[Ring] Die Frau, die allen davonrannte
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Dieses Buch ... ist ein Gewinnerbuch aus der Vorablesen Aktion. Vielen Dank! Es kam heute an und nun habe ich drei Wochen Zeit, meine Rezension zu schreiben. Auf Vorablesen ist nur die abschließende Rezension nötig und die Änderung in meinem Leseeindruck hat er nicht angenommen. So fange ich also hier schon mal an.
Zur Autorin
Carrie Snyder ist Mutter von vier Kindern, Autorin, Organisationstalent, Träumerin, Läuferin, Lehrerin, Fotografin und jemand, der sich die Zeit nimmt, um sich mit einer Tasse Kaffee vor den Computer zu setzen und sich mit dem eigenen Blog zu beschäftigen oder ein Buch zu schreiben. Auch wenn ihre Tage mehr als ausgefüllt sind, fragt sie sich immer wieder, was sie noch tun kann, um sie etwas schöner und wertvoller zu machen. Sie veröffentlichte zwei Bücher mit Kurzgeschichten, die mehrfach ausgezeichnet wurden. Ihr erster Roman »Die Frau, die allen davon rannte« stand bereits wenige Wochen nach Erscheinen auf der Shortlist des Rogers Writers’ Trust Fiction Preises und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Carrie Snyder lebt mit ihrem Mann, ihren Kindern und zwei Hunden in Waterloo, Ontario.
Zum Buch | Klappentext
Eine Farm am Ende der Welt wird zum Mittelpunkt eines ganzen Lebens.
Dass Aganetha Smart einst eine kühne Pionierin war, ist in dem Altenheim, in dem sie sitzt, niemandem bewusst. Als zwei junge Leute auftauchen, um sie zu interviewen, sagt sie bereitwillig zu. Trotz ihrer Gebrechlichkeit sehnt sie sich nach Abenteuer. Und auch wenn ihre Erfolge weitestgehend in Vergessenheit gerieten, erinnert sie selbst sich noch sehr genau daran. Als junge Läuferin gewann sie eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen. Es war ein revolutionärer Sieg, Frauen durften in dieser Kategorie zum ersten Mal teilnehmen. Doch so sehr Aganetha sich bemühte, vor ihrer Vergangenheit konnte sie nicht davonlaufen – ebenso wenig wie vor den Konventionen ihrer Zeit.
Mein Kommentar
Aganetha ist 104 Jahre alt, sitzt im Rollstuhl und fristet ihre Zeit in einem grauenhaften Altenheim. Alle ihre Familienmitglieder sind bereits verstorben, doch jetzt erhält sie Besuch von zwei jungen Leuten. Aganetha sieht in der jungen Frau mit den roten Haaren, ihre ältere Schwester Fannie. Der junge Mann ist noch nicht identifiziert ... ihre Gedanken schweifen in ihre frühe Kindheit fast 100 Jahre zurück: In ihrer Wut, weil Fannie sie nicht dabei haben möchte, rennt sie davon ... und stellt fest, dass sie schnell ist.
Wir erhalten in ihren Rückblenden einen sehr guten Eindruck von ihrem Leben auf der Farm mit ihren Geschwistern aus der ersten Ehe des Vaters und ihren unmittelbaren Schwestern, die der Vater mit seiner zweiten Frau hatte. Der Tod begleitete Aganetha von Beginn an, da sie mit ihrer Stiefschwester Fannie auf dem Friedhof die Gräber der verstorbenen Halbgeschwister und der Mutter von Fannie pflegte und dabei der Familiengeschichte zuhörte, die ihre Schwester erzählte. Es waren immer die Gleichen und sie wußte im Voraus, was ihre Schwester sagen wird. Wir können die Gedanken über ihre Familie anhand des Stammbaums der Smarts reflektieren, der gleich zu Beginn des Buches einen Überblick liefert. Sie pflegen das Grab von männlichen Zwillingen sowie von einem männlichen Säugling, von James, der mit zwei Jahren ertrunken ist und der Mutter, die am Kindbettfieber bei der Geburt des letzten Bruders Georges gestorben ist. Der große Bruder Robert ist im Krieg und kehrt nicht mehr zurück. Da ist Aganetha gerade acht Jahre alt. Aggie kann Geheimnisse für sich behalten, so das, welches sie erlebt hatte, als sie von Fannie weggelaufen ist, weil sie sie nicht dabei haben wollte.
