Kältere Schichten der Luft (BookRay)

by Antje Ravic Strubel | Literature & Fiction |
ISBN: 3100751213 Global Overview for this book
Registered by book-man-8 of Tübingen, Baden-Württemberg Germany on 3/23/2007
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Journal Entry 1 by book-man-8 from Tübingen, Baden-Württemberg Germany on Friday, March 23, 2007
Ein Buch, dessen Sprache manchmal regelrecht leuchtet... Eine erstaunliche Erzählung. Sehr schön geschrieben. Manchmal fast etwas verwirrend, aber aufhören konnte ich nicht... Sehr fein, subtil und immer wieder überraschend!

Gerne möchte ich Meinungen dazu lesen, deshalb mache ich damit einen Bookray. Folgende BookCrosser machen da mit:

"Sheepseeker" aus Bonn, Nordrhein-Westfalen. Germany
"Sternschnuppe28" aus Mainz, Rheinland-Pfalz, Germany
"Jarit" aus Leipzig, Sachsen, Germany
"Gaudenta" aus Stuttgart, Baden-Württemberg, Germany
"sintra" aus Bonn, Nordrhein-Westfalen, Germany
"Polemos" aus Bochum, Nordrhein-Westfalen, Germany
"deemaude" aus Höxter, Nordrhein-Westfalen, Germany
"moerschen" aus Braunschweig, Niedersachsen, Germany
"calisson" aus Heidelberg, Baden-Württemberg, Germany

RELEASE NOTES:

Auf dem Weg zu "Sheepseeker".

Journal Entry 3 by Sheepseeker from Bonn, Nordrhein-Westfalen Germany on Tuesday, April 3, 2007
Heute aus dem Briefkasten gefischt - vielen Dank! Ich bin schon sehr gespannt...

Journal Entry 4 by Sheepseeker from Bonn, Nordrhein-Westfalen Germany on Friday, April 6, 2007
Schöne Feiertagslektüre :)

Sprachlich fand auch ich das Buch absolut überzeugend, inhaltlich war es interessant. Teilweise habe ich es aber einfach nicht verstanden oder war beim Lesen im Garten zu abgelenkt. Jedenfalls habe ich noch das ein oder andere Fragezeichen im Kopf - vielleicht lösen die sich mit der Zeit noch auf... Ich bin jedenfalls sehr auf weitere Meinungen gespannt.

Vielen Dank für den Bookray, book-man-8. Sternschnuppe28 habe ich gerade eine PM geschrieben, so dass es wahrscheinlich direkt nach Ostern weitergeht...

Journal Entry 5 by Sternschnuppe28 from Flörsheim am Main, Hessen Germany on Wednesday, April 11, 2007
heute angekommen, bin schon gespannt auf Strubels Buch (mein erstes von ihr) - ihre Gastkommentare lese ich schon seit Jahren in der EMMA.

Buchkritik (19.07.2007):
Es ist leider schon eine Weile her, daß ich Strubels Buch gelesen habe, insofern erinnere ich mich nicht an Details, mehr an mein Gefühl: Ich war verwirrt, auch fasziniert von der Atmosphäre, und ich fand´s gut, daß die Themen sexuelle Gewalt und Homosexualität thematisiert wurden. Sicherlich werde ich "Kältere Schichten der Luft" später noch einmal lesen.

Zur weiteren Aufklärung kopiere ich im folgenden Teile (leicht gekürzt) der ZEIT-Rezension vom 01.03.2007 ein, die ich ganz aufschlußreich fand:

"[...] Die zeitgenössische Erzählerin mit dem Gespür für aktuelle Neurosen kann am besten: Figuren zu schaffen, die gleichzeitig rätselhaft und erschreckend begreiflich sind, Leute, die sich selbst lieber nicht so genau kennen wollen. Zeitgenossen eben. [...]

Der neue Roman nun ist ein Liebesroman, ein Gesellschaftsroman, ein Kriminalroman. Er ist romantisch, mit einem vorangestellten Motto von Lord Byron, und er ist zeitkritisch, mit einem weiteren Motto von D. H. Lawrence. Er hat vieles, was sich heutzutage literarisch gut verkauft. Und spielt noch dazu in Schweden. Und doch ist alles ganz anders.

Denn die Liebe ist keine dieser Kleider-vom-Leib-reißenden-Leidenschaften, sondern ein verwirrendes und verführerisches Gespinst romanhafter Fiktionen, von denen nicht einmal die beiden Liebenden wissen, wie viel davon sie glauben; das Abbild der Gesellschaft ist ein sehr schonungs- und illusionsloses Gruppenporträt von Losern und Entwurzelten aus dem deutschen Osten, Bürgern eines nichtexistenten Landes, die sich immer in einer Art Ausland befinden, kurz: sehr unspektakulären Leuten, die man inzwischen als »Prekariat« zu bezeichnen pflegt; der Kriminalfall interessiert kein Schwein und wird auf einer halben Seite gelöst und entsorgt (was ja in gewisser Weise auch wieder zeit- oder gesellschaftskritisch ist); und Schweden ist hauptsächlich ein spezielles Licht und jede Menge Natur.

»Es dunkelte dezent an den Rändern. Aber das täuschte niemanden über die bevorstehende, rapide Veränderung in den nächsten Wochen hinweg, über diesen Sturz der Nachmittage in die Nacht.« Diese kurze Passage über den zu Ende gehenden nördlichen Sommer steht wie ein Wegweiser ziemlich am Anfang des Romans und ist typisch für Strubels Technik eindrücklicher Andeutungen.

»Sie lebten wurzellos«, heißt es gleich zweimal in diesen einleitenden Seiten, in denen der Ort des Geschehens, ein Seeufer an der norwegischen Grenze, vorgestellt wird wie ein Bühnenbild, wenn der Vorhang aufgeht. Und obwohl die Autorin es nicht benennt, sondern nur assoziativ zu verstehen gibt, herrscht auf dieser Naturbühne eine Atmosphäre moralischer Beliebigkeit, eine Ahnung von Gewalt. Dabei leben sie so idyllisch in ihren Tipis am Wasser: die verkrachte Akademikerin, der Frührentner, der ehemalige DDR-Grenzsoldat, die amerikanisierte Ex-Schamanin, der arbeitslose Maurer und die Icherzählerin. Außer ihrer praktischen und geschlechtslosen Freizeitkleidung tragen sie nur Vornamen und sind Angestellte eines Unternehmens, das mit großem Erfolg »Wildniserfahrung mit null Komfort« verkauft. Der Unternehmer (»Uwe«) ist ein ehemaliger DDR-Offizier. Aber um Realsatire ist es Strubel nicht einmal zu tun, sