Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch depressiven Teenager im Sommer 1969

by Frank Witzel | Literature & Fiction |
ISBN: 3957570778 Global Overview for this book
Registered by MaggyGray of Freising, Bayern Germany on 9/19/2015
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Journal Entry 1 by MaggyGray from Freising, Bayern Germany on Saturday, September 19, 2015

Mein 500stes registriertes Buch!



Gudrun Ensslin eine Indianersquaw aus braunem Plastik und Andreas Baader ein Ritter in schwarzglänzender Rüstung?
Die Welt des kindlichen Erzählers dieses mitreißenden Romans, der den Kosmos der alten BRD wiederauferstehen lässt, ist nicht minder real als die politischen Ereignisse, die jene Jahre in Atem halten und auf die sich der 13-Jährige seinen ganz eigenen Reim macht. Frank Witzel ist es in dieser groß angelegten fantastischen literarischen Rekonstruktion des westlichen Teils Deutschlands gelungen, ein Spiegelkabinett der Geschichte im Kopf eines Heranwachsenden zu errichten. Erinnerungen an das Nachkriegsdeutschland, Ahnungen vom Deutschen Herbst und Betrachtungen der aktuellen Gegenwart entrücken ihn dabei immer weiter seiner Umwelt. Das dichte Erzählgewebe ist eine explosive Mischung aus Geschichten und Geschichte, Welterklärung, Reflexion und Fantasie: ein detailbesessenes Kaleidoskop aus Stimmungen einer Welt, die ebenso wie die DDR 1989 Geschichte wurde.

(Klappentext)

Journal Entry 2 by MaggyGray at Freising, Bayern Germany on Thursday, September 24, 2015
Hier ist die Begründung der Jury, warum dieses Buch den Dt. Buchpreis gewonnen hat:

"Frank Witzels Werk ist ein im besten Sinne maßloses Romankonstrukt. Erzählt wird die Geschichte eines Jungen aus der hessischen Provinz, der sich im Alter von dreizehneinhalb auf der Schwelle zum Erwachsenwerden befindet. In diese Geschichte eingewoben ist das politische Erwachen der alten Bundesrepublik, die beginnt, sich vom Muff der unmittelbaren Nachkriegszeit zu befreien. Diese Ära des Umbruchs wird heraufbeschworen in disparaten Episoden, die unterschiedlichste literarische Formen durchspielen, vom inneren Monolog über die Action-Szene oder das Gesprächsprotokoll bis zum philosophischen Traktat. Der Roman „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“ ist in seiner Mischung aus Wahn und Witz, formalem Wagemut und zeitgeschichtlicher Panoramatik einzigartig in der deutschsprachigen Literatur. Frank Witzel begibt sich auf das ungesicherte Terrain eines spekulativen Realismus. Mit dem Deutschen Buchpreis wird ein genialisches Sprachkunstwerk ausgezeichnet, das ein großer Steinbruch ist, ein hybrides Kompendium aus Pop, Politik und Paranoia."


Und mein Eindruck?

"Ein maßloses Romankonstrukt" trifft es auf den Punkt, ich bin mir aber immer noch nicht sicher, ob ich diesen Jury-Ausspruch negativ oder positiv auffassen soll. Nach guten zwei Wochen, die ich für diese 800 Seiten gebraucht habe, kann ich dieses ausufernde Werk nur schwer einschätzen.

Alles beginnt in Biebrich, in der Hubertusstraße...

Im Großen und Ganzen geht es um einen 13jährigen Jungen, dessen überbordende Vorstellungskraft und Fantasie sich mit den Geschehnissen der deutschen Nachkriegsgeschichte vermischen. Er nimmt quasi für sich in Anspruch, "eine" RAF gemeinsam mit zwei Freunden (Claudia und Bernd) gegründet zu haben, und nimmt immer wieder Bezug zu (damaligen) aktuellen Themen, wie die Ermordung des Timo Rinnelt, um diese mit sich selbst und seinem Leben zu verflechten: wie würde er reagieren und agieren, wenn es ein Entführer auf ihn selbst abgesehen hätte.

