Wir sind die Mehrheit: Für eine Offene Gesellschaft

by Harald Welzer | Nonfiction |
ISBN: 3596299152 Global Overview for this book
Registered by litrajunkie of Pretzfeld, Bayern Germany on 9/4/2017
Buy from one of these Booksellers:
Amazon.com | Amazon UK | Amazon CA | Amazon DE | Amazon FR | Amazon IT | Bol.com
2 journalers for this copy...
Journal Entry 1 by litrajunkie from Pretzfeld, Bayern Germany on Monday, September 4, 2017
Anfang September 2017 bei der Buchhandlung Kleinschmidt in Hof gekauft. Nicht nur die nahenden Bundestagswahlen fordern, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Bereits Welzers Buch "Selbst denken" hat mich mit seiner kompakten Stoffdarstellung und der hervorragenden Argumentation stark beeindruckt. So konnte ich diesem Buch nicht widerstehen, denn ich möchte nicht zur schweigenden Mehrheit gehören, die tatenlos zusieht wie die über Jahrtausende unter großem Einsatz und mit viel persönlichem Leid bezahlten Errungenschaften unserer offenen Gesellschaft demontiert werden und Rattenfänger an den Rändern des politischen Spektrums mit populistischer Propaganda die Wähler einlullen. Auch besteht die Gefahr, dass wir unsere Freiheit und die Menschenrechte nicht mit Gewalt abgenommen bekommen, sondern sie leichtfertig auf dem Altar der Bequemlichkeit und der scheinbar umsonst gewährten Leistung gewissen Datenkraken freiwillig überlassen, statt unseren Anspruch auf Indivualität und Privatsphäre, unser "Recht, in Ruhe gelassen zu werden" zu verteidigen.

Klappentext
Hört auf zu liken. Bewegt euch! Verteidigt die offene Gesellschaft! Jetzt.

Die offene Gesellschaft wird angegriffen und die Politik reagiert katastrophal falsch: Statt die demokratische Mehrheit im Land zu stützen, lässt sie sich die Themen von Neurechten und Populisten diktieren. Demokratie und Freiheit gibt es nur dann, wenn genug Menschen für sie eintreten. Dieses Buch liefert die Argumente dafür.

»Harald Welzer hat ein Denken, eine Sprache, einen Sound und eine Haltung gefunden... Damit ist er auf der Höhe der Zukunft.«
Peter Unfried, taz

Meine weiteren Werke dieses Autors

Meine weiteren BC-Aktivitäten dieses Tages

Journal Entry 2 by litrajunkie at Pretzfeld, Bayern Germany on Monday, September 4, 2017
Verglichen mit "Selbst denken" fand ich den Stil dieses Buches wesentlich einfacher, auch mit weniger Fremdwörtern - das macht es eindringlicher und wirkungsvoller.

Besonders wichtig fand ich die Empfehlung, hinsichtlich der Nazi-Diktatur nicht nur das schreckliche Ergebnis nie zu vergessen, sondern vor allem nicht aus den Augen zu verlieren, wie es dazu kommen konnte. Einmal in den Reichstag gewählt und den Reichskanzler stellend, bekam ein beispielloses Programm der Umwertung aller Werte (Welzer nennt diesen Vorgang "shifting bases"), bei dem so geschickt agiert wurde, dass die Mehrheit der damaligen Bevölkerung noch das Gefühl hatte, sich anständig zu betragen, als sie sich schon längst menschenfeindlich verhielten. Viele fanden anscheinend nichts dabei, das den Juden vor der Deportation in die Vernichtungslager enteignete Vermögen (also die Beute eines staatlich sanktionierten Raubes) zu kleinen Preisen zu erwerben und in den so "arisierten" Immobilien zu wohnen, die Firmen weiterzuführen und sich an den so erhaschten Kunstwerken zu erfreuen.

Daher auch die Warnung des Autors, bestimmte Worte und Formulierungen ("Umvolkung", "Lügenpresse", "Viehzeug", ...) unreflektiert nachzuplappern. Schon in der Auseinandersetzung mit den gezielten, genau kalkulierten rhetorischen Provokationen ist Vorsicht geboten - zu leicht entsteht die groteske Ungerechtigkeit, daß sich nicht die Diffamierer entschuldigen müssen, sondern die Diffamierten in Erklärungsnot geraten und sich rechtfertigen müssen. Nebenbei ist das ein kostengünstiger Weg, demokratiefeindliche Propaganda auf die Titelseiten zu bringen und in der öffentlichen Diskussion präsent zu halten. Zuletzt wurde dieses Verfahren durch Jörg Haider erfolgreich angewendet.

Eine offene Gesellschaft braucht konstruktive Kritik und Leute, die sich querstellen. Darüber darf aber nicht vergessen werden, auf die bereits erreichten Ziele stolz zu sein und sich an ihnen nicht nur wie selbstverständlich zu erfreuen, sondern sie auch aktiv zu schützen - das hindert niemand, sich für neue, noch nicht errungene, aber wünschenswerte Veränderungen einzusetzen.

Auf den letzten Seiten werden eine Menge Organisationen, Initiativen und Vereine genannt, in denen z.B. eine ehrenamtliche Tätigkeit zur Förderung des Gemeinwohls möglicht ist; der Autor listet auch die ihm wirklich wichtigen Handlungsfelder, die wir als Freunde der offenen, freiheitlichen Gesellschaft auf der Basis von Demokratie und Rechtsstaat aktiv besetzen und lösen müssen, statt den Demagogen zu erlauben, für ihre künstlich aufgebauschten Themen ungehindert Meinungsmache zu betreiben.

Markante Zitate
• Der moderne demokratische Verfassungsstaat setzt bei seinen Bürgern eine Übereinstimmung auch darüber voraus, was nicht abstimmbar ist - Vertrauen, Verantwortung, Gemeinwohl. Das sind moralische Grundvoraussetzungen, die das soziale Leben grundiere, ohne dass es dafür Gesetze gibt. Im Moment erleben wir eine chronische Verletzung solcher Grundvoraussetzungen, und man muss sich davor hüten, sich an so etwwas zu gewöhnen. Dann nämlich verliert man den moralischen Kompass, der gerade in krisenhaften Zeiten nötiger ist als in ruhigen. (S. 10)
• Es gibt aber in einer Demokratie niemanden, bei dem man Experimente und Zukunft bestellen kann. Man muss die Experimente eben machen, Zukunft herstellen, zeigen, was in so einer Gesellschaft geht. Und nur in so einer. (S. 70)
• Überhaupt ist der nachlässige Umgang mit Begriffen höchst gefährlich für die Demokratie. Begriffe sind nicht nur austauschbare Wörter, sondern definieren, was man und wie man etwas wahrnimmt. (S. 75)
• Der Alltag muss abgerüstet werden. Der Prozesse der Zivilisation ist kein Wettbewerb. (S. 96)

Journal Entry 3 by litrajunkie at Albertsplatz in Coburg, Bayern Germany on Friday, September 8, 2017

Released 6 yrs ago (9/8/2017 UTC) at Albertsplatz in Coburg, Bayern Germany

WILD RELEASE NOTES:

Für den heutigen Stammtisch.

Journal Entry 4 by wingk-ponewing at Coburg, Bayern Germany on Saturday, September 9, 2017
Kam gestern direkt vom Stammtisch im "Hungry Highländer" mit zu mir...


Are you sure you want to delete this item? It cannot be undone.