Michael Kohlhaas (in altdeutscher Schrift)

by Heinrich von Kleist | Literature & Fiction | This book has not been rated.
ISBN: Global Overview for this book
Registered by KYH of Siegburg, Nordrhein-Westfalen Germany on 4/4/2007
Buy from one of these Booksellers:
Amazon.com | Amazon UK | Amazon CA | Amazon DE | Amazon FR | Amazon IT | Bol.com
1 journaler for this copy...
Journal Entry 1 by KYH from Siegburg, Nordrhein-Westfalen Germany on Wednesday, April 4, 2007
Im Stil einer alten Chronik berichtet Kleist vom Aufstand des um sein Recht betrogenen Rosshändlers Kohlhaas. Dieser wehrt sich gegen die Missstände seiner Zeit und schart Gleichgesinnte um sich, um gegen die privilegierte Junkerkaste vorzugehen. Wie kein anderer konnte der Jurist Heinrich von Kleist in seinem Werk den Konflikt zwischen geltendem positivem Recht, persönlichem Rechtsempfinden und moralischem Anspruch literarisch darstellen.

"Gnad und Fried in Christo! Mein guter Freund! Es ist mir furwahr Euer Unfall leid gewesen, und noch, das weiß Gott; und wäre wohl zuerst besser gewesen, die Rache nicht furzunehmen, dieweil dieselbe ohne Beschwerung des Gewissens nicht furgenommen werden mag, weil sie ein selbs eigen Rache ist, welche von Gott verboten ist . . ." Aus einem Brief Luthers an den historischen Hans Kohlhase vom Dezember 1534

Autorenportrait
Heinrich von Kleist wurde am 18. Oktober 1777 in Frankfurt/Oder geboren. Er schlug zunächst die Offizierslaufbahn ein, begann später sein Studium der Rechtswissenschaften und unternahm Reisen durch Frankreich und die Schweiz. In Dresden gründete er 1808 die Zeitschrift "Phöbus", in der einige seiner Dramen und Erzählungen erschienen. Am 21. November 1811 nahm er sich am Wannsee bei Berlin das Leben.

---
Aus "Das Buch der 1000 Bücher" (Harenberg Verlag)

Michael Kohlhaas
OA 1810 Form Novelle Epoche zwischen Klassik und Romantik
Michael Kohlhaas gilt als die bedeutendste Novelle Heinrich von Kleists. Der Geschichte über den Pferdehändler, der aus einem ins Maßlose gesteigerten Rechtsgefühl heraus um sein Recht und damit um seine verletzte Menschenwürde kämpft, lag eine reale, in der Maerckischen Chronik (um 1595) von Peter Hafftitz überlieferte Begebenheit zu Grunde.

Inhalt:
Die Handlung spielt um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Brandenburg und Sachsen. Der Pferdehändler Michael Kohlhaas gerät in einen Rechtsstreit mit dem Junker Wenzel von Tronka, der widerrechtlich zwei Pferde von ihm einbehält und sie zu Grunde richtet. Kohlhaas’ Anrufung der Gerichte bleibt infolge der Intrigen von Tronkas Verwandten erfolglos. Als letztes Mittel versucht er sein Recht durch Rebellion zu erlangen. Nach seinem Überfall auf Wittenberg vermittelt Martin Luther einen Kompromiss mit dem Kurfürsten von Sachsen, an den sich zwar Kohlhaas, aber nicht der Kurfürst hält. Schließlich geht der Fall an Kohlhaas’ Landesherrn, den Kurfürsten von Brandenburg, der einerseits der Klage gegen Tronka stattgibt, andererseits aber Kohlhaas wegen Aufruhr zum Tod verurteilt. Kurz vor seiner Hinrichtung vernichtet der Pferdehändler vor den Augen des Kurfürsten von Sachsen einen ihm einst übergebenen Zettel, auf dem eine für den Kurfürsten bedeutsame Prophezeiung steht.