Immer wieder gibt es Kapitel, in dem der mittlerweile erwachsene Ich-Erzähler in einer Art Verhör oder Gespräch mit einem unbekannten Gesprächspartner (mein erster Eindruck war Psychiater - oder doch eher Polizist? Pfarrer?), in dem er zu erklären und sich zu rechtfertigen versucht, wie und warum es zu seinem jetzigen Leben kommen konnte: die Fixierung auf die RAF, sein impulsives, oft schon brutales Verhalten gegenüber seiner Freundin Gernika, seine Tiefpunkte im Leben und das Bemühen, diese zu überwinden.

Auch der Vater und die Religion spielen eine große Rolle. Vor allem die Erzählstränge über den "Fabrikanten", der fast schon als übermenschlich und allmächtig dargestellt wird, hat mich sehr an den Vater des Erzählers erinnert, und die erdrückende Präsenz, die dieser auf den Sohn ausübt. Die Mutter, von einer nicht näher genannten Krankheit langsam aber sicher zur Bewegungslosigkeit verdammt, kommt kaum gegen ihn an und bleibt weitestgehend passiv, während sie sich von der "Frau von der Caritas" im Haushalt und mit den Kindern helfen lässt.

Und der Rest?

Sind überschäumende, ausufernde Passagen in allen erdenklichen Formen - Fragebogen, Gedichte, Aufzählungen, scheinbar sinnlose Monologe, fiktive Biografien verschiedener Personen.

Alles in allem also ein Konglomerat aus Buchstaben, Wörtern und Sätzen, durch die man sich durchwühlen muss, und den Überblick verliert man. Ich bin ehrlich - ab Seite 400 etwa war ich nur noch genervt von diesem ewig absurden Geschreibsel. So muss sich ein geknebelter, an einen Stuhl gefesselter Mensch fühlen, der sich ununterbrochen einen nicht enden wollenden Monolog seines Entführers anhören muss und keine Möglichkeit hat zu fragen, was nun eigentlich mit diesem Wort, diesem Satz, diesem Kapitel gemeint ist. Das kann zuweilen richtig fies anstrengend sein. Aber wer trotzdem durchhält, durchwandert auch wahnsinnig schöne Gedanken und Ergüsse, wie die grotesk-surrealen Träume (S.487ff), die "Geschichtsempfindlichkeit" von Claudia (S. 660ff) oder auch nur herrliche Sätze wie: "Die schwarze Nacht sabbert über das Lichtermeer hinter dem Bahnhof." (S.696).

Ob das aber ausreicht, das Buch tatsächlich von vorne bis hinten durchzulesen? Ich weiß es nicht. Für die breite Masse ist dieses Buch wohl nur bedingt geeignet, denn vom schieren Überquellen der zu Papier gebrachten Gedanken wird man schier erschlagen. Der krönende Abschluss dann lässt wohl vielen die Haare zu Berge stehen: "Wir würden noch mal anfangen, in Biebrich, in der Hubertusstraße..." Bei mir war das auch so. Trotzdem bin ich über so ein Buch froh. Es zeigt, was Literatur kann, aber nicht muss.

Für Fans von Schmökerschinken mit Tiefgang bestimmt lesenswert! Aber Zeit und Geduld mitbringen!

Journal Entry 3 by MaggyGray at Freising, Bayern Germany on Thursday, September 24, 2015
Macht sich im Rahmen des ShortList-Abos auf den Weg zu:

1. Auweia
2. Chaowso
3. Karneol
4. heixly
5. Lilliane
6. Xirxe
7. Seepferdchen 17
8. Lilo37fee

Und dann wieder heim zu MaggyGray


Journal Entry 4 by wingauweiawing at Langen, Hessen Germany on Saturday, November 7, 2015
Boah, der dicke Schinken ist bei mir angekommen, vielen Dank fürs Schicken! Ich bin megagespannt, ob es denn auch lesenswert und unterhaltsam ist... da ich heute Nachtdienst habe, werde ich dann gleich mal damit anfangen, ich muss nur die kids ruhigstellen - vielleicht in die Speisekammer einsperren ;-)

