Durch Zufall lernen sie sich kennen, die namenlose Ich-Erzählerin und ihre Schwägerin Eva. Sie wussten beide nicht, dass die andere existiert. Eva lebt in den USA und dorthin lädt sie die in den Niederlanden beheimatete Erzählerin ein. Doch zuvor soll diese noch einen wichtigen Auftrag erfüllen: Eva bittet sie, in Amsterdam nach den Resten des Familienbesitzes zu forschen. Für die Erzählerin wird dieses Suche zu einer Reise in die eigene Vergangenheit. Sie setzt sich mit der Familie auseinander, der Geschichte vom jüdischen Leben in einer Zeit äußerster Bedrängnis.

geht per Post an eine interessierte Bookcrosserin.

Vielen Dank für dieses so interessant klingende Buch! Ich freue mich sehr und werde es ganz bestimmt nicht allzu lange warten lassen, bis es gelesen wird.

Ich konnte mich nicht beherrschen und habe das Buch gar nicht erst ins Regal einsortiert, sondern gleich gelesen. Und es hat sich gelohnt! Es ist die, obwohl fiktiv geschriebene, gar nicht so unwahrscheinliche Geschichte zweier Überlebender des Holocaust, die sich zufällig kennenlernen und ein sehr kleines Stück ihres Lebens miteinander Kontakt halten. In dieser vergleichsweise kurzen Zeitspanne wird die Vergangenheit beider wieder lebendig.

Die Art und Weise wie Marga Minco die Erinnerungen der beiden Frauen aufleben lässt und wie die Spuren der Vergangenheit aufgenommen werden, ist mitunter verwirrend und man muss gut aufpassen, auf welcher Ebene die Autorin ihre Protagonistin (die Ich-Erzählerin) gerade denken und erinnern lässt. Die Zeiten und Betrachtungswinkel springen häufig innerhalb eines einzigen Absatzes, aber gerade das macht das Buch so besonders.

Bei der Lektüre habe ich ein neues Wort gelernt: Wenn jüdische Familien bei befreundeten Nachbarn (nichtjüdischen natürlich) Wertsachen zum Aufbewahren "bis nach dem Ende des Schreckens" hinterlegten und diese Gegenstände dann einbehalten wurden, sprach man nicht von "verwahren", sondern von "verwariern". Zunächst dachte ich, ich hätte mich verlesen, bis mir die Tragweite dieses Wortspiels aufging.

Vermutlich hat Marga Minco eigene Erlebnisse einfließen lassen, denn bereits auf den ersten Seiten ist zu lesen, dass sie selbst als einziges Mitglied ihrer großen Familie den Holocaust überlebte. Von der Autorin gibt es noch ein weiteres Buch, das werde ich gleich auf meine Wunschliste setzen.

Mir hat "Nachgelassene Tage" sehr gut gefallen, soweit man im Zusammenhang mit derlei ernsten Themen von "gefallen" sprechen kann. Es ist ein sehr gutes und wichtiges Buch, das zeigt, dass das Vergangene niemals so ganz vergangen ist, sondern bei den Betroffenen lebenslang bedeutsam bleibt, je nach Intensität der Erschütterung.

Für die Assoziations-Challenge passt der Titel des Buches sehr gut zum Stichwort "Internat":
Dort ist in der Regel eine Schule angegliedert, wo die Schüler in Intervallen über ihre Leistungen beurteilt werden. Diese können sich im positiven Fall gesteigert, oder aber auch NACHGELASSEN haben.