Inhalt:
"Wann hatten SIE zum letzten Mal das Gefühl, im falschen Film zu sein? Meistens sind es nur kurze irritierende Momente, die schnell vorbeigehen. Was aber, wenn sich herausstellen sollte, dass wir alle tatsächlich in einer gefälschten Welt leben? Und dadurch Gefahr laufen, unser eigentliches Leben zu verpassen? Aus Versehen.
Der Psychiater und Psychotherapeut Manfred Lütz kennt sich aus mit der verheerenden psychologischen Wirkung der Plastikwelten, die uns täglich umgeben. In Bluff! Die Fälschung der Welt entlarvt er ein unheimliches Phänomen, das immer mehr um sich greift und uns alle betrifft.
Zum Beispiel die Welt der Wissenschaft, die einigen wie die eigentliche Welt vorkommt. Doch selbst der Physik-Nobelpreisträger hat die Liebe zu seiner Frau nicht physikalisch gemessen und ist dennoch der Überzeugung, dass diese Liebe das eigentlich Wichtige, das existentiell Bedeutsame in seinem Leben ist. Die Psychowelt gibt vor, in allen Lebenslagen Rat zu wissen. Aber selbst wenn man alle therapeutisch interessanten, psychologischen Mechanismen kennt, führt das nicht zu einem erfüllten Leben oder gar zu wahrer Lebensweisheit. Die Medien sind eine faszinierende Kunstwelt. Gefährlich wird es aber dann, wenn Menschen sich in dieser Welt verlieren und ihre phantastischen Kulissen mit der Wirklichkeit verwechseln. Die Finanzwelt hat auf viele Menschen eine magische Anziehungskraft. Das konnte jeder in den vergangenen Jahren beobachten. Und auch wer die Gesundheit zu seiner Religion erklärt, lebt in einer Scheinwelt. Denn sie verführt dazu, nur noch vorbeugend zu leben, um dann gesund zu sterben. Doch auch wer gesund stirbt, ist leider definitiv tot."

Heute im Bochumer Rathaus gefunden, es war noch nicht registriert, kommt auf meinen TBR-Stapel.

04.12.2014:
Ich habe nun ungefähr das erste Drittel des Buches sowie ein paar Kapitel weiter hinten gelesen und bin sehr enttäuscht. Ich hatte mir interessante Analysen, auch in psychologischer Hinsicht, erhofft, stattdessen gab es lauter belanglose „Erkenntnisse“ wie:
„Fernsehsendungen zeigen nicht die Realität“, „Das eigene Millieu ist nicht die ganze Welt“, „Das Leben der Stars hat nichts mit dem eigenen zu tun“, „Esoterik ist Humbug“, usw.
Wahnsinn, danke Manfred Lütz, das hätte ich nun wirklich nicht gedacht…

Was mich aber wirklich auf die Palme gebracht hat ist die Theorie, der beste Ausweg aus der Scheinwelt sei die Religion, und zwar anscheinend ausschließlich die christliche. Atheisten wird die Möglichkeit abgesprochen, ein erfülltes Leben zu führen. Wissenschaftsgläubigkeit sei absurd und überhaupt könne die Wissenschaft auch nicht alles erklären. Das stimmt natürlich, aber das wird auch kein ernstzunehmender Wissenschaftler behaupten. Es ist grotesk wie der Autor versucht, den Weg aus dem Bluff mit Hilfe des größten Bluffs der Menschheitsgeschichte -der Religion- zu propagieren. Für mich ist das arrogant und ignorant.
Der spezielle Feind von Manfred Lütz ist wohl Richard Dawkins. Der ist meiner Meinung nach auch manchmal etwas überheblich und ich stimme nicht immer mit ihm überein, aber immerhin strotzen seine Bücher vor belegbaren Argumenten, wohingegen Lütz nur haltloses Blabla abliefert.

Lütz ist Psychiater und Psychotherapeut, ich hoffe, er ist in seiner diesbezüglichen Arbeit toleranter.

Drei Beispiele aus dem Buch möchte ich noch anführen. Lütz führt aus, die wissenschaftliche Erkenntnis zum Alter der Erde stehe nicht im Gegensatz zur Schöpfung in sieben Tagen, denn diese sei im übertragenen Sinne zu sehen und man dürfe es nicht wörtlich verstehen, was auch niemand tue oder getan hätte (auch vor 2000 Jahren). Na, das sollte man mal den (z.B. amerikanisch-evangelikalen) Hinterwäldler-Kreationisten erzählen, da würden die sich aber wundern. Nun ja, immerhin ist das mit dem nicht wörtlich nehmen ein guter Ansatz. Die Religionen sollten das auch konsequent auf den ganzen anderen Hokuspokus wie z.B. die unbefleckte Empfängnis, die Sintflut, die Wunder Jesu, der Erbsünde, die Auferstehung, den heiligen Geist, das Fegefeuer, das geteilte Meer, Gebete und letztlich die Existenz Gottes ausweiten. Anschließend kann man dann endlich die Religionen abschaffen.

Das zweite Beispiel bezieht sich auf „esoterische Plastikreligionen“, die er anprangert. Da heißt es wörtlich „Bereits bei den Ägyptern, den Griechen, den Römern gab es solche zusammenphantasierte Ideen, unbeweisbar und unwiderlegbar…“. Lütz liefert damit eine perfekte Definition für Religion und führt so seine Argumentation ad absurdum.

Schließlich, das ist nun das dritte und letzte Beispiel, feiert er die Entstehung des Monotheismus als eine Art Befreiung der Menschen von der Angst vor den bis dahin beliebten Naturgottheiten. Einen weiteren Schritt, der dann zwangsläufig auch den monotheistischen Gott abschaffen würde, geißelt er hingegen als Flucht in Scheinwelten. Selten habe ich so einen Mist gelesen.

Ich breche sehr selten ein Buch ab, aber diesmal kann ich nicht anders. Ich bin froh, das ich dafür nicht einen Cent bezahlt habe.

Ich bin mal gespannt, ob das Buch trotzdem weitere BC-Leser finden wird.

Das Buch reist weiter zu EvaLii, die es sich gewünscht hat. Ich wünsche viel Vergnügen und hoffe, ihr gefällt es besser als mir.

Buch wurde auf Wunsch zu mir geschickt! Vielen lieben Dank! Bin gespannt, ob es mir besser gefällt oder ob ich die letzte Bewertung bestätigen kann.