Journal Entry 5 by wingauweiawing at Langen, Hessen Germany on Saturday, December 5, 2015
Ich habe aufgegeben! Meine Zeit ist mir echt zu kostbar, um sie mit diesem verworrenen Geschreibsel zu verschwenden. Ja, ich sehe es als Verschwendung, auch wenn Herr Witzel in einem Interview sagte, dass das Buch so dick wurde, weil er nicht auf einen einzigen Satz verzichten konnte ohne dieses Kunstwerk zu zerstören. Da finde ich sogar meine Statistik-Lehrbücher spannender und lehrreicher und ich verstehe absolut nicht, warum dieses Buch so viel Aufsehen errregt. Es kommt in keiner Weise an "Ulysses" oder " Das Foucaultsche Pendel" heran, um nur mal so ein paar andere monumentale Werke als Vergleich heranzuziehen.
Vielleicht bin ich ja auch einfach nur enttäuscht, weil ich mich so auf dieses Buch gefreut hatte. Immerhin bin ich eine Zeitgenossin und kann mit diesen ständigen Hinweisen auf Marken und Namen sehr sehr wohl etwas anfangen. Auch gehörte ich zu denen, die hin- und hergerissen waren einerseits von der Bewunderung der Ideen der RAF und der gleichzeitigen Ablehnung dieser abscheulichen Attentate.Ich frage mich, wie es Lesern aus nachfolgenden Generationen ergeht, denen diese hochkommenden Erinnerungen fehlen und sich dadurch eigentlich noch verwirrter durch diesen Text graben müssen. Ich eröffne mal den Wettbewerb und gestehe : ich habe bis Seite 181 durchgehalten.
Übrigens : Wer Interesse an Literatur über die 60er hat, dem kann ich nur "Klack" von Klaus Modick wärmstens empfehlen!

Journal Entry 6 by wingauweiawing at Langen, Hessen Germany on Saturday, December 5, 2015

Released 8 yrs ago (12/5/2015 UTC) at Langen, Hessen Germany

CONTROLLED RELEASE NOTES:

wird mit zum Strick- und Häkelmeetup der bookcrosser nach Heuenstamm mitgenommen und dort höchstpersönlich an chawoso übergeben, viel Spaß und Geduld :-)

Journal Entry 7 by wingchawosowing at Heusenstamm, Hessen Germany on Wednesday, December 16, 2015
Genau der Backstein liegt nun schon ein paar Tage hier. Zwischen den Jahren sollte sich Zeit finden lassen. Ich bin gespannt ...

Februar 2015:
Ich habe mich durchgebissen. Alles weitere folgt mit etwas mehr Zeit und Muße.

Journal Entry 8 by wingchawosowing at Heusenstamm, Hessen Germany on Monday, February 22, 2016

Released 8 yrs ago (2/20/2016 UTC) at Heusenstamm, Hessen Germany

CONTROLLED RELEASE NOTES:

So jetzt darf sich die Nächste mit diesem Werk herum schlagen. Die Mut-Mach-Karte habe ich übrigens nach dem Verpacken auf dem Tisch gefunden :-)

Also Durchhaltevermögen beim Lesen und viel Freude beim Weiter reisen lassen.
Lass wieder von Dir hören, liebes Buch!

Lt. Sendungsnachverfolgung am 23.02.2016 zugestellt.

Journal Entry 9 by karneol at Nürnberg, Bayern Germany on Saturday, February 27, 2016
Gut angekommen, danke sehr, auch für die süssen Beilagen!
Nun, das dürfte wahrscheinlich die grösste Herausforderung dieses Abos werden... ;-) Bisher ging's mir ja ganz gut mit der Shortlist, mal schauen, was der Gewinner zu bieten hat.

