Vor einer guten Weile schon im Offenen Bücherschrank entdeckt, kam mir dieses Buch just dann aus einem Umzugskarton entgegen, als ich am Vortag zufällig im Nachtprogramm über die Verfilmung von 3096 Tage gestolpert war. Ich konnte mir also hiermit quasi ein Kampusch-Doublefeature geben. ;)

Wie so oft ist auch hier das Buch deutlich umfassender und detailreicher als der Film (mit Ausnahme des sexuellen Missbrauchs, den Kampusch sich erst später öffentlich zu machen entschieden hat), aber es hat meiner Vorstellungskraft sehr auf die Sprünge geholfen, die Enge des Verlieses aus dem Film vor Augen gehabt zu haben. (...und das Grauen der Fototapete -- die hätte ich mir niemals so vorstellen können!)
Ansonsten habe ich dieses Buch sehr spannend gefunden, auch ziemlich grausig, und auch sehr einsichtsvoll. Schon vom ersten Interview an hat mir Kampusch sehr mit ihrer präzisen Sprache imponiert; ich nehme an, das kann man sich in der Isolation wirklich gut angewöhnen, und diesen schon fast klinisch genauen Ton hat (trotz oder wegen Ghostwriter?) auch diese Biographie. Das hat mir sehr gut gefallen, weil es damit einerseits das Grauen auf Armeslänge hält, andererseits aber auch einfach sehr genau erklären kann. Kampuschs Meinung zum Stockholm-Syndrom z.B., ebenso wie die spitzen kleinen Milieustudien oder ihre auch jetzt zum 10. Jahrestag wieder veröffentlichen Analysen zur Opferrolle sind sehr spannend (auch wenn man sie nicht restlos teilen muss), und erheben dieses Buch über die üblichen "wahren Schicksals"-romane.
Sicherlich gehört ein gutes Stück Voyeurismus dazu, wenn man diese Geschichte liest; man lernt aber zwangsläufig auch vieles über die menschliche Psyche und Strategien zum Überleben in Krisensituationen, und das kann wohl nicht ganz falsch sein.

Wirklich "fertig" mit dem "Fall Kampusch" bin ich nach diesem Buch noch nicht; auf die Verschwörungstheorien zum Thema wird ja so gut wie nicht eingegangen. Ich fand es sehr bemerkenswert, dass der Film die Zwei-Täter-Theorie mit einem separaten Fahrer bei der Entführung verwendet, im Buch aber ausdrücklich Priklopil aus dem Laderaum "über den Sitz nach vorn [stieg] und [losfuhr]". Nicht nur der Tod von Franz Kröll lässt mich vermuten, dass hier die ganze Wahrheit wohl nie ans Licht kommen wird -- aber vermutlich ist das auch Kampuschs gutes Recht.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, liebe OBCZ Ostkurve!

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Vielen Dank und viel Spaß mit dem Buch!

Schön, dass du das Buch gelesen hast und einen so detaillierten Kommentar dazu geschrieben hast. Ich hab mit dem Buch schon damals geliebäugelt als es raus kam. Ich muss ja sagen, dass mir Natascha Kampusch immer sympathisch war und leid tat, auch wenn viele Leute ihr eine "Mitschuld" unterstellt haben oder dass sie nur Geld machen will. Die Tage hab ich dann wieder einen Bericht über sie im TV gesehen, daher hab ich dann beschlossen, diese Biographie mit zu nehmen. wandert aber erst mal auf meinen MTBR, kann was dauern, bis ein Feedback meinerseits kommt.

Schön, auch dass du auf deinem Label das "Behalten ist gegen die Spielregeln" durch gestrichen hast, manche Bücher möchte man einfach behalten.

Für die Bergabbau Challenge gelesen, Thema TV und Fernsehen, das Buch/ die Geschichte wurde verfilmt.

Puh, ein harter Brocken aber durchaus lesenswert. Schrecklich, was Natascha alles durch gemacht hat, manches ist unvorstellbar, allein schon die Tatsache wie gut das Verlies versteckt und gesichert war. Ich habe mir dazu ein Video angeguckt, heftig, da musste ich mehrmals schlucken.
Ein wenig gestört haben mich in den jeweiligen Kapitel die unstrukturierten Zeitsprünge, gerade im ersten Kapitel. Das musste ich echt noch mal lesen, weil ich nicht wusste, welcher Streit mit ihrer Mutter Natascha die ganzen 8 Jahre nachgegangen ist. Ein Glück, dass ich niemals ohne "auf Wiedersehen" zu sagen von zu Hause weg gehe, weil ich ein ähnliches Buch mal gelesen habe. dass sie daran ewig zu knabbern hatte, kann ich gut nach vollziehen.
Dann hab mich noch ein wenig die Wortwahl/ Sprache gestört. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine 18 jährige Worte wie "jovial" oder "pittoresk" verwendet, aber das kann an den Co- Autoren liegen oder vielleicht sind diese Ausdrücke in Österreich gängiger als hier?
Und ich finde es krass, dass Natascha nie einen Notarzt oder Zahnarzt gebraucht hat in all den Jahren. Ok, ist die Frage ob Proklopil ihr den ermöglicht hätte. Das hab ich mich oft gefragt, ob er ihren Tod wirklich in Kauf genommen hätte, oder ob er sie als Opfer brauchte.
Ich gebe auf jeden Fall 9 Punkte und den Hinweis, dass man wenn man wie ich zartbesaitet ist, das Buch nicht vorm Schlafen gehen lesen sollte.

Ich hoffe für Kampusch, dass sie mittlerweile ein halbwegs normales Leben leben kann.

Ich wünsche dem Finder viel Spaß und dem Buch eine gute Reise.
Über einen Eintrag, wie das Buch gefallen hat und wohin es reist, würde ich mich sehr freuen. Dazu einfach noch mal die BCID eingeben und den "Anweisungen" folgen. Danke!

Hallo Joschi-Micky,
ich habe dein Buch mitgenommen. Ich bin darüber gestolpert, dass das Buch von 2010 ist. Kaum zu glauben, dass die Entführung schon 13 Jahre her ist.
Habe sofort angefangen zu lesen.

Wie soll man so ein Buch bewerten? Es war auf jeden Fall lesenswert, wenngleich ich auch froh war, als ich es durch hatte.

Steht jetzt im Bücherschrank im Anwendungsbereich.