Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte

by Oliver Sacks | Literature & Fiction |
ISBN: 3499187809 Global Overview for this book
Registered by winkide of Frechen, Nordrhein-Westfalen Germany on 4/13/2007
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Journal Entry 1 by winkide from Frechen, Nordrhein-Westfalen Germany on Friday, April 13, 2007
Der Spiegel
Hüter der heiligen Narren
Es gebe Bücher, in denen »verwandelt sich Wissenschaft in Poesie«, hat Oliver Sacks über ein Werk des von ihm schon früh bewunderten, ja als Idol verehrten russischen Psychologen und Hirnforschers Alexander Lurija (1902–1977) geschrieben. Dieses Lob trifft ganz sicher auch auf die meisten Bücher des 1933 geborenen, aus Großbritannien stammenden und in den USA praktizierenden Neurologen und Psychiaters Sacks selber zu. Von den schrecklichen, erschütternden, manchmal auch zum Lachen Anlass gebenden Leiden seiner Patienten erzählt dieser Autor auf bezaubernde Art, mit einem schönen Sinn für klaren Ausdruck, mit einer geradlinigen Menschlichkeit und in einem bei aller Nüchternheit wärmenden Ton.

In der im amerikanischen Original im Jahr 1985 erschienenen Fallsammlung »Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte« berichtet Sacks beispielsweise von einem Patienten, der sich in grotesker Schieflage voranbewegt und dabei so ähnlich aussieht wie ein Matrose auf Landgang beim Vorspielen seiner Seefahrerabenteuer bei Windstärke zwölf; von einer Frau, die im Alter von beinahe neunzig Jahren plötzlich unverhofften Appetit auf junge Männer entwickelt und ahnt, dass dies zusammenhängt mit einer Syphiliserkrankung in jungen Jahren; von einem Musikprofessor, der versucht, Parkuhren fürsorglich zu tätscheln, weil er sie für Kinder hält, und von den am so genannten Tourette-Syndrom gezeichneten Menschen, die überraschend fluchen, ohne äußeren Anlass herumschreien oder mit den Augen zwinkern oder sonst von einem Tic gequält werden.

Die Schilderungen aus der neurologischen Praxis, die Sacks da versammelt, üben einen seltsamen Reiz aus. Sie lassen den Leser gruseln über die oft bizarren Folgen einer Verletzung oder Erkrankung des menschlichen Gehirns und des Nervensystems, und sie geben ihm Einsicht in eine bis heute nur unzulänglich erforschte, verwirrende und aufregende Welt. Die Faszination dieser Fallgeschichten erklärt sich also nicht allein durch den wohligen Schauer, den fast jede Krankenstory bei vielen sich gesund wähnenden Zuhörern oder Lesern erzeugt – sie hat damit zu tun, dass der Autor Sacks seine Leser mitnimmt auf die Expedition in ein erst allmählich erkundetes, bis in die Gegenwart nur höchst unzureichend kartografiertes Land.

Als Sacks sein Buch schrieb, konnte er nicht wissen, dass die Erforschung des menschlichen Gehirns sich in den folgenden Jahren zu einem Mode- und Schlüsselbereich der modernen Wissenschaft entwickeln würde. Er selber nennt seine Patienten in »Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte« einmal »Reisende, unterwegs in unvorstellbare Länder – Länder, von deren Existenz wir sonst nichts wüßten«. Ganz sicher hat die Hirnforschung in den beiden Jahrzehnten, die seit dem Erscheinen von Sacks’ Buch vergangen sind, ungeheure Fortschritte gemacht. Fortschritte, die manche Propheten der Zunft, darunter den in Frankfurt forschenden Neurobiologen Wolf Singer und seinen in Bremen tätigen Kollegen Gerhard Roth, öffentlich in Frage stellen ließen, ob so etwas wie der menschliche Wille überhaupt existiere; die Folge war ein Disput mit Philosophen, Juristen und anderen Hirnforschern, der bis heute anhält.

Erzählt Sacks also Geschichten aus einer Zeit der heiteren, poetischen Ahnungslosigkeit? Die Londoner Zeitung »The Times« nannte ihn schon bei Erscheinen seines berühmtesten Buches einen begnadeten Märchenerzähler, eine »Scheherazade der Neurologie«. Tatsächlich: Über ein paar der in »Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte« beschriebenen Defekte und »Überschüsse«, wie Sacks sie nennt, wissen Neurologen und Psychologen zwei Jahrzehnte später einiges mehr. Und doch sollte man insgesamt die Geschwindigkeit des wissenschaftlichen Fortschritts nicht überschätzen. Meist ergänzt das neue Wissen nur das alte. Sacks gibt dafür in seinem Buch etwa das schöne Beispiel der menschlichen Eigenwahrnehmung. Deren Mechanismen und Steuerfunktionen »bergen noch immer viele Geheimnisse«, schreibt Sacks, dabei habe die Wissenschaft im Grundsatz seit den neunziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts kapiert: »Wir haben fünf Sinne, die wir leicht identifizieren können und auf die wir uns mit einem gewissen Stolz verlassen. Auf sie gründet sich unser Verständnis der sinnlich faßbaren Welt. Aber es gibt noch andere Sinne – verborgene Sinne, ›sechste Sinne‹ –, die ebenso lebenswichtig, aber praktisch unbekannt sind.«

