Texte dagegen (Gulliver)
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Ich war selbst gerade in einem Alter und einer Zeit des Widerstandes. Ich versuchte mit all dem Hass auf der Welt klar zu kommen. Und da war dieses Buch und es hat mir sehr weitergeholfen. Man findet Kurzgeschichten und Gedichte von mehr oder weniger bekannten Autoren, die sich mit Hass und Rassismus auseinandersetzen.
Ein altes Buch mit einem Thema, das gerade wieder sehr brisant ist.
Ein altes Buch mit einem Thema, das gerade wieder sehr brisant ist.
Journal Entry 2 by chaospoint at OBCZ Blaues Haus in Nürnberg, Bayern Germany on Tuesday, September 8, 2015
Released 8 yrs ago (9/9/2015 UTC) at OBCZ Blaues Haus in Nürnberg, Bayern Germany
WILD RELEASE NOTES:
Soll morgen im Blauen Haus in die Freiheit entlassen werden. Gute Reise, liebes Buch. Melde dich bald wieder!
Beim gestrigen Stammtisch aus dem OBCZ-Regal befreit. Als ernsthaftes Gegengewicht zu den leichtsinnigen Cartoons nahm ich diese Anthologie mit, von der ich mir einige inspirierende Argumentationshilfen gegen engstirniges Schubladendenken erhoffe.
Mehr als 60 Schriftsteller, die, wie man den biographischen Skizzen entnehmen kann, überwiegend aus dem deutschen Sprachraum stammen, haben die Texte dieser Sammlung verfaßt - meist auch wirklich als Originalbeiträge eben für dieses Buch. Manche Gedichte beschränken sich auf prägnante vier Zeilen, wenige Prosatexte erstrecken sich über mehr als vier Seiten. Einige Texte sind literarisch, andere beschreiben Tatsachen.
Allen gemeinsam ist, daß sie es uns leicht machen, uns in die Situation der Opfer von Rassismus, religiösem Fanatismus oder blindem Fremdenhaß zu versetzen, daß sie im Gegenüber zuerst den Menschen sehen, der uns viel ähnlicher ist, als wir auf den ersten Blick glauben wollen - statt ihn gleich in eine Schublade zu stecken und ihm auf einer Skala von eins bis zehn eine bestimmte Nützlichkeit zuzuweisen. Selbstverständlich kommen wir nicht ohne Kategorien oder kulturelle Reflexe aus - das tägliche Leben würde in der Lähmung ersticken, müßten wir wirklich jeden Mitmenschen und alle Situationen erst vorurteilsfrei betrachten, kennenlernen um schließlich nach umfänglicher Analyse zu handeln. Wir müssen uns jedoch bewußt sein (oder machen), daß diese groben Vereinfachungen nur pragmatischen Zwecken dienen und eben nicht das Wesen des Anderen erfassen.
Die Gesellschaft und die Welt an sich sind Polaritäten unterworfen: Mann/Frau, arm/reich, lebendig/tot, hetero/homo, nett/nervig, dumm/schlau und so weiter und so fort. Man darf (und soll) die Andersartigkeit wahrnehmen - sie wegdiskutieren zu wollen, wäre verlogen, sie zu ignorieren, bodenlos naiv. Dabei ist es auch erlaubt, die Andersartigkeit abzulehnen, sie also nicht zu mögen - aber wenn ich eine bestimmte Eigenschaft eines Menschen als unsympathisch empfinde (oder ihr gleichgültig gegenüberstehe), dann habe ich noch lange nicht das Recht, daraus eine Minderwertigkeit oder gar Un(ter)-Menschlichkeit zu konstruieren.
Seit Erscheinen des Buches sind mehr als zwanzig Jahre ins Land gegangen; erschreckt hat mich die prophetische Äußerung in Martin Auers Beitrag "Offene Worte" - einer Art modernem "Modest Proposal": "Wenn es einmal erforderlich wird, unsere Kultur, unsere Werte, aber nicht zuletzt auch unseren Wohlstand und unsere Vorrangstellung in der Welt mit letzter Konsequenz zu verteidigen, dann wird das nur möglich sein, wenn ein gesundes, markiges [...]'Europa zuerst' als einer der Grundwerte unserer Kultur in den Köpfen und Herzen der Menschen verankert sein wird." Da wurde in einer bissigen Satire schon postuliert, was mit der Äußerung Frauke Petrys (AfD) zum Schußwaffengebrauch an den EU-Außengrenzen auch gegen Frauen und Kinder - die damalige Satire rechts überholend - mittlerweile in unserer politischen Wirklichkeit angekommen ist.
Grundtenor aller Texte dieser Sammlung ist auch, daß jeder von uns individuell verantwortlich dafür ist, was gesamtgesellschaftlich in seinem Heimatland (wo er Wahlrecht hat und hoffentlich auch ausübt) als erlaubt und richtig angesehen wird oder nicht, wofür er sein Geld ausgibt (billigster Plastik-Wegwerfschrott, der nur durch Kinderarbeit, moderne Sklaverei und/oder unmenschliche Ausbeutung anderer, weit entfernt lebender Menschen und rücksichtslosem Raubbau an anderen Ressourcen für so wenig Geld verschleudert werden kann, weil die Rechnung über die wahren Kosten durch andere Menschen bzw. anderswo bezahlt wird - oder fair gehandelte Produkte aus nachhaltiger, kontrollierter Öko-Landwirtschaft) und welche Diskussionsbeiträge und Gedanken er einbringt - oder eben nicht. Die Tatsache, daß wir nicht alles richtig machen können, gibt uns keinen Freibrief dafür, alles falsch zu machen.