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28.06.2016:

Nun, ich hab’s trotz der vielen Zeit, die ich mir genommen habe, nur bis in die Hälfte geschafft… Ein gewichtiger Grund: die rein physische Massivität dieses Brockens, die dazu führte, dass ich keine Lust verspürte, das Buch mit mir rumzutragen, da mein Rücken schon oft genug über einen zu schweren Rucksack klagt. Da ein großer Teil meiner Lesezeit aber normalerweise unterwegs ist (außer wenn mich ein Buch dann mal so gepackt hat, dass ich an einem freien Tag alle Vorsätze über Bord werfe und nichts erledige außer Lesen…) und ich in den vergangenen Monaten oft mehrere Tage pro Woche nicht oder spät zuhause war, ergibt das eben zusammen keine 800 gelesenen Seiten. Kommt natürlich schon hinzu, dass es eben kein Buch ist, das mich so richtig zum Lesen zog… Jedenfalls wäre dieses Buch eigentlich ein gutes Argument, sich den Kauf eines E-Book-Readers zu überlegen...

Inhaltlich fand ich es spannend, weil ich herzlich wenig über die RAF wusste und weiß, wobei ich jetzt nicht den Eindruck hatte, durch das Buch selbst viel gesichertes Wissen dazu anzuhäufen, aber durch das Buch immer wieder verleitet wurde, das ein oder andere nachzuschlagen. Immer wieder beschäftigt hat mich die Aussage des Autors, dass seiner Meinung nach das Buch genau so, in diesem Umfang nötig war und nichts weggelassen werden konnte… Teilweise hab ich mich gefragt, ob er sich einfach einen Streich erlaubt hat und über Jahre oder Jahrzehnte gesammelte Notizschnipsel zusammengeworfen hat und dem Verleger so präsentiert hat; oder ob er in dem Werk die Psyche des Protagonisten spiegeln will, das würde ja passen. Ein Sammlung relativ wirrer Erinnerungen, an der Grenze von Realität und Wahn, wie zufällige Notizen aus der Gegenwart, Listen etc., zusammengehalten eigentlich nur dadurch, dass sie zum Leben eines Menschen gehören, ein Spiegel der Realität in dem Sinne, dass es die Willkürlichkeit und Zusammenhangslosigkeit von Ereignissen aufzeigt, die eben manchmal nur durch ein Leben zusammengehalten werden… Oder auch nur in unserer Erinnerung zu einem Zusammenhang (re-) konstruiert werden.
Eigentlich könnte man das Buch im Deutschunterricht einer 10. Oder 11. Klasse oder so besprechen, sich problemlos ein halbes Jahr ausschließlich mit dem Buch beschäftigen und wohl alle wichtigen Themen an dem Beispiel durchexerzieren: Fakt und Fiktion, Bearbeitung historischer Stoffe, Intertextualität, Einflüsse der Popkultur, unzuverlässiger Erzähler, Rückblick, Vorblick, Zeitebenen usw.
Umgekehrt würde auch ich das Buch am liebsten mit Anleitung oder wenigstens Begleitung lesen, also beispielsweise in einem Seminar oder Lesekreis, vielleicht ergibt sich ja irgendwann noch die Gelegenheit dazu…

Tut mir leid, dass das Buch am Ende so lange bei mir war, die Zeit zerrinnt mir manchmal geradezu unbemerkt zwischen den Fingern, muss mir vielleicht künftig in ähnlichen Fällen einen Vermerk im Kalender machen oder so; oder das Buch gar nicht erst anrühren ;-)

Journal Entry 10 by karneol at By mail, A Bookring -- Controlled Releases on Tuesday, June 28, 2016

Released 7 yrs ago (6/28/2016 UTC) at By mail, A Bookring -- Controlled Releases

CONTROLLED RELEASE NOTES:

Ist nun auf der Weiterreise...


