Über dieses Buch:
"Das Grunderfordernis der Novelle ist nach Goethe, die künstlerische Wiedergabe einer »unerhörten Begebenheit«. Eine solche Begebenheit ist bei Zweig die Begegnung zweier Schachgenies, von denen das eine eine stumpfe, bäuerliche Natur ist, der sich »die Welt einzig auf die enge Einbahn zwischen Schwarz und Weiß reduziert«, die »in einem bloßen Hin und Her, Vor und Zurück von zweiunddreißig Figuren ihre Lebenstriumphe sucht« - das andere ein hochorganisierter, gebildeter Mensch, für den das kalte Fieber des »Spiels der Spiele« einstmals in der zermürbenden Einsamkeit einer Gestapohaft Lebensrettung gewesen ist. Jetzt aber, da er in Freiheit zurückgekehrt ist, bedeutet ihm das Spiel weder Spiel noch geistige Flucht aus dem Unerträglichen mehr - es ist für ihn die Erprobung der wiedergewonnenen Normalität, Bestätigung der Rückkehr in die Bezirke des Humanen. In erregender Steigerung erleben wir, wie diesem Spieler, der die Spielregeln des Schachs mit virtuoser Bravour beherrscht, die Spielregeln des Lebens abermals zu entgeleiten drohen, bis er sich im letzten Augenblick fängt und die »unerhörte Begebenheit« nach einem bedrohlichen Aufflackern beruhigt und besänftigt in die Unauffälligkeit des Alltags mündet (Der Tagesspiegel)."

März 2014:
So, nun lag dieses unscheinbare Büchlein viel zu lange ungelesen bei mir im Regal, dabei hat mich die Erzählung wirklich beeindruckt. Wer hätte gedacht, dass mich eine Geschichte übers Schachspielen so fesseln kann? Wirklich toll, und wie ich finde zurecht auf der 1000-Bücher-Liste!

Wurde beim Meetup an Dio weitergereicht - viel Spaß damit :)

Genau, ich habs dann jetzt :-)

Und weniger als ein Jahr später gelesen ;-)

Ich hab mich erst von der Rahmenhandlung täuschen lassen, die mich an die sehr amüsanten Roald-Dahl-Erzählungen mit den jungen Männern, die krumme Dinger drehen (manipulierte Windhundrennen etc), erinnerte. Auf einem Schiff ist ein skurriler Schachweltmeister unterwegs und begegnet einem Schach-Nobody, der ihm sensationellerweise anscheinend in seinem Metier das Wasser reichen kann.
Die innere Handlung war dann aber absolut anders, ein düsterer Blick in die perfide Foltermethode der Isolation. Ein dicht erzählter, raffinierter Plot, der auch vom Gegensatz dieser zwei Welten, der harmlosen auf dem Schiff und der furchtbaren im Hotel, lebt.

Das Buch ist gestern zum Astoria-Treffen gewandert und in der dortigen OBCZ verblieben.