Allein mit deinem Mörder.

by Nicole Drawer | Mystery & Thrillers |
ISBN: 3426623226 Global Overview for this book
Registered by Gashlycrumb on 3/22/2004
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Journal Entry 1 by Gashlycrumb on Monday, March 22, 2004
Nur scheinbar ein Krimi.
Psychologin Johanna Jensen laboriert mehr an ihrem Verhältnis zu den Mitmenschen, als daß sie sich ernsthaft mit den Serienmorden befassen würde, zu deren Aufklärung sie herangezogen wurde. Dies ungeachtet der Tatsache, daß eine solche Fallhilfe jahrelang ihr Traum war. Aber der Ermittlungsleiter kann sie nicht leiden und ist echt fies zu ihr. Immer sagt er so gemeine Sachen. Das regt sie total auf, und dann geht sie nach Hause und ist sauer. Oder heult. Manchmal ist sie auch ganz keß und nennt ihn, arg unvermittelt, vor versammelter Belegschaft ein Arschloch, was wider Erwarten nicht zu einer Abmahnung führt. Nein, der Boß ist dann oft fast schon positiv beeindruckt von ihrer Frechheit und Ehrlichkeit.

Dies sollte reichen, um einen Eindruck von der Innenwelt des Romans zu geben; Tanzstundenkrisen in Polizei-Milieu, könnte man sagen. Nebenbei treibt in Hamburg ein Frauenmörder sein Unwesen, einer von den ganz, ganz bösen, was der Leser anhand kursiv geschriebener Einfügungen erfährt, in denen der Unbekannte vor dem Spiegel so unmotivierte wie abgedroschene Drohungen ausspricht: "Du wirst leiden, du wirst flehen. [...] ...aber am Ende... Am Ende wirst du sterben!" (S.215)

Trotz, oder möglicherweise dank, Johannas Mitwirkung bleibt der Täter unerkannt, was mit ihrer Ich-hau-mir-gleich-vor-die-Stirn-Psychotümelei zu tun haben könnte – aus einem anonymen Anruf, in dem sie als "Kind" und ihr Begleiter als "gutaussehend" bezeichnet wird, schließt sie messerscharf: "das könnte bedeuten, daß es sich um einen älteren Mann handelte, der möglicherweise schwul ist" (S.299). Auwei. Kapitellang habe ich gewartet, daß Johanna sich vielleicht langsam mal mit der Suche nach dem Mörder beschäftigen würde, aber die bleibt bis gut in die zweite Hälfte des Romans absolut nebensächlich (s.o.). Die Auflösung fällt denn auch himmelschreiend und zum Haareraufen absurd aus; schnell aus dem Hut gezaubert und als Erklärung vollkommen lachhaft, von Herleitung keine Spur.

Stilistisch bewegen wir uns fest auf Amateurniveau. So haben insbesondere die Vergleiche gern etwas Eigenwilliges: Johanna telefoniert mit ihrem Freund mit einer Stimme, "so weich, [sic] wie frische Hundescheiße, in die sie heute getreten war" (S.103); eine Gruppe Polizeibeamter, ausnahmslos männlich, die nach einem entführten Kollegen ermitteln, erscheint ihr "wie eine Herde Kühe, die ein Junges schützen wollte" (S.252). Wir befinden uns hier in einer Welt, in der breite Grinsen in Gelächter übergehen (S.215) und Regenwolken am Himmel aussehen "wie schmutzige Watte, die zum Trocknen aufgehängt worden war" (macht jemand sowas?), ungeachtet der Tatsache, daß dieselben "aufgehängten" Wolken im vorangegangenen Satz zeitrafferhaft über den Himmel schießen (S.302). Behältnisse verwandeln sich: "sie [ging] in die Küche [...], um sich einen Teller Suppe zu machen. Wenig später ließ sie sich mit einer dampfenden Suppentasse auf der Couch nieder" (S.171). Verblüffend auch dada-hafte Dialogversuche wie der folgende auf S.180:"‘Und was sagst du?' ‘Schwer zu sagen.'"

Generell liest sich das Buch streckenweise etwas feldbuschmäßig, was an der regelfreien Verwendung von "daß" und "das" sowie einer recht idiosynkratischen Kommasetzung liegt; selbst das erklärt allerdings nicht Sätze wie diesen: "Sie prägte sich seine Erscheinung ein, so als könne sie in die Augen auf den Bildern eine Antwort finden." (S.180).

Enttäuschend. Aber unfreiwillig erheiternd. Ist doch auch was.

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