Ihre andere große Schwester, Edith, kränklich und verheiratet mit Carson Miller, wohnt auf der Nachbarsfarm. Sie haben einen Jungen, der Little Robbie genannt wird, zur Unterscheidung von Robert, dem Vater und Robbie, dem Bruder im Krieg. Aggie wird von der Mutter immer wieder zu Edith geschickt, mal um im Haushalt zu helfen, den Jungen zu hüten oder auch, um Kräuteressenzen rüberzubringen. Die Mutter ist Krankenschwester, Hebamme und Helferin für Frauen, wenn der Arzt nicht mehr helfen kann. So erlebt Aggie eine helfende, soziale Umgebung … die ihr wohl den Konkurrenzkampf in ihrem Läuferinnenleben schwer macht.
Über George, ihrem letzten verbliebenen Bruder, kommt sie nach Toronto und da zu einer Förderung als Profisportlerin, wie man das heute nennen würde. Sie trifft dort auf die Tochter des Förderers, die ebenfalls als Läuferin trainiert wird. Sie werden „beste Freundinnen“. Wir erfahren in den Rückblenden ihren Kampf und ihre Skrupel, ihrer Freundin davon laufen zu wollen. Sie muss lernen, sich mit der Gefühlswelt auseinanderzusetzen, die ihr von Kindesbeinen an nie als etwas Wichtiges erschien. Auf der Farm wurde das gemacht, was notwendig war. Jeder hatte seinen Platz … In Toronto läuft das Leben anders … und als Läuferin in einem Olympiateam noch einmal extremer. Sie hat Höhen und Tiefen zu bewältigen, die sie in ihren Erinnerungen – so denn sie auch so noch korrekt sind – immer mit viel Erfolg und Glück gemeistert hat.
Die Reise in die Vergangenheit mit den beiden jungen Menschen führt sie an den Ort ihrer Kindheit - der alten Farm – und sie kommt auch auf die ehemalige Farm von Edith, ihrer Schwester, zu der sie nie wieder wollte.
Trotz ihrer 104 Jahre hat Aggie dennoch ein feines Gespühr für zwischenmenschliche Beziehungen. Auch wenn sie immer wieder glaubt, ihre Schwester zu sehen, die viel zu früh verstorben ist, merkt sie, dass das rote Haar der jungen Frau Kaley gefärbt ist … Sehr geschickt agiert sie, um nicht alles zu verraten und eher Informationen aus den jungen Leuten heraus zu bekommen. Sie ist sich ihrer Situation bewußt und kann ihr geistig sehr wohl folgen. Ihre Antworten kommen manchmal für sie überraschend klar.
Es ist die Geschichte einer ungewöhnlich emanzipierten Frau, die in der damaligen Zeit, in den dreißiger Jahren, ihr Leben als Goldmädel gelebt hat und gleichzeitig den Konventionen als Frau ausgesetzt war. Sie hat nie ihre Familienbande gelöst und hat das Laufen auch erst dann aufgegeben, als sie in das besagte Altenheim kam. Der Wunsch aus der Routine der Altenpflegestätte herauszukommen, war ihr Antrieb, mit den jungen Leuten diese Exkursion zu unternehmen.
Die Autorin schafft es, der Familie Smart in ihrer Gesamtheit eine Jahrhundertgeschichte zu verleihen, die durch die Hauptfigur Aggie, mit ihrem frischen, schelmischen Geist in dem Körper einer 104-jährigen, in eine überraschende Wendung führt. Sie ist so plötzlich, dass man sich auf einen Nachfolgeband freuen möchte.
