Ein Buch für Bookcrossing.
Dieses Buch habe ich aus dem Bücherkorb des Hotel Föttinger unregistriert mitgenommen. Dafür durften dann sechs BC Bücher den Platz im Korb einnehmen. Vielen Dank.

Zum Buch
Franz Hessel (1880-1941) wollte "Schicksal und Lebensgefühl dreier Generationen im Bewußtsein eines alten Mannes gespiegelt darstellen, nicht in einer voluminösen Reihenfolge, sondern im beständigen Nebeneinander von Vergangenheit und Gegenwart, Erinnerung, Wirklichkeit und Wunschwelt": Der alte Mann ist ein ehemaliger Bankdirektor in ärmlichen Umständen, eine merkwürdige Mischung von altem Preußen und Lebensgenießer. Als habe er schon Abschied genommen, lässt er die Dinge der wirklichen Welt nur wie ein Spiel oder wie schönen Schein gelten. Sein Greisentum beschert ihm eine Renaissance seiner Jugend auf anderer Ebene.
Hessel hat den Roman nicht mehr vollenden können; er starb 1941 im französischen Exil.

Zum Autor
Franz Hessel wurde am 21. November 1880 in Stettin als Sohn eines Bankiers geboren. 1940 wurden Franz Hessel und sein jüngerer Sohn Ulrich wie viele andere deutsche Emigranten in Les Milles bei Aix-en-Provence interniert. Während der zwei Monate in dem berüchtigen Lager erlitt Franz Hessel einen Schlaganfall. Kurz nach seiner Entlassung starb er am 6. Januar 1941 in Sanary-sur-Mer. Mehr dazu im Artikel von Wikipedia

Gut ein Jahr nach dem Ö-Treffen in Attersee, wurde dieses Buch nun gelesen. Es ist wieder ein Lesegenuss im wahrsten Sinne des Wortes gewesen. Wir konnten dem genießerischen Alten über die Schulter schauen, wie er sich durchs Leben denkt. Es war viel zu schnell zu Ende - auch weil es nur ein Fragment blieb. Erst lange nach dem Tod des Autors, ist dieses Buch im Nachlass eines befreundeten Dichters aufgetaucht.

Im Nachwort habe ich noch eine wunderbare Formulierung entdeckt, die ich hier nicht vorenthalten möchte: "Reichtum ist für Hessels Antihelden allein der Reichtum menschlicher Beziehungen, genauer noch, der der Erinnerungen an sie."

Es ist eine Literatur, wie sie selten zu lesen ist, bedenkt man, dass es die Zeit des Nationalsozialismus widerspiegelt. Eigentlich ein Buch für Feuerzeugs-Spurensuche. Da sie den Autor schon "abgearbeitet" hat, biete ich es als Ring an - mit der letzten Station in Berlin, damit das Buch am 10. Mai 2016 zum Bebelplatz gebracht werden kann.