Zu weit draußen

by Johannes Groschupf | Literature & Fiction |
ISBN: 349224775x Global Overview for this book
Registered by blups25 of Bonn, Nordrhein-Westfalen Germany on 11/1/2008
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Journal Entry 1 by blups25 from Bonn, Nordrhein-Westfalen Germany on Saturday, November 1, 2008
Klappentext: Der Journalist Jan Grahn verunglückt auf einer Reportage in der Wüste mit dem Helikopter - und überlebt mit schwersten Verbrennungen. Sprachlich brillant erzählt Johannes Groschupf in seinem autobiographischen Roman von der Angst eines Mannes, in das Leben zurückzukehren - und dem schwierigen Versuch, die Gespenster einer Grenzerfahrung für immer hinter sich zu lassen.

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Ich habe Johannes Groschupf vor einiger Zeit im Radio im MonTalk auf WDR 2 gehört und mir daraufhin sein Buch gekauft. Groschupf hat selbst das erlebt, was er hier einem gewissen Jan Grahn zuschreibt: den Hubschrauberabsturz, das knappe Überleben, die schweren Verbrennungen und die daraus resultierenden Narben, der mühsame Weg zurück ins Leben. Inzwischen habe ich das Buch zum zweiten Mal gelesen und wie bei der ersten Lektüre haderte ich einmal mehr mit der Romanform. Mag sein, das Groschupf den Roman, den fremden Protagonisten brauchte, um seine Geschichte schreiben zu können (das sind nun Spekulationen von mir). Aber für mich als Leser wäre es wesentlich interessanter gewesen, dieses Schicksal als pure Autobiographie zu lesen.

Trotzdem: Dieses Buch ist ungeachtet des vorsätzlichen Abstandes, den Groschupf aufbaut, lesenswert. Groschupf benutzt einen Stil, den ich als sehr ehrlich empfunden habe und der sehr angenehm zu lesen ist. Er schreibt unsentimental und unaufdringlich, das macht seine Hauptperson und deren Problem, sich nach einem Jahr Krankenhausaufenthalt wieder ins "normale Leben" einzufügen, umso glaubwürdiger. Wie ein roter Faden zieht sich dabei die Liebe Grahns/Groschupfs zu seinen Kindern durch das Buch. Wie sie ihm zum Beispiel zu Weihnachten eine silberne Badehose schenken, damit er endlich wieder mit ihnen ins Schwimmbad geht (das er wegen der Narben mied), das ist rührend, ohne übertrieben sentimental zu sein (diese Szene war auch eine, die mir aus dem WDR 2-Interview im Gedächtnis blieb).

Groschupf ist von Beruf Journalist, und so mutet sein Roman stellenweise auch eher wie eine Reportage an. Das ist keine Kritik, im Gegenteil. Szenen wie die, in denen Grahn sich im Moment des Unfalls aus seinem Körper löst, sind so trotzdem glaubwürdig, kommen nicht als spirituelles Gedöns daher. Nur das Ende ist etwas seltsam - seltsam offen. Ist dies nun tatsächlich ein Rückblick? Oder eine Art Vorschau im Moment des Unfalls? Ich vermag es auch nach zweimaliger Lektüre nicht zu sagen. Mit ein Grund, dieses Buch zu registrieren, denn ich bin auf andere Meinungen gespannt. Unabhängig davon, dass das Ende eher offen ist, so ist es aber doch passend. Ein klassisches "happy end" hätte nicht gepasst zu dieser Geschichte.

Journal Entry 2 by Aprille from Bochum, Nordrhein-Westfalen Germany on Monday, November 3, 2008
Ich habe mich nach längerer Überlegung entschlossen, das Buch zu lesen.
Beim Lesen von biografischen Texten frage ich mich immer, warum ich sie lese. Warum sie geschrieben werden, glaube ich zu wissen.
Einerseits gibt es die bekannten Persönlichkeiten, die wissen, dass es ein Publikum gibt, das neugierig auf Details aus ihrem Leben ist bzw. ein Interesse an ihrem Werdegang hat. Diese Biografien verkaufen sich in der Regel recht gut und werden oft mit Hilfe verfasst.
Andererseits gibt es die biografischen Texte, die geschrieben werden, um Erlebnisse zu verarbeiten. Das Schreiben wird zu einem therapeutischen Akt; der Leser liest aus Neugier und/oder in der Hoffnung, Strategien im Umgang mit schwierigen Lebenssituationen kennenzulernen.
Wenn ich einen biografischen Text lese, komme ich mir immer irgendwie indiskret vor.

