
Wir spielen immer. Erinnerungen
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litrajunkie
of Pretzfeld, Bayern Germany on 6/6/2017
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Das Foto der an ein Motiv von M. C. Escher erinnernden Straßenlaternen habe ich vor einigen Jahren ganz in der Nähe aufgenommen.

Wenig ist in diesen Erinnerungen vom Privatleben des Künstlers die Rede - wohl nicht nur, weil der große Schauspieler dieses sein Privatleben vor der Öffentlichkeit schützen will, sondern vor allem auch, weil es letztlich völlig banal ist - in dem Sinne, daß es sich nicht wesentlich vom Privatleben unterscheidet, das wir "Otto Normalverbraucher" ebenfalls kennen: Es gibt Schulden zu tilgen, Steuern zu zahlen, Hausarbeit aufzuteilen, berufliche und private Termine unter einen Hut zu bringen, darauf zu achten, ein Gegengewicht zum Beruf aufzubauen - und von Zeit zu Zeit seine Beziehung zu prüfen und ggf. zu lösen, wie es Will Quadflieg ebenfalls getan hat, als er erkannte, daß er mit der Mutter seiner Kinder keine geistige Gemeinsamkeit aufbauen konnte, die bis zum Lebensende trag- und entwicklungsfähig geblieben wäre. Das ist kein persönlicher Fehler der Beteiligten, sondern lediglich die Erkenntnis, daß es nicht allen (Ehe-)partnern vergönnt ist, schon beim ersten Gewinn in der Lotterie des Lebens wirklich einen Haupttreffer gelandet zu haben.
Umso genauer und aufrichtiger breitet er aber sein berufliches (Er-)Leben vor uns aus, hält mit seiner Meinung zu modernem Regietheater ebensowenig hinter dem Berg wie mit seiner Bewunderung für wirklich außergewöhnliche Wegbegleiter. Wer es nicht aus eigener Erfahrung weiß, wie es sich anfühlt, sich vor seinen Mitmenschen zu produzieren, der bekommt es hier eindrucksvoll ausgemalt. Durchaus nicht nur etwas auf der Bühne hin- und hergehen, dabei schöne Dichterworte abspulend, um dann mit einer feschen Kollegin zur Premierenfeier zu entschwinden. Vor dem Erfolg steht harte Arbeit - an sich selbst und im Ensemble - die eigentlich nie so richtig beendet ist, denn jede Aufführung, jedes Publikum verdienen es, mit frischen Kräften angegangen zu werden.
Das Werk empfehle ich allen, die künstlerisch und/oder auf der Bühne tätig sind (das kann z. B. auch für eine Präsentation auf einer Fachtagung gelten), denn es enthält eine Menge nützlicher Ratschläge, wie man das Berufsethos bzw. die Ehre des Handwerks gegen Schlamperei, Nachlässigkeit und falsch verstandene Routine einsetzen kann und einsetzen muß.
Markantes Zitat
Ein Schauspieler steht nicht für sich allein. Von Ein-Personen-Stücken abgesehen, zu denen ich nie großes Zutrauen gehabt habe, ist er darauf angewiesen, daß er Mitspieler hat.
Diese Mitspieler, die Kollegen, sind nicht nur dazu da, Stichworte zu geben. Ihre Kunst entscheidet wesentlich darüber, was und wie ich auf der Bühne bin. Simpel gesagt: ich werde auf dem Theater nicht dadurch zum König, daß ich mich königlich gebärde, sondern dadurch, daß der Diener sich vor mir verbeugt.
Ich meine dies durchaus wörtlich. Der gute Geist eines Ensembles springt ins Auge, wenn diese Grundregel als selbstverständlich gilt. Einem andern die Schau zu stehlen oder in »allein zu lassen« auf der Bühne, ist ein schwerer Verstoß gegen die Kunst. Solches kommt nicht von ungeföhr. Es wird aus Unsicherheit, Unzufriedenheit oder dummer Arroganz geboren und resultiert oft daraus, daß es den Verantwortlichen nicht gelingt, das lebensnotwendige Einverständis zwischen den Mitgliedern eines Hauses herzustellen.
(S. 158)
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Défi ABC LECTURE 2019: Q
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efell Lesechallenge 2019: Zahlen 11: Elf - Fußball, Gemeinschaft, laufen, anderer Sport... Die im obigen Zitat genannte Haltung eines erfolgreichen Ensembles ist sicher eine Gemeinschaft im Sinn dieser Herausforderung.
Umso genauer und aufrichtiger breitet er aber sein berufliches (Er-)Leben vor uns aus, hält mit seiner Meinung zu modernem Regietheater ebensowenig hinter dem Berg wie mit seiner Bewunderung für wirklich außergewöhnliche Wegbegleiter. Wer es nicht aus eigener Erfahrung weiß, wie es sich anfühlt, sich vor seinen Mitmenschen zu produzieren, der bekommt es hier eindrucksvoll ausgemalt. Durchaus nicht nur etwas auf der Bühne hin- und hergehen, dabei schöne Dichterworte abspulend, um dann mit einer feschen Kollegin zur Premierenfeier zu entschwinden. Vor dem Erfolg steht harte Arbeit - an sich selbst und im Ensemble - die eigentlich nie so richtig beendet ist, denn jede Aufführung, jedes Publikum verdienen es, mit frischen Kräften angegangen zu werden.
Das Werk empfehle ich allen, die künstlerisch und/oder auf der Bühne tätig sind (das kann z. B. auch für eine Präsentation auf einer Fachtagung gelten), denn es enthält eine Menge nützlicher Ratschläge, wie man das Berufsethos bzw. die Ehre des Handwerks gegen Schlamperei, Nachlässigkeit und falsch verstandene Routine einsetzen kann und einsetzen muß.
Markantes Zitat
Ein Schauspieler steht nicht für sich allein. Von Ein-Personen-Stücken abgesehen, zu denen ich nie großes Zutrauen gehabt habe, ist er darauf angewiesen, daß er Mitspieler hat.
Diese Mitspieler, die Kollegen, sind nicht nur dazu da, Stichworte zu geben. Ihre Kunst entscheidet wesentlich darüber, was und wie ich auf der Bühne bin. Simpel gesagt: ich werde auf dem Theater nicht dadurch zum König, daß ich mich königlich gebärde, sondern dadurch, daß der Diener sich vor mir verbeugt.
Ich meine dies durchaus wörtlich. Der gute Geist eines Ensembles springt ins Auge, wenn diese Grundregel als selbstverständlich gilt. Einem andern die Schau zu stehlen oder in »allein zu lassen« auf der Bühne, ist ein schwerer Verstoß gegen die Kunst. Solches kommt nicht von ungeföhr. Es wird aus Unsicherheit, Unzufriedenheit oder dummer Arroganz geboren und resultiert oft daraus, daß es den Verantwortlichen nicht gelingt, das lebensnotwendige Einverständis zwischen den Mitgliedern eines Hauses herzustellen.
(S. 158)
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Défi ABC LECTURE 2019: Q
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Journal Entry 3 by
litrajunkie
at Hungry Highlander (OBCZ) in Coburg, Bayern Germany on Friday, March 29, 2019


Released 1 yr ago (3/29/2019 UTC) at Hungry Highlander (OBCZ) in Coburg, Bayern Germany
WILD RELEASE NOTES:
Für den heutigen Stammtisch.