Dieses Buch habe ich im September zufällig während einer Auswilderung im Maison de Heidelberg in Montpellier, Languedoc-Roussillon, France gefunden.

In den 1950er und 1960er Jahren bereiste der Verfasser mit Frau und wechselnden Reisegefährt(inn)en immer wieder Marokko. Dieses Buch stellt das Destillat aus mehreren Reisen in den Süden dieses Landes dar, insbesondere die alten Siedlungen mit ihren Speicherburgen bilden den Schwerpunkt - klangvolle Namen wie Ouarzazate, Tinerhir, Ksar es Souk, Boumalne und Semrir. Die Erlebnisse und Erfahrungen wurden teils aus mehreren Reisen zusammenkomprimiert, um ermüdende Wiederholungen zu vermeiden. Die hier beschriebene Reise hat also nie so stattgefunden, wie man sie jetzt nachlesen kann, und doch ist nichts darin erfunden, die Aufzeichnungen entsprechen alle der Wahrheit, nur nicht unbedingt in dieser zeitlichen Reihenfolge.

Packend und spannend erzählt er von den Schwierigkeiten, mit einem VW-Käfer an Orte zu gelangen, die eigentlich nur mit dem Jeep oder dem Maultier zugänglich sind. Mühevolle Plackerei, Straßen- und Brückenreparatur in glühender Hitze sind zu leisten, Überschwemmungen, Muren und Steinschlag drohen auf den schmalen Gebirgspfaden mit ihren zwischen Steilhang und Abgrund balancierenden Haarnadelkurven. Auf die Tageshitze folgen kalte Nächte, Durst und Wasserknappheit sind zu bewältigen.

Als Belohnung dafür winken Begegnungen mit freien, stolzen Menschen, ihren imposanten Bauten und den uralten Riten. Manche Sprachbarriere wird durch Gesten und ehrliches Interesse am Anderen durchbrochen. Bereiche, die dem Verfasser nicht zugänglich sind, erschließt ihm seine Ehefrau. So viel wie möglich wird in Zeichnung, Farbfotografien und Tonbandaufnahmen festgehalten. Die traditionell unverschleierten Berberfrauen lassen sich meist ohne Probleme ablichten und zeigen stolz ihren Schmuck bzw. die Stammestracht. Daß all diese Ergebnisse auch geordnet und gesichert werden müssen, stellt eine weitere Belastung auf den ausgedehnten Forschungsreisen dar.

Herrliche Aufnahmen und der ansprechende Erzählstil des Autors machen das Buch zu einer ebenso vergnüglichen wie lehrreichen Lektüre. Heute dürften weite Teile der damals noch weitgehend isolierten Örtlichkeiten durch moderne Straßen, Anschluß an das Telefonnetz oder gar das Internet, sowie die globalisierte Massenkultur stark verändert sein. Während wohl niemand den Menschen den Fortschritt hinsichtlich Strom- und Wasserversorgung neidet, kann man trotzdem bedauern, daß auch hier die einst stark differenzierte Stammeskultur (Trachten, Dialekte und Gebräuche) einer weit stärkeren Erosion unterlagen als die Felsformationen der imposanten Gebirgszüge.

Auch die Umweltverschmutzung hat die so unberührt und ewig scheinende Wüste erreicht; kürzlich lernte ich aus einer Dokumentarfilm (Plastic Planet?), daß vor Filmaufnahmen sorgfältig die vielen Plastikbeutel aufgelesen werden müssen, die der Wind von weit her in die Wüste geblasen hat.

Ein wertvolles Dokument, das mir der Bookcrossing-Zufall ganz unverdient in die um so dankbareren Hände gespielt hat.

Marokko hat am Mo, 2018-06-25 20:00 in Kaliningrad gegen Spanien 2 : 2 unentschieden gespielt. audrina72 und ich haben uns für einen Buchtausch entschieden; ich hatte nur diese eine Buch für das WM-Spiel reserviert und daher die Patenschaft für Marokko übernommen. Erst war ich besorgt, wie ich die anderen Trostbücher organisieren sollte - und jetzt bin ich dieses einzige Buch gerade noch mit Mühe und Not losgeworden...

Die Büchersendung ist seit heute mittag unterwegs.

Meine persönliche Bilanz zum WM-Spiel 2018

Dieses Buch erreichte mich heute.
Vielen lieben Dank dafür!

Heute geht's nach Allrath.

@Finder:
Ich wünsche Dir viel Spaß mit diesem Buch.
Es wäre schön, wenn Du hier eine kleine Nachricht hinterlassen könntest (das geht auch anonym), damit ich erfahre, welchen Weg das Buch genommen hat.

@Buch:
Ich wünsche Dir eine wunderbare und lange Reise, auf der Dir hoffentlich viele interessante Menschen (und begeisterte Leser) begegnen werden.
Lass mal wieder von Dir hören!