunkenen Sand" oder ähnlich blödsinnige Gespräche zu führen würde ich aber genauso genießen wie er.

Dieses 80er-Jahre-Kreuzberg muss doch eine ziemlich harte Sache gewesen sein. Nach dem Lesen habe ich es mir in der Verfilmung mit all seiner Schäbigkeit angesehen, puh. Irgendwo, im Bonusmaterial der DVD oder war es doch im Buch selbst, hieß es dann auch, eine Kneipe sei damals etwas ziemlich Ungeplantes gewesen, und so sahen die Lokale im Film ja auch aus: Ein Raum, der eben gerade da war, in den man ein paar Stühle und Tische gestellt hat, die auch gerade irgendwo da gewesen waren, den Rest muss der Alkohol reißen, anstatt mal die Wände zu streichen...
Für sich allein wäre der Film sicher nicht so toll gewesen, als Illustration des Buches hat er mir aber gut gefallen.

So wird das nichts mit der Reduzierung meines Mount TBR, das Buch ist nämlich wieder bei mir gelandet, beim Treffen in Rennerod wollte es sonst niemand und vielleicht werde ich es nach der Empfehlung nun also doch noch mal probieren.

Vom gestrigen Treffen in Herborn mitgenommen, klang interessant.

Ich habe die ersten Seiten gelesen und der Schreibstil ging mir auf die Nerven. Ich nehme es wieder mit zum Treffen nach Höhn auf den Westerwald