Journal Entry 11 by wingheixlywing at Moers, Nordrhein-Westfalen Germany on Monday, July 4, 2016
na, da bin ich ja mal gespannt auf den gewinner des preises 2015

27.08.2016: wow, geschafft! gut anderthalb monate habe ich zum lesen gebraucht und es war ein glück, dass drei wochen davon mein urlaub waren, denn dieses buch sollte man am besten ausgeruht lesen. es fordert ganz schön was vom leser, der hin und her geworfen wird, begeistert, verwirrt, hereingezogen, auf distanz gehalten, von poetischem erfreut, von philosophischen abhandlungen ermüdet, von erinnerungen überrollt und dann plötzlich damit konfrontiert, dass das alles gar nicht wahr ist ... verrückt ist das buch, wie sein held ... wunderbare wort- und gedankenspiele erfreuten mich ungemein, unglaublich der kosmos des herrn witzel ... manchmal hab ich auch einfach gar nichts verstanden, aber zum glück nie so lange, dass ich aufgeben wollte ... nach der depression kam stets eine neue manisch-magische geschichte ... ich hab viel gelächelt und gelacht und ganze abschnitte zitiert und vorgelesen an meine mitmenschen ... ja, maßlos ist das alles und ein bisschen größenwahnsinnig auch ... andererseits hat mich kein anderer roman der liste so mit überraschungen, wilden theorien, individuellen ideen, wundervoller poesie, vielfalt der formen, therapeutischen ebenen, sprachfreude und literarischer fantasie, eben mit wagemut und größe, beglückt. meiner meinung nach ist das bis jetzt der würdige buchpreis-gewinner und nach all den pleiten der leserunde freu ich mich darüber um so mehr.

Journal Entry 12 by wingLilliannewing at Wilmersdorf, Berlin Germany on Thursday, September 8, 2016

Ich habe heute das Buch zusammen mit Baba Dunja von der Post abgeholt. Vielen Dank! Sorry, ich konnte nicht früher: Der Benachrichtigungszettel war bereits am Sonnabend (2.9.) in meinem Briefkasten ... die Post ist leider nicht gerade um die Ecke, so dass ich es einplanen musste.

Vielen Dank auch, Heixly, für den Tipp: Lesen nur wenn ihr ganz wach seid. Es lohnt sich! Ich bin sehr gespannt auf den Roman.

Nachtrag 6. November 2016
Ich habe es geschafft. Da ich die RAF-Zeit schon bewußt erlebt habe, fragte ich mich immer wieder, ob die Aussagen genauerer Recherchen standhalten würden ... ich habe es dann aber aufgegeben, weiter zu forschen. Aber einen Name hat er falsch wiedergegeben, aus Absicht (was ich nicht vermute) oder aus Übertragungsfehler, weil zweimal nn auch mal als mm durchgehen könnte. Irgendwie war mir der Teenager suspekt, denn wenn ich das noch richtig in Erinnrung habe, ist der Erzähler Jahrgang 1940. Das bedeutet, er hat den Sommer 1969 im weit höheren Alter, als ich das als Teenageralter durchgehen lassen würde, wahrgenommen. Offensichtlich arbeitet er auch seine Vaterbeziehung ab. Sein Rückgriff auf die Nazizeit würde bei mir implizieren, dass sein Vater darin auch eine "gewichtige" Rolle gespielt hatte. Für mich ist das Ganze ein arrogantes Stück Selbstdarstellung gewesen ... Es ist weder ein Roman noch ein Sachbuch. Das Register - fast 13 Seiten lang - und die nachträglich komplett aufgelisteten Kapitelüberschriften gehören eher zu einem Sachbuch, die Formulierungen der Überschriften erinnern eher an ein Tagebuch.

Was ich sehr bedauert habe, dass der Schutzumschlag nicht dabei war. Der Löwenzahn als Einband hat mich jeweils Überwindung gekostet, das Buch wieder in Hand zu nehmen. Auch dadurch sind leider acht Wochen zustande gekommen ... schade eigentlich, da ja die neuen 2016er-Bücher schon in die Startrunde gegangen sind. Der Band geht morgen raus ... trotzdem meinen Dank für die Aborunde 2015, die ich hiermit beendet habe. Ein Erlebnis war es allemal!

P.S. Ich habe noch einen Zeitungsbeitrag der FAS vom 24. Januar 2016 beigefügt. Darin geht es um die letzten Täter der RAF, die 26 Jahre unerkannt im Untergrund gelebt haben ... bzw. noch leben: Garweg, Staub und Klette. Im Buch erscheinen sie nicht ...


Dieses Buch geht nun weiter auf Reisen ... to whom it may concern. Viel Freude!