Das Werk schließt mit einem kurzen Gedicht des Schweizers Hans Manz, das ich zum Ende meiner Rezension zitieren will, weil es mir so aus dem Herzen spricht:
Weigerung
Ohne Zicken
und Federlesen,
ihr Brandsatzwerfer
und Asylantenverfolger:
Ich weigere mich,
dem Unverstand eures Drohgebrülls
Verständnis entgegenzubringen,
eure unbegreiflichen Parolen
begreifen zu wollen.
Eure Hatz ist mir fremder,
als es die fremdesten Fremden
je sein könnten.
Allen gemeinsam ist, daß sie es uns leicht machen, uns in die Situation der Opfer von Rassismus, religiösem Fanatismus oder blindem Fremdenhaß zu versetzen, daß sie im Gegenüber zuerst den Menschen sehen, der uns viel ähnlicher ist, als wir auf den ersten Blick glauben wollen - statt ihn gleich in eine Schublade zu stecken und ihm auf einer Skala von eins bis zehn eine bestimmte Nützlichkeit zuzuweisen. Selbstverständlich kommen wir nicht ohne Kategorien oder kulturelle Reflexe aus - das tägliche Leben würde in der Lähmung ersticken, müßten wir wirklich jeden Mitmenschen und alle Situationen erst vorurteilsfrei betrachten, kennenlernen um schließlich nach umfänglicher Analyse zu handeln. Wir müssen uns jedoch bewußt sein (oder machen), daß diese groben Vereinfachungen nur pragmatischen Zwecken dienen und eben nicht das Wesen des Anderen erfassen.
Die Gesellschaft und die Welt an sich sind Polaritäten unterworfen: Mann/Frau, arm/reich, lebendig/tot, hetero/homo, nett/nervig, dumm/schlau und so weiter und so fort. Man darf (und soll) die Andersartigkeit wahrnehmen - sie wegdiskutieren zu wollen, wäre verlogen, sie zu ignorieren, bodenlos naiv. Dabei ist es auch erlaubt, die Andersartigkeit abzulehnen, sie also nicht zu mögen - aber wenn ich eine bestimmte Eigenschaft eines Menschen als unsympathisch empfinde (oder ihr gleichgültig gegenüberstehe), dann habe ich noch lange nicht das Recht, daraus eine Minderwertigkeit oder gar Un(ter)-Menschlichkeit zu konstruieren.
Seit Erscheinen des Buches sind mehr als zwanzig Jahre ins Land gegangen; erschreckt hat mich die prophetische Äußerung in Martin Auers Beitrag "Offene Worte" - einer Art modernem "Modest Proposal": "Wenn es einmal erforderlich wird, unsere Kultur, unsere Werte, aber nicht zuletzt auch unseren Wohlstand und unsere Vorrangstellung in der Welt mit letzter Konsequenz zu verteidigen, dann wird das nur möglich sein, wenn ein gesundes, markiges [...]'Europa zuerst' als einer der Grundwerte unserer Kultur in den Köpfen und Herzen der Menschen verankert sein wird." Da wurde in einer bissigen Satire schon postuliert, was mit der Äußerung Frauke Petrys (AfD) zum Schußwaffengebrauch an den EU-Außengrenzen auch gegen Frauen und Kinder - die damalige Satire rechts überholend - mittlerweile in unserer politischen Wirklichkeit angekommen ist.
Grundtenor aller Texte dieser Sammlung ist auch, daß jeder von uns individuell verantwortlich dafür ist, was gesamtgesellschaftlich in seinem Heimatland (wo er Wahlrecht hat und hoffentlich auch ausübt) als erlaubt und richtig angesehen wird oder nicht, wofür er sein Geld ausgibt (billigster Plastik-Wegwerfschrott, der nur durch Kinderarbeit, moderne Sklaverei und/oder unmenschliche Ausbeutung anderer, weit entfernt lebender Menschen und rücksichtslosem Raubbau an anderen Ressourcen für so wenig Geld verschleudert werden kann, weil die Rechnung über die wahren Kosten durch andere Menschen bzw. anderswo bezahlt wird - oder fair gehandelte Produkte aus nachhaltiger, kontrollierter Öko-Landwirtschaft) und welche Diskussionsbeiträge und Gedanken er einbringt - oder eben nicht. Die Tatsache, daß wir nicht alles richtig machen können, gibt uns keinen Freibrief dafür, alles falsch zu machen.
Das Werk schließt mit einem kurzen Gedicht des Schweizers Hans Manz, das ich zum Ende meiner Rezension zitieren will, weil es mir so aus dem Herzen spricht:
Weigerung
Ohne Zicken
und Federlesen,
ihr Brandsatzwerfer
und Asylantenverfolger:
Ich weigere mich,
dem Unverstand eures Drohgebrülls
Verständnis entgegenzubringen,
eure unbegreiflichen Parolen
begreifen zu wollen.
Eure Hatz ist mir fremder,
als es die fremdesten Fremden
je sein könnten.
Journal Entry 5 by litrajunkie at - irgendwo in Regensburg in Regensburg, Bayern Germany on Tuesday, April 25, 2017
Released 6 yrs ago (4/28/2017 UTC) at - irgendwo in Regensburg in Regensburg, Bayern Germany
WILD RELEASE NOTES:
Beim Meetup auf den Wühltisch gelegt.
Das Buch ist heute beim Meetup im San Daniele in meine Tasche gehüpft.