Die Geschichte ist sehr gut zu lesen und wird auch durch die Form Realität und Rückblende nicht zerstört. Es ist wie Kino …
In den Anmerkungen der Autorin wird festgestellt, dass Aganetha zwar eine fiktive Figur ist, die an den olympischen Spielen 1928 teilnimmt, dass die Autorin aber reale Teilnehmerinnen zum Vorbild genommen hat. Und sie schreibt, dass es zum Zeitpunkt ihrer Recherche – 2011 – immer noch Diskriminierungen der Frauen im Laufsport gibt: „Der Weltleichtathletikverband hat im Jahr 2011 verfügt, dass offizielle Rekorde von Frauen nur in reinen Frauen-Laufwettkämpfen aufgestellt werden können. Damit soll verhindert werden, dass Frauen mit schnelleren männlichen Tempomachern laufen.“
Zur Aufmachung des Buches möchte ich Folgendes bemerken. Es ist ein Hardcover mit Elefantenhaut in Türkis, Innenblätter in der gleichen Farbe, wobei man beim Aufschlagen auf ein weißes Dreieck schaut, das einem geöffneten Briefumschlag nachempfunden ist. Der Schutzumschlag ist glatt und fest und die Farbe Türkis dominiert die Vorderseite. Eine rothaarige junge Frau springt eher, als dass sie Laufbewegungen macht, über türkise Wolken? Der Autorinnentitel in Gold mag ja noch gehen, der Klappentext aber verliert dadurch an Schärfe, sprich ist schlecht zu lesen. Dafür ist die Schrift im Buch gut gesetzt und sehr gut lesbar. Ich würde das Buch nicht unbedingt wegen des Schutzumschlages kaufen (das Glatte mag ich nicht), aber mein Griff geht immer reflexartig zu Büchern, die den roten Streifen des Verlags auf dem Rücken zieren. Bisher bin ich noch nie enttäuscht worden. Ein Lesebändchen ware die Krönung :-))
Ich schließe mich dem Votum von Quill & Quire auf der Rückseite des Buches voll an: „Eine wunderbare Hommage an alle Frauen, die über die Grenzen, die man ihnen setzt, hinausgehen.“ Vielen Dank für diese Geschichte!
Es darf als Ringbuch weiterreisen. Hier ist der Forumsaufruf.
Reihenfolge (Verbleib max. vier Wochen pro Station):
(1) AngelTina - Lübeck
(2) ChaosHamburg - HH - City
(3) Ghanescha - Gmunden (A)
(4) hempelssofa - Herdecke, NRW
(5) Alexa2009 - Alfeld (Leine), Nds
(6) houdinigirl - irgendwo in NRW
(7) akireyvonne - Berlin
(8) WhiteNights - Berlin
dann zurück zu Lillianne. <<< ist jetzt wieder zu Hause :-)
Released 7 yrs ago (6/19/2016 UTC) at an die Anschrift eines BClers gesandt :) in -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Berlin Germany
WILD RELEASE NOTES:
Dieses Ring-Buch geht nun weiter auf Wanderschaft
... zu AngelTina.
Ich wünsche ein erfreuliches Lesevergnügen!
1.7.16:
Die Geschichte war wunderbar leicht zu lesen, ich konnte das Buch gar nicht aus der Hand legen. Genau das Richtige für einen gemütlichen Abend auf dem Sofa.Vielen Dank für diesen Ring.
Ich hab grad Ringstau, aber nach nächstem Dienstag zumindest im Nebenjob 3einhalb Wochen Urlaub ;)
13.7.16
Die Handlung und das Leben der "Vorausläuferinnen" fand ich klasse. Völlig unrealsitisch ist der Rahmen, denn wie sollen die Gedanken von Aganetha aufs Papier kommen, wenn sie werde schreiben, noch sich ausreichend verständlich machen kann?
Da wünsche ich mir immer einen realistischeren Plot.
Muss etwas warten, lese gerade "Der Distelfink" das hat 1002 Seiten, aber 300 habe ich schon geschafft ;-)
Ich fand es schwierig das hin und her in der Geschichte zu folgen.
Manchesmal musste ich das Gelesene nochmals lesen um in der Geschichte den Faden zu behalten.
Die Beschreibung der Situation beim Laufen und den Wettkämpfen finde ich sehr gut, nur die Geschichte ist unrealistisch , dass sie traurig ist über den Sieg und ihrer Freundin den Vortritt lassen will , oder lässt ? Die Autorin hat scheinbar noch nie an einem "Wettkampf" teilgenommen.
Trotzdem eine traurige, schöne Familiengeschichte mit manchen Ungereimtheiten.