Die menschliche Vernunft lehrt nur Hände und Füße, Gott aber das Herz.
[Martin Luther WA3112]


Geht als Päckchen auf den Weg. Gute Reise!


Journal Entry 14 by wingXirxewing at Hannover, Niedersachsen Germany on Saturday, November 12, 2016
Heute habe ich das Buch bei meiner Nachbarin abgeholt - die Buchpreis-Aborunde 2015 geht dem Ende entgegen. Das dauert allerdings noch etwas, da ich jetzt erst mal unterwegs bin und noch zwei andere Werke davor lesen 'muss' ;-)
Vielen lieben Dank für das wunderbar 'angereicherte' Päckchen - ich werde die Beigaben genießen und dabei an Dich denken, liebe Lillianne :-)

21. März 2017
Mittlerweile liegt das Buch nun schon so lange bei mir, dass ich ein schlechtes Gewissen habe. Aber nachdem ich mich durch ca. 150 Seiten durchgekämpft hatte, verließ mich mein Elan. Doch ich würde gerne noch einen Versuch wagen. Falls jedoch der Wunsch besteht, dass der Wälzer weiterreisen soll, schickt mir bitte eine kurze Nachricht und ich bringe ihn sofort auf den Weg. Noch habe ich die Hoffnung, dass ich dieses Werk bezwingen werde ;-)

16. Oktober 2017
So, ich gebe auf. Zwei Versuche habe ich unternommen, dieses Mammutwerk von einem Buch zu lesen, aber das wird nichts mit mir und diesem Teenager. Ich komme nicht in den Lesefluss hinein, finde keinen roten Faden und die damit losen Textteile finde ich noch nicht einmal ansatzweise so interessant, dass ich sie mir nach und nach zu Gemüte führen werde.
Knappe 200 Seiten habe ich geschafft, aber die fand ich ziemlich gruslig. Deshalb erlaube ich mir trotz Nichtbeendens eine Bewertung.
Ich frage jetzt endlich mal die nächste Station an - vielleicht kommt das Buch dort ja besser an ;-)

Journal Entry 15 by wingLilo37feewing at -- Irgendwo in Bayern, Bayern Germany on Thursday, October 19, 2017
Oh je, jetzt kommt es doch noch!
Das ist der Buchpreisgewinner unseres ersten Abos von 2015.
Will ich das noch lesen? Ich werde auf jeden Fall anfangen, aber bei mir liegen auch noch 3 Ringe :-(

Journal Entry 16 by wingLilo37feewing at -- Irgendwo in Bayern, Bayern Germany on Wednesday, November 1, 2017
Ich bin erstaunt darüber, wie gut mir dieser Roman gefallen hat. Nachdem ich ihn wirklich mit großer Unlust beginnen habe, war mein Erstaunen groß, wie gut ich ihn lesen konnte. Sicher, die Bemerkung des Autors, er könnte auf kein Wort verzichten, irritiert mich durchaus, denn gerade am Ende wird er immer verwirrender und da hätte zumindest ich als Leserin auf manches verzichten können. Und doch!

