Paare, Passanten

by Botho Strauss | Plays & Scripts | This book has not been rated.
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Journal Entry 1 by KYH from Siegburg, Nordrhein-Westfalen Germany on Friday, April 13, 2007
Kurzbeschreibung
Ähnlich wie das ebenfalls 1981 erschienene Theaterstück Kalldewey, Farce trägt auch dieser Prosaband einen skizzenhaften, fragmentarisch-flüchtigen Charakter, in dem der belesene Gesellschaftskritiker Strauss sein zentrales Thema vom entmenschlichten Menschen in einer technokratischen Gesellschaft variiert. Der kommentierende und reflektierende Ich-Erzähler notiert Beobachtungen, Verhaltensstudien, Personenskizzen, Reiseeindrücke sowie Gedanken über Bücher und Filme. An verschiedenen Orten, wie etwa in Restaurants, in Bars oder auf der Strasse, sammelt der intellektuelle Chronist diverse Originalfundstücke vom >>Beziehungsmarkt, aus den Niederungen der erotischen Wirklichkeit<<, und schildert die aussichtslosen Versuche der Paare und Passanten, sich und ihre Identität zu finden. Den sich in hohle Phrasen und Sprachhülsen flüchtenden Menschen würden keine engagierten Streitgespräche mehr gelingen, sondern vielmehr würden nur noch >>förmliche Weltbilder-Duelle<< entstehen. In der heutigen >>allgemeinen, gottverdammten Fick- und Ex-Gesellschaft<< bestehe das wirkliche Elend darin, >>dass sich das wirkliche Elend nicht Luft machen kann. Es erniedrigt das Bewusstsein, es sprengt nicht<<. Liebesbeziehungen würden in der heutigen Zeit allenfalls als Beliebigkeiten erfahren, die mit dem Erleben einer wahren Erotik nichts mehr gemein hätten. Als Kronzeugen seiner essayistischen Überlegungen dienen Strauss u. a. Martin R Heidegger, Ernst R Jünger, Friedrich R Nietzsche, Paul Valéry (1871-1945) und Theodor W. R Adorno. Dem dialektischen Denken Adornos erteilt Strauss jedoch im dritten Abschnitt seines Prosabands, in welchem er den Habitus des Schriftstellers in einer postmodernen Welt entwickelt, eine deutliche Absage.



Aus "Das Buch der 1000 Bücher" (Harenberg Verlag)

Paare, Passanten
OA 1981
Botho Strauß erweist sich in seinem aus Gedankensplittern und Augenblicksbildern zusammengesetzten Prosaband Paare, Passanten als subtiler Beobachter eines im Wesentlichen sinnentleerten Lebens. Der Autor präsentiert die intellektuelle Diagnose einer desolaten Freizeit- und Konsumgesellschaft, in der sich der Mensch in Betriebsamkeit und Geschwätzigkeit geflüchtet hat, und zeichnet ein insgesamt pessimistisches Bild des bundesrepublikanischen Gemütszustands.

Inhalt:
Ähnlich wie das ebenfalls 1981 erschienene Theaterstück Kalldewey, Farce trägt auch dieser Prosaband einen skizzenhaften, fragmentarisch-flüchtigen Charakter, in dem der belesene Gesellschaftskritiker Strauß sein zentrales Thema vom entmenschlichten Menschen in einer technokratischen Gesellschaft variiert. Der kommentierende und reflektierende Ich-Erzähler notiert Beobachtungen, Verhaltensstudien, Personenskizzen, Reiseeindrücke sowie Gedanken über Bücher und Filme. An verschiedenen Orten, wie etwa in Restaurants, in Bars oder auf der Straße, sammelt der intellektuelle Chronist diverse Originalfundstücke vom »Beziehungsmarkt, aus den Niederungen der erotischen Wirklichkeit«, und schildert die aussichtslosen Versuche der Paare und Passanten, sich und ihre Identität zu finden. Den sich in hohle Phrasen und Sprachhülsen flüchtenden Menschen würden keine engagierten Streitgespräche mehr gelingen, sondern vielmehr würden nur noch »förmliche Weltbilder-Duelle« entstehen. In der heutigen »allgemeinen, gottverdammten Fick- und Ex-Gesellschaft« bestehe das wirkliche Elend darin, »dass sich das wirkliche Elend nicht Luft machen kann. Es erniedrigt das Bewusstsein, es sprengt nicht«. Liebesbeziehungen würden in der heutigen Zeit allenfalls als Beliebigkeiten erfahren, die mit dem Erleben einer wahren Erotik nichts mehr gemein hätten. Als Kronzeugen seiner essayistischen Überlegungen dienen Strauß u. a. Martin R Heidegger, Ernst R Jünger, Friedrich R Nietzsche, Paul Valéry (1871–1945) und Theodor W. R Adorno. Dem dialektischen Denken Adornos erteilt Strauß jedoch im dritten Abschnitt seines Prosabands, in welchem er den Habitus des Schriftstellers in einer postmodernen Welt entwickelt, eine deutliche Absage.

Wirkung:
Die kulturpessimistische Gegenwartsanalyse wurde in den bundesdeutschen Feuilletons überwiegend positiv, teils überschwänglich aufgenommen. Der Prosatext avancierte bald zu einer Art Kultbuch linksliberaler Intellektueller.

Autorenporträt
Strauß, Botho dt. Schriftsteller * 2.12.1944 Naumburg (Saale) Paare, Passanten, 1981 Botho Strauß gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart sowie als brillanter Intellektueller und Gesellschaftskritiker. 1989 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Strauß studierte Germanistik, Soziologie und Theaterwissenschaft in Köln und München. Ab 1967 arbeitete er als Redakteur und Kritiker der Fachzeitschrift Theater heute. 1970 holte ihn der Regisseur Peter Stein als dramaturgischen Mitarbeiter an die Berliner Schaubühne. Nach ersten Bühnenstücken Anfang der 1970er Jahre gelang Strauß mit Trilogie des Wiedersehens (1976) der Durchbruch als Dramatiker. Als Prosaist errang er mit der Erzählung Die Widmung (1977) einen internationalen Erfolg. In der Zeitschrift Der Spiegel erschien am 8.2.1993 unter dem Titel Anschwellender Bocksgesang ein gesellschaftspolitischer Befund, in dem Strauß u.a. "linke" Enttäuschungen und Irrtümer für "rechte" Verblendungen verantwortlich machte. Es folgte eine kontroverse Diskussion in den Feuilletons, in der Strauß "geistige Brandstiftung" vorgeworfen wurde. Biografie: S. Willer, Botho Strauß zur Einführung, 2000


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