" [...] Mit diesem rundum praktischen Buch will Tim LaHaye christlichen Eltern alles an die Hand geben, was sie zur Sexualaufklärung ihrer Kinder benötigen. In verständlicher Sprache erklärt er, was ein Kind in den verschiedenen Altersstufen vom Baby zum Teenager verstehen kann und wissen sollte. [...]" (Klappentext)

Literatur über die Sexualaufklärung finde ich grundsätzlich ja gut. Mit diesem Buch hier war ich aber nicht sehr glücklich, da es einen stark christlichen Fokus hat und dementsprechend Tatsachen mit religiösen Inhalten frei vermischt und zum Teil auch verwechselt werden.

Während auf der einen Seite die nicht von vornherein gänzlich negative Einstellung zur Sexualität im Allgemeinen natürlich gutzuheissen ist - hey, zumindest wird das Thema als solches nicht komplett tabuisiert - werden auf der anderen Seite hier viele Aspekte erst recht wieder als sündhaft und abnormal dargestellt, weil sie eben gegen religiöse Grundsätze verstossen oder alternative Lebensarten propagieren, die von kaum einer der traditionellen christlichen Kirchen gutgeheissen werden.
Abgesehen davon wird auch ganz generell gegen die moderne Gesellschaft gewettert, die unter anderem durch "Rockstars, die Transvestiten sind" (Originalzitat aus dem Buch) eine Auflösung der geschlechtsspezifischen Rollenmodelle hervorruft - gleich wie auch der Humanismus, Feminismus und andere böse Phänomene der Neuzeit.

Man merkt doch sehr, dass die altmodisch-christlichen Wertvorstellungen hier direkt in die Sexualerziehung mit einbezogen und geradezu als unumstößliche Tatsachen präsentiert werden: Mann und Frau sind dafür geschaffen, zu heiraten und eine Familie zu gründen, alles andere ist indiskutabel.
Themen wie zum Beispiel Homosexualität werden zwar angesprochen und nicht etwa totgeschwiegen, Kapitelüberschriften wie "Wie kann man Kinder vor Homosexualität schützen?" deuten jedoch schon darauf hin, dass man wahrscheinlich nicht unbedingt auf eine tolerante Haltung stossen wird.

Des weiteren wird auch immer wieder darauf hingewiesen, dass sehr vieles rund um die Sexualität "Sünde" sei - im großen und ganzen läuft es also doch wieder nur daraufhin hinaus, dass nur der eheliche Reproduktionssex gut und richtig ist. So fortschrittlich, wie sich das Buch auf den ersten Blick gibt, ist es also noch lange nicht. Von schlichtweg dubiosen "Fakten" wie zum Beispiel, dass Sex in zu jungen Jahren bei Mädchen zu Krebs führen kann, fangen wir lieber gleich garnicht erst an.

Alles in allem ist das Buch als tatsächliches Aufklärungsbuch also kaum empfehlenswert; zum Thema Sexualität usw. gibt es glücklicherweise aber massig andere, viel bessere Bücher, die keine zweifelhaften Fakten und altmodischen Weltbilder vermitteln, trotzdem erstaunlicherweise bisher nicht den Untergang der abendländischen Kultur inklusive jeglicher Wertvorstellungen und Ethik herbeigeführt haben.

Wird im Laufe des Abends ins Regal der Offiziellen BookCrossing-Zone bei der Kassa 1 gestellt werden.