Ich konnte die verschiedenen Handlungsstränge und Gedankenströme gut nachvollziehen und mir vorstellen. Zwar bin ich deutlich jünger als der beschriebene Protagonist, aber seine Gedanken waren mir dennoch nahe. Nicht, dass ich alles verstanden hätte! Ich schildere mal, wie ich mir das Buch erkläre. Letztendlich schildert es für mich das Aufwachsen in den 1960er Jahren (das in den 1970ern in Bayern nicht so viel anders war). Eingesperrt zwischen religiöser Intoleranz und freizügigem Denken versucht sich der Protagonist seinen Reim auf die Welt zu machen. Doch so kurz nach dem Krieg kann er sich nicht viel erklären, da gibt es zu vieles, das widersprüchlich ist. Es gelingt dem Roman meisterhaft, diese Widersprüchlichkeit darzustellen, genau dafür ist er wohl auch so dick. Es ist wirklich unglaublich, wie viel der Autor weiß und wie viel Wissen er hier einarbeitet. Dazwischen findet sich dann wieder Fantastisches, so dass ich mehr als einmal nachschlagen musste, zu überzeugend waren manche dann doch unwahren Ausführungen. Nur ein Beispiel für einen verblüffenden Wissensbestand: Auf Seite 170 beschreibt er die Zimmermann-Fibel, und zwar genau die Seite mit " Leise, Susi, leise", an deren Bildern man sehr gut den Zeitgeist des dritten Reichs und der späteren Bearbeitung durch die Amerikaner feststellen kann. Ich verwende genau diese Seite in meiner Vorlesung über die Geschichte der Grundschule. Und just an dem Tag, an dem ich das im Buch las, hatte ich auch diese Vorlesung zu diesem Thema gehalten. Das ist solches Expertenwissen, und dass er es dann auch noch in Verbindung mit einem Jungen namens Zimmermann bringt, passt gut hierzu. Es gibt nach meinem Dafürhalten im ganzen Buch keinen Zufall. Alles, worin ich mich auskenne und worüber ich etwas weiß, ist genau richtig platziert und eventuelle Falschschreibungen sind sinnhaft. Alleine um das alles genauer nachzuvollziehen würde es sich schon lohnen, dass Buch noch einmal analytischer zu lesen.

Auf S. 96 ff. beschreibt er in einem einzigen mehrseitigen Satz das historisch zutreffende Schicksal des Tchibo-Namensgebers Tchilinghiryan und endet diesen mit folgendem Schluss, dass ihn ein Spiegelartikel von 1962 "mit einem Mal wieder verstehen lässt, warum jemand Säure auf Gebäude spritzt oder auf die Idee kommt, ein Kaufhaus anzuzünden". Und genau so verstehe ich das Buch: Immer wieder kommt er zurück auf "Rubber Soul" von den Beatles. Denn nur wer eine Gummi-Seele hat, kann die Widersprüche ertragen, wird nicht manisch depressiv oder verübt verzweifelte Verbrechen. Selbst der Widerstand ist ja letztendlich umsonst. Wer keine Gummi-Seele hat muss verzweifeln.

Das Buch mäandert in verschiedensten Ideen, Themen und Ausführungen, viele absolut interessant, manche allerdings auch für mich unverständlich. Dennoch, ich habe das Buch gern gelesen und habe mich nicht gelangweilt!

Journal Entry 17 by MaggyGray at Freising, Bayern Germany on Tuesday, November 21, 2017
Nun ist mein Buch nach fast genau zwei Jahren wieder bei mir eingetrudelt! Vielen Dank fürs Schicken, Eure interessanten Eindrücke und die tolle Runde!

Journal Entry 18 by MaggyGray at Bücherschrank am Hauptbahnhof in Freising, Bayern Germany on Saturday, March 6, 2021

Released 3 yrs ago (3/6/2021 UTC) at Bücherschrank am Hauptbahnhof in Freising, Bayern Germany

WILD RELEASE NOTES:

Obercool!! Du hast ein Buch gefunden! :-D

Dieses Buch ist Teil einer weltweiten Community, die sich aus Bücherwürmern, Buchnarren und Leseratten zusammensetzt. Wir lesen für unser Leben gerne und kämpfen deshalb gegen die grausame Regalhaltung, die aus Büchern Gefangene macht - sie sollen frei sein und gelesen werden! :o)

Deshalb haben bei uns Bücher Nummern, die Du hier bei bookcrossing eingeben kannst - so siehst Du, wer das Buch auf seine Lesereise geschickt hat, und wer es schon vorher gelesen hat. Du kannst hier ebenfalls einen Eintrag machen - Einträge werden bei uns immer bejubelt! - erzählen, wo Du es gefunden hast, ob Du es gelesen hast und wenn ja, wie und ob es Dir gefallen hat. Das ist völlig anonym und kostenlos.
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Danach kannst Du das Buch wieder freilassen oder an Freunde weitergeben, oder auch selbst behalten - Hauptsache, es wird gelesen.

Und jetzt viel Spaß mit diesem Buch - vielleicht kommen noch mehr hinterher!



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