Aufbau:
Kleist beginnt seine in weiten Teilen wie eine Chronik erzählte Geschichte mit einem den Konflikt zusammenfassenden Paradoxon: Er stellt Kohlhaas als einen der »rechtschaffensten« und zugleich »entsetzlichsten Menschen seiner Zeit« vor. Die Handlung zeigt dann, wie aus einem Mann, der das erlittene Unrecht als Verstoßung aus der Staatsgemeinschaft und Verletzung der Würde aller Menschen erlebt, ein Mordbrenner wird, weil er das (Natur-)Recht in Anspruch nimmt, gegen Willkür und eine in Unordnung geratene Welt Widerstand zu leisten. Dass es dabei um mehr als nur rechtliche Aspekte geht, macht der symbolhafte Vorname deutlich, den Kleist seinem Helden gab (der historische Kohlhaas hieß Hans) und der an den Erzengel Michael erinnert, der den Satan bekämpfte.
Die Novelle ist in mehrere Abschnitte und Szenen unterteilt, die spiegelbildlich zueinander stehen und Wechselbeziehungen von Täter und Opfer sowie von Schuld und Unschuld thematisieren. Dem ersten Teil, in dem Kohlhaas mit seiner berechtigten Klage auf allen legalen Wegen scheitert und zum Justizopfer wird, steht der Teil gegenüber, in dem er seine Sache in die eigene Hand nimmt, den sich anfangs so selbstherrlich gebenden Junker verfolgt und dessen Fluchtorte niederbrennt. Die Problematik dieser Entscheidung wird an Kohlhaas’ anfänglichem Mitstreiter Nagelschmidt deutlich, einer Art negativem Doppelgänger, der auf eigene Faust weitermacht, nachdem der Pferdehändler seine Horde längst aufgelöst hat.
Im Schlussteil werden Kohlhaas und der Kurfürst von Sachsen gegenübergestellt: Während der Kurfürst daran zerbricht, nicht in den Besitz der all seine Gedanken vereinnahmenden Prophezeiung gelangen zu können, gewinnt Kohlhaas seine Autonomie – wenn auch um den Preis des Todes – zurück; und seinen Söhnen (die zu Rittern geschlagen werden) winkt der gesellschaftliche Aufstieg.

Wirkung:
Michael Kohlhaas ist unter den Novellen von Kleist diejenige, die mit ihrem strengen formalen Aufbau und ihrer vertieften Figurengestaltung den größten Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Novellistik ausübte. Die Vielschichtigkeit des Textes zog vielfältige Deutungen – rechtstheoretische, religiöse, psychologische, soziale – sowie die unterschiedlichsten Vereinnahmungen nach sich. Von Nationalisten als Inbegriff des Preußentums oder Verkörperung »deutschen Rechtsgefühls« angesehen, galt Kohlhaas der Linken als Revolutionär bzw. Vorkämpfer einer gerechten Weltordnung.

Autorenporträt
Kleist, Heinrich von dt. Schriftsteller *18.10.1777 Frankfurt/Oder †21.11.1811 Wannsee bei Berlin Die Marquise von O..., Novelle 1808 Michael Kohlhaas, Novelle 1810 Mit seinen Werken, die Identitätskrisen ausloten, von verhängnisvollen Missverständnissen berichten und zerbrechende familiäre oder gesellschaftliche Ordnungen vorführen, stand Heinrich von Kleist außerhalb der literarischen Hauptströmungen seiner Zeit, Klassik und Romantik. Geradezu modern wirken seine Stilmittel: die atemlose Erzählweise sowie die Verwendung von Doppeldeutigkeiten und Ironie. Auch in seinem Leben blieb Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist, der sich gegen Zwänge und Inhumanität wandte, ein Außenseiter. Er brach mit den Traditionen seiner preußischen Offiziersfamilie, indem er den Militärdienst quittierte, konnte sich aber auch keine bürgerliche Existenz aufbauen, da er sein Studium (Mathematik, Physik, Recht, Volkswirtschaft) nach wenigen Semestern aufgab und es auf seinen Posten in der Berliner und Königsberger Finanzverwaltung nie lange aushielt. Die ersehnte Anerkennung und Existenzsicherheit fand Kleist auch als Schriftsteller nicht. Seine Novellen erzielten noch Achtungserfolge, seine Dramen stießen aber auf Ablehnung (Penthesilea, 1808, Das Käthchen vonHeilbronn, 1810, Der zerbrochene Krug, 1811, Prinz Friedrich von Homburg, 1821). Heute als innovativ angesehen, hielten Zeitgenossen seine Werke zumeist für zu radikal. Verarmt und verkannt, nahm sich Kleist 34-jährig am Berliner Wannsee das Leben. Biografien: C. Hohoff, Heinrich von Kleist, 1958 (rm 50001); L. F. Földényi, Heinrich von Kleist, dt. 1999

Are you sure you want to delete this item? It cannot be undone.