Natürlich ist es möglich, dass schon in wenigen Jahren ganz neue Erkenntnisse über das Funktionieren und die Krankheiten des Gehirns vorliegen – und dass jüngere Bewohner unserer Welt dann ihre Vorfahren ein bisschen dafür verachten, wie gebannt und verwirrt und glotzäugig sie die Fallgeschichten des Doktor Sacks bestaunten als kleine Wunder, zu denen die Natur offenbar fähig ist, als lauter Berichte von heiligen Narren. Es ist aber auch möglich, dass der Respekt und das Staunen vor der komplizierten und raffinierten Konstruktion des menschlichen Gehirns sogar noch ein bisschen anwachsen angesichts neuer Forschungsergebnisse.

Der virtuose und gelehrte Erzähler Sacks jedenfalls, der Nietzsche ebenso gern zitiert wie Goethe, wurde mit dem Buch »Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte« endgültig zu einem berühmten Mann. Er durfte beim Hollywood-Welterfolg »Rain Man« als Berater mitwirken, damit Dustin Hoffman möglichst wirklichkeitsgetreu die diversen komischen und erschütternden Defekte eines autistischen Mannes nachahmen konnte. Schon zuvor hatte er die Vorlage für den Film »Zeit des Erwachens« geschrieben, die davon berichtet, wie die Opfer einer bestimmten Gehirnerkrankung jahrzehntelang in Lethargie verharrten und dann von Sacks und seinen Kollegen durch ein neues Medikament für kurze Zeit aus ihrem Dämmerschlaf geweckt wurden; der Autor Sacks wurde im Film von Robin Williams dargestellt.

Der Komponist Michael Nyman hat 1986 eine Oper aus dem Stoff seiner Fallstudien gemacht, der große britische Theatermacher Peter Brook benutzte einige der Patientengeschichten für sei¬ne schlichte, ergreifende, auch ein bisschen kitschige Bühnenadaption unter dem Titel »L’homme qui«, die 1993 in Paris Premiere hatte und danach auf Gastspielreise durch die halbe Welt ging. Brook ließ seine Schauspieler die Tics, Verwirrtheiten, Gefühlsausbrüche der Sacks-Patienten nachspielen. Sie taten es diskret, auf die Vermeidung jeder Darsteller-Eitelkeit sichtlich erpicht, in einem Bühnenbild, das gleichfalls so dezent wie möglich sein sollte. Trotzdem stellte sich ein Vorführeffekt ein, den der Autor Sacks auf bewundernswerte Weise vermeidet.

Man darf sich Oliver Sacks selber übrigens als ziemlich sonderlichen Menschen vorstellen. Er ist bekannt dafür, dass er sich vorzugsweise in Räumen aufhält, in denen eine Temperatur von 14 Grad Celsius herrscht. Er ist berüchtigt für ein freundlich exzentrisches Auftreten und für eine fast sagenhafte und Ehrfurcht gebietende Neugier auch auf eher abseitige Dinge. Eine seiner Nebenleidenschaften gilt Farnen. In seinem kuriosen Buch »Die feine New Yorker Farngesellschaft« zum Beispiel schrieb Sacks im Jahr 2002, was ihn an einigen großen Naturforschern der Geschichte, zu denen er unter anderem Alexander von Humboldt zählt, so fasziniere. »Sie alle waren in einem gewissen Sinne Amateure – Autodidakten, die aus eigenem Antrieb handelten – und sie lebten, so schien es mir manchmal, in einer glücklichen Welt, in einer Art Paradies, das noch nicht von den geradezu mörderischen Rivalitäten einer zunehmend professionalisierten Welt infiziert und erschüttert war.«

Der Leser von »Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte« ahnt, dass der Hirn- und Nervenkundler Oliver Sacks in diesem Sinne bis heute ein Amateur geblieben ist. Angetrieben (wie er es Humboldt und Konsorten unterstellt) nicht »von Egoismus und dem Verlangen nach Ruhm und Prestige, sondern vielmehr von Abenteuerlust und Staunen« – so berichtet Sacks aus einer glücklichen Welt, einer Art Paradies.

Nachwort von Wolfgang Höbel zu Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte.

Released 16 yrs ago (5/8/2007 UTC) at Ehrenfeld - Goldmund (Literaturcafé) in Köln, Nordrhein-Westfalen Germany

WILD RELEASE NOTES:

RELEASE NOTES:

Zum Meetup im Goldmund wird dieses Buch vielleicht ein neues Zuhause bei KYH finden, es gehört zu den Büchern die im Buch-der-1000-Bücher erwähnt werden.

Journal Entry 3 by KYH from Siegburg, Nordrhein-Westfalen Germany on Wednesday, May 9, 2007
Beim Meetup (oder Klönschlack?) eingesteckt.
Vielen Dank fürs heraussuchen!