(Gestern war ich - der Bookcrosser als Blogger - mit Blups in "Mamma Mia". Da liest die Tochter (ca 20) das Tagebuch der Mutter (ca 60), - ein flowerpowerpop-op Exemplar, das die Mutter - rein mathematische Logik jetzt - mit 40 führte.... Ein Witz- und Märchenfilm also.... Gab's denn keine 40-jährige Schauspielerin, die singen kann??! Egal, ich schweife ab... Eigentlich wollte ich sagen: Man liest keine fremden Tagebücher! Exclamation mark! Da viele Menschen aber neugierig sind, sollte man sein Tagebuch entweder veröffentlichen, im Safe verwahren oder vernichten.)

Also, hoffentlich beschleicht mich beim Lesen dieses Textes kein allzu starkes Gefühl von Indiskretion.

Journal Entry 3 by Aprille from Bochum, Nordrhein-Westfalen Germany on Sunday, November 9, 2008
"Alles ist autobiografisch, auch das Erfundene." Ich glaube, das hat Claude Simon gesagt. Und ich zitiere es gern, denn jeder, der schreibt, schreibt in irgendeiner Weise von sich selbst. "Pure Autobiografie", wie Blups schreibt, gibt es nicht; oder nur im tabellarischen Lebenslauf in der Auflistung äußerer Fakten. Pure Erfindung kann es auch nicht geben, denn man erfindet immer vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen (das können auch Leseerfahrungen sein). Schreibt jemand autobiografisch, merkt er schnell, dass er nicht einmal Herr seiner eigenen Erinnerungen ist: da ist die Erinnerung, die man nicht loswerden kann und die sich immer wieder in den Vordergrund drängt; da ist die Nebensächlichkeit, die uns plastisch vor Augen steht, während wir gleichzeitg wissen, dass wir etwas Wichtiges vergessen haben. (Ja, ich gebe zu, ich habe selbst schon einiges aufgeschrieben, aber nur, um in meinem Kopf aufzuräumen.)
Wenn Groschupf sein Leben seit dem Unfall beschreibt, dann gestaltet er künstlerisch: mal nimmt er den Leser in intimste Gedanken und Erinnerungen mit hinein, mal deutet er vage etwas an, mal verdichtet er, mal gibt es deutlich spürbare Leerstellen, manchmal wahrscheinlich verdeutlichende Erfindungen. Anders geht es nicht und anders wäre es auch nicht so gut.
Ich habe seinen Text "Zu weit draußen" sehr gern gelesen; das Gefühl der Indiskretion hatte ich zuweilen deutlich, aber ich tröstete mich damit, dass Groschupf vermutlich dachte, dass er deutlich sichtbare Narben hat, deren Schmerz nur wenige kennen, dass er gleichzeitig aber "innere Narben" hat, die jeder Leser, der ehrlich mit sich umgeht, kennt, denn es gibt kein Leben ohne Narbenbildung. Trotz seiner extremen Erlebnisse kann der Leser aufgrund eigener Erfahrungen die Kränkungen eines Lebens mit biografischen Narben nachempfinden.
Den Schluss des Buches verstehe ich so: als er das sogenannte "Nahtod-Erlebnis" hat, ist es die Erinnerung an seine Kinder, denen er versprochen hat, bald zurückzukommen, die ihn dazu bringt, den Weg aus dem brennenden Wrack zu suchen. Es gelingt ihm, seine Kräfte zu mobilisieren. Trotzdem war er in diesem Moment "Zu weit draußen" aus seinem alten Bewusstsein, um noch derselbe Mensch zu sein. Er hat sich verändert, er ist ein anderer Mensch geworden, sowohl in seiner Selbstwahrnehmung als auch in der Fremdwahrnehmung. Nur seine Kinder wahren aufgrund ihres Kindseins die Kontinuität, sie sind "kleine Prinzen", die "mit dem Herzen sehen", was ihn und den Leser des Buches rührt. Dass Eltern unbedingt leben wollen, bis ihre Kinder sie nicht mehr brauchen, kann ich unmittelbar nachvollziehen. Kinder können sehr sinnstiftend sein.
Ich glaube, Groschupf macht sich selbst klar, dass er nicht nur für seine Kinder, sondern vor allem für sich selbst weiterleben wollen muss, wenn er am Ende bei der Besichtigung des Unfallortes denkt: "Das Bild meiner Kinder verweht in diesem Moment. Ich steige auf als der Hauch, der ich bin und nicht mehr bin, ich spüre kaum mehr die Luft. Wohin es geht, weiß ich nicht, ich lasse los. - Weit unter mir liegt mein Körper noch im brennenden Wrack des Hubschraubers, meine Arme und Beine sind angezogen, die Augen geschlossen, der Schädel nackt und rot. Mein Mund ist trotz der Flammen aufgerissen, und ich spüre, dass ich zu weit draußen gewesen bin."

