Witwen großer Rockstars haben es nicht leicht. Weder Yoko Ono noch Courtney Love -- und Birdie Walker auch nicht. Mehr oder weniger deutlich hat ihr die komplette Musikszene zu verstehen gegeben, dass sie nicht nur Mitschuld am Tod ihres Mannes Jack trägt, sondern sich auch stets im Glanz seines Werks gesonnt und mit seinem Mythos eine goldene Nase verdient habe. Nichts davon war und ist Realität. Birdie war die treibende Kraft hinter Jack und verantwortlich für viele musikalische Ideen, die ihm zugeschrieben wurden. Jack starb offenbar, als sein Haus abbrannte und er sich zugedröhnt nicht mehr in Sicherheit bringen konnte. Birdie kann von den finanziell sorglosen Zeiten nur träumen. Kleine aber ungemein geschickte Betrügereien halten sie über Wasser. Sie hat die Kunst des schönen Scheins und des Abzockens wie kaum eine Zweite kultiviert. Als in Gesprächen mit Musikmanagern die Rede auf verschollenes Film- und Songmaterial ihres Mannes kommt, das in ihrem Besitz vermutet wird, riecht sie das Geschäft ihres Lebens und die Gelegenheit, allen alles heimzuzahlen. Denn nur sie kennt die Wahrheit.

Als immerwährendes RockChick hat mich das Buch total gefesselt, es sit toll und spannend zu lesen und ich fand die Protagonistin einfach nur klasse, einfach weil sie so voller Widersprüche ist. Und dann so straight und klug und trotz aller Oberflächlichkeit eine Frau mit Moral, die sich nicht für doof verkaufen läßt. Einfach stark!
Und der Schluß ist genial :o)

Lieblingsstellen:
Niemand wird so zynisch wie Menschen, die im Glauben enttäuscht worden sind.

Ich schiebe Taj Mahals Natch´l Blues in den CD Player und setze den Kopfhörer auf. Ich presse ihn mir fest auf die Ohren, als ob mir die Kraft meiner Arme die Musik tief ins Hirn rammen kann. Ich schließe die UAgen, ganz fest, und warte auf den Moment, wo Musik Denken wird und Denken Musik, wo meine Hüften von selbst in Bewegung geraten, wo der Pulsschlag gleichzieht mit dem Rhythmus und dem Herzen einen Kickstart verpasst.
Dafür ist Blues geschaffen. Zum Mutmachen. Wenn alles Scheiße ist, wenn man mit dem Leben nicht klarkommt und mit sich selbst auch nicht, wenn man absäuft - dann zieht der Blues einen wieder hoch.

Wenn ich an all die Geschichten denke, wo Leute einen Blick ind was riskiert haben , das sie nicht sehen durften - Orpheus ind die Unterwelt, Pandora in ihre Büchse, die törichte Braut in Blaubarts letztes Zimmer - , muss ich feststellen, dass Eigeninitiative nicht gut belohnt wird. Auf die Wissbegierigen warten Verlust und Tod.
Guck da nicht hin, heißt es. Sei nicht zu schlau. Frag nicht zu viel.
Der Tod lauert allen auf, die zu neugierig sind. Aber der Mensch ignoriert nun mal solche Warnungen und geht auch dahin, wo er nicht willkommen ist. So werden neue Welten bevölkert. Mit dem Baum, unter dem er geboren wurde, gibt sich der nackte Affe nciht zufrieden. Und kaum kann er sprechen, sagt er: Mehr, mehr! Der gierige kleine Kerl.

Reserviert für die dritte Runde meiner dollen Weiber Box:
http://www.bookcrossing.com/journal/11203340

In roter Telefonzelle