Ganz arglos hab' ich das Buch in die Hand genommen und ein paar Zeilen überflogen...noch ein paar mehr und hab' es dann nicht mehr aus der Hand legen können...in einem Rutsch durchgelesen...
Es hinterläßt einen tiefen Strom von Emotionen...in mir selbst...weil ich mich mit Thelmas Welt identifizieren konnte, viel zu gut, es war schon richtig unheimlich.

Thelma durchlebt eine traumatische Kindheit und Jugend, der sie zu entfliehen versucht, indem sie sich geistig und emotional in Phantasie- oder besser Paralellwelten bewegt. Sie träumt davon, daß andere sie adoptieren (befreien) mögen, aber sie findet niemanden, der sie überhaupt nur verstehen kann oder will. Thelmas Gedanken...für sie normal, für ihre Umwelt nicht...sie ist nicht in der Lage, eine emotionale geschweige denn intime Beziehung aufzubauen. Sie ist anders als die anderen Menschen in ihrer Umgebung. Thelma hungert, um keine Frau werden zu müssen, sie fügt sich Verletzungen zu, weil der innere Schmerz zu groß ist, sie rettet sich immer wieder in ihre eigene Welt, der sie oftmals jedoch hilflos ausgeliefert ist.
Trotz ihrer inneren Nöte schafft sie es, sich als erwachsene Frau im Studium zu behaupten und erhält aufgrund ihrer Leistungen ein Stipendium, während ihr Innenleben sie immer weiter in geistige Extremsituationen bringt und sie schließlich in der Psychatrie landet.
Später lernt sie Menschen kennen, die sie annehmen, wie sie ist, ihr Ehrlichkeit und Zuwendung entgegenbringen, wodurch sie Mut schöpft, Zuneigung und Emotionen in ihrem Leben zuzulassen...so jetzt aber genug verraten, man merkt wohl, daß mich das Buch begeistert hat!

Hinzu kommt noch ein wirklich genialer, umwerfender Schreibstil der Autorin, die es schafft, das innere Erleben Thelmas in einer ergreifenden, weil leicht ironischen und direkten Art darzustellen. Daher ist das Buch auch so intensiv und hat keinen Tränendrüsenfaktor. Man ist einfach zu sehr damit beschäftigt, den Atem anzuhalten und den Kloß im Hals zu schlucken. Trotz (oder gerade wegen?)des ironischen Elements aber bleibt der Leser an Thelma dicht dran, und wer sich selber oft in mentalen Grenzbereichen aufhält, wird ziemlich viel von sich in Thelma wiederfinden...

Allen unter Euch, die selber unter traumatischen Kindheitserinnerungen und/oder einer Persönlichkeitsstörung leiden, möchte ich noch dringend empfehlen, nur zu lesen, wenn Ihr Euch stabil genug fühlt, denn das Buch ist wirklich sehr ...hmmmm... intensiv!

(Rezension aus Amazon.de) ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Dieses Buch wurde bei Bookcrossing.com registriert und geht nun auf die Wanderschaft.... vielleicht in meine Leseecke ....danach in einen offenen Bücherschrank... und vielleicht auch bald in die grosse , weite Welt...