Es ist seit dem Unfall ein anderer; er ist einer, der sich erinnern muss, der aber zugleich loslassen und weitermachen will.

Groschupf widmet das Buch Pauline und Finn, seinen Kindern, die ihren Vater mithilfe dieses Buches näher kennenlernen können, wenn sie wollen, als die meisten Eltern es ihren Kindern gestatten.

Danke für das Buch! Ich habe es an Oedi geschickt, die es auf ihrer Wishlist hatte, worauf die aufmerksame blups25 mich hingewiesen hat!

Journal Entry 4 by Aprille at Bochum, Nordrhein-Westfalen Germany on Wednesday, November 12, 2008

Released 15 yrs ago (11/12/2008 UTC) at Bochum, Nordrhein-Westfalen Germany

CONTROLLED RELEASE NOTES:

CONTROLLED RELEASE NOTES:

Stand auf einer Wunschliste und wurde deshalb auf die Reise geschickt!

Journal Entry 5 by Oedi from Mohrkirch, Schleswig-Holstein Germany on Friday, November 14, 2008
Vielen Dank, ich hatte das Buch aufgrund von einer Vorstellung davon in "unforgettable books" auf meiner wishlist, die mich sehr beeindruckt hatte.
Mit Euren Einträgen nun bin ich noch gespannter darauf.

Journal Entry 6 by Oedi from Mohrkirch, Schleswig-Holstein Germany on Friday, November 21, 2008
Also, für mich war das ein "nettes" Buch - anfangs kam ich etwas schwer rein, allzu abrißhaft schien mir die Beschreibung. Eigentlich fings für mich an, lesenswert zu werden, als für Jan sein Leben langsam wieder anfing, lebenswert zu werden - aber der zusammenhang ging mir erst später auf.
Ich hab das Ganze einfach als autobiographisch, egal ob fiktiv oder nicht, gelesen, und das fiel mir nicht weiter schwer. In diesem Zusammenhang frage ich mich jetzt nach der lektüre allerdings schon, ob vielleicht die kranken Jahre deshalb so schwer lesbar waren, weil sie für Jan/ Johannes auch im Nachhinein ziemlich schwer faßbar sind!?
Wie auch immer, für mich war das das -Leben-zurückerobern sehr anschaulich und mitfühlbar geschildert.

Vielen Dank nochmal fürs lesen lassen- für mich ist das sicherlich kein "unforgettable book" - aber es war gut, es gelesen zu haben.

Journal Entry 7 by FullCircle from Rendsburg, Schleswig-Holstein Germany on Tuesday, November 25, 2008
Bei der OBCZ-Eröffnung im A4 in Rendsburg entdeckt. Habe schon einige Seiten gelesen, und die Journaleinträge der anderen machen Hoffnung auf ein gutes Buch!

Journal Entry 8 by FullCircle at Bücherregal bei Senvion in Osterrönfeld, Schleswig-Holstein Germany on Thursday, December 3, 2015

Released 8 yrs ago (12/4/2015 UTC) at Bücherregal bei Senvion in Osterrönfeld, Schleswig-Holstein Germany

WILD RELEASE NOTES:

Die Firma hat ein Bücherregal aufgestellt, da stell ich doch glatt mal was hinein. Eine Reihe Bücher bei mir wollen mal weiterreisen, darunter dieses.

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