Sehr gut war der Bezug zur Geschichte der "laufenden Frauen" solange dürfen Frauen noch nicht Marathon laufen, ist unglaublich und diese Geschichte aus dem Jahre 1967 hier lesenwert:
Marathon: Langer Lauf zur Gleichheit
von Kathrine Switzer
Danke fürs mitlesen lassen.
Der nächste Leser ist angeschrieben und das Buch kann nächste Woche reisen.
Released 7 yrs ago (8/1/2016 UTC) at geht an einen Bookcrosser in -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Oberösterreich Austria
WILD RELEASE NOTES:
Die Geschichte hat mich ganz gut unterhalten, aber es kommt nicht zu meinen favorites.
Das Nachwort fand ich noch mal spannend, da ich gerade mal wieder mit Gleichstellungssachen zu tun habe.
Edit 7.11.16
Mich hat das Buch gut unterhalten. Allerdings habe ich mich mit den Zeitsprüngen recht schwer getan, das hat immer ein wenig gedauert, eh mein Kopf umgeschaltet hat.
Released 7 yrs ago (11/18/2016 UTC) at -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Niedersachsen Germany
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Released 7 yrs ago (12/4/2016 UTC) at -- Irgendwo --, Nordrhein-Westfalen Germany
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Herzlichen Dank, dass ich bei diesem Ring mitlesen durfte; es war eine Bereicherung.
Das Buch habe ich im Rahmen der Reise-Lesechallenge von efell für 2017 zum Punkt 40 (Sportplatz, Laufen, Schwimmen...) gelesen.
Released 7 yrs ago (1/10/2017 UTC) at Generator Hostel Berlin-Mitte (OBCZ) in Mitte, Berlin Germany
WILD RELEASE NOTES:
Das Buch wird bei unserem monatlichen Treffen an die nächste Ringteilnehmerin, WhiteNights, ausgehändigt. Ich wünsche angenehme Lesestunden und bedanke mich dafür, dass ich mitlesen durfte.
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20.1.
Ich wollte das Buch eigentlich zunächst gar nicht lesen, da es nicht meinem gewohnten Lesegenre entspricht. Nun bin ich froh, es doch getan zu haben.
Nach kurzer Eingewöhnungszeit war ich ziemlich gefesselt , wozu nicht nur die Geschichte an sich beitrug, sondern auch der sehr angenehme Schreibstil der Autorin. Selbst die sehr plötzlichen Zeitwechsel haben mir nicht wirklich etwas ausgemacht.
Besonders gelungen fand ich, dass die Lebensgeschichte nicht chronologisch erzählt wird, sondern sich erst nach und nach erschließt, um sich am Schluß zu einem für mich sehr stimmigen Gesamtbild zusammenzufügen.
Released 7 yrs ago (2/10/2017 UTC) at -- Per Post geschickt/ Persönlich weitergegeben --, Berlin Germany
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Vielen Dank für diesen Ring!
Beim MeetUp Berlin im Süden wieder erhalten. Vielen Dank für das flotte Lesen. Nun kann es sich etwas auf dem Regal ausruhen ... im Mai oder Juni zum Run of Spirit wird es weiterreisen.
Ganz aktuell ist der Berlin-Marathon am 24. September 2017. An diesem Tag darf es weiterreisen. Möge es eine:n Interessierte:n mit Internetaffinität erreichen, der sich hier meldet ;-) Wir würden uns alle sehr darüber freuen. Danke schon mal im Voraus.
Released 6 yrs ago (9/24/2017 UTC) at - Irgendwo in Charlottenburg in Charlottenburg, Berlin Germany
WILD RELEASE NOTES:
Ich bin Wahlhelferin in der Ruth-Cohn-Schule im Briefwahllokal. Dieses Buch wird entweder dort oder auf dem Weg von und zur Schule freigelassen. Heute findet auch der Berlin-Marathon statt. Gerade der richtige Tag, um es in die Wildnis freizulassen. Viel Freude dabei!
Möge dein Tag durch viele kleine Dinge groß werden.
Glaube nicht alles, was du hörst; sage nicht alles, was du weißt; tu nicht alles, was du magst. WA 6018
Wir wünschen allen eine schöne Zeit im RE:formationsjubiläumsjahr und viel Freude mit diesem Buch.