Journal Entry 4 by KYH from Siegburg, Nordrhein-Westfalen Germany on Saturday, July 21, 2007
Ein interessantes Buch. Vor allem für ein Sachbuch sehr gut lesbar.
Wenn auch, für einen Laien wie mich, zwischendrin mit arg vielen medizinischen Details.
Aber die Fälle selbst fand ich erstaunlich. Und leicht hypochondrisch habe ich das ein oder andere Symmptom wiedererkannt ;-)

Satay-Spiess hatte interesse daran angemeldet, also geht es nun dorthin weiter.

Released 16 yrs ago (7/20/2007 UTC) at RABCK in -- Per Post geschickt / Persönlich weitergegeben --, Nordrhein-Westfalen Germany

WILD RELEASE NOTES:

RELEASE NOTES:

Und ab in die Post damit.

Journal Entry 6 by wingsatay-spiesswing from Hamburg - Osdorf, Hamburg Germany on Wednesday, July 25, 2007
Habe das Buch soeben aus der Packstation gefischt, superklasse, freue mich schon aufs Lesen. Vielen Dank, KYH! :-)

Journal Entry 7 by wingsatay-spiesswing from Hamburg - Osdorf, Hamburg Germany on Saturday, August 11, 2007
Absolut fesselndes Buch, das ich nicht mehr aus der Hand legen konnte. Es ist wirklich erstaunlich welch kleine Defekte an gewissen Hirnstellen riesengroße Auswirkungen auf den Menschen haben können!
Und teils wird aus den Schilderungen auch deutlich, mit welch einer Hartnäckigkeit, Fantasie und Erfindungsreichtum die Betroffenen mit ihrer Erkrankung fertig werden oder mit ihr umzugehen lernen.
Für künftige Leser des Buches sei an dieser Stelle erwähnt, dass im Anhang einige medizinische Fachbegriffe erklärt werden. Habe ich auch leider erst gemerkt, als ich tatsächlich dort ankam mit Lesen! :-)

Released 16 yrs ago (8/21/2007 UTC) at Zur Gondel, Kämmererufer 25 in Hamburg - Winterhude, Hamburg Germany

WILD RELEASE NOTES:

RELEASE NOTES:

Geht mit zum Treffen mit Saguna aus Nürnberg.

Journal Entry 9 by Susammelsurium from Hamburg - Barmbek, Hamburg Germany on Tuesday, August 21, 2007
Heute vom MeetUp mitgenommen. Den ersten Fall schon fasziniert gelesen. Bin gespannt auf die weiteren Kuriositäten.

Dieses Buch werde ich wohl nach dem Lesen meiner Schwester geben, die selbst auf neurologischen Pfaden (Ärzteseite jetzt ;-)) wandelt. Dort wird es vermutlich versacken, aber versuchen kann mans ja mal...

Nachtrag, 6. 12. 2007:
... habs mir anders überlegt und das Buch zum gestrigen MeetUp ins CVJM-Café mitgenommen. Mal sehen, was jetzt damit passiert.

Journal Entry 10 by Tshael from Lüneburg, Niedersachsen Germany on Sunday, December 23, 2007
Habe es auf dem Meet Up in Hamburg mitgenommen.

Sehr interessante Geschichten.

Journal Entry 11 by DA-Cameron from Ditzingen, Baden-Württemberg Germany on Monday, April 21, 2008
Aus Clawdiewauzis Rettungskiste II genommen.
Dieses Buch hat mal jemand in der Büchergruppe meiner Kirche vorgestellt. ich fand die Ausschnitte, die damals vorgelesen wurden, ausgesprochen interessaant, und ich freue mich darauf, jetzt das ganze Buch zu lesen. :-)

16. 9. 2010:
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Ich habe das Buch endlich gelesen (für die Bergabbau-Challenge 2010, September).
Das Buch ist faszinierend und auch für Laien einigermaßen verständlich. Unglaublich, was im menschlichen Hirn alles pasieren kann!

Journal Entry 12 by DA-Cameron at Ditzingen, Baden-Württemberg Germany on Thursday, September 16, 2010

Released 13 yrs ago (9/16/2010 UTC) at Ditzingen, Baden-Württemberg Germany

CONTROLLED RELEASE NOTES:

Ich habe das Buch einer Freundin gegeben.

Journal Entry 13 by wingtyrgarwing at Flensburg, Schleswig-Holstein Germany on Tuesday, October 19, 2010
Ich bin einfach nicht damit warm geworden, trotz mehrfacher Versuche, interessanter Fälle und gutem Schreibstil...

Journal Entry 14 by wingtyrgarwing at Flensburg, Schleswig-Holstein Germany on Monday, October 25, 2010

Released 13 yrs ago (10/25/2010 UTC) at Flensburg, Schleswig-Holstein Germany

CONTROLLED RELEASE NOTES:

... geht per Post auf ihren Wunsch an die Freundin, die es mir geliehen hatte, zurück...

Journal Entry 15 by DA-Cameron at Ditzingen, Baden-Württemberg Germany on Saturday, October 30, 2010
Das Buch ist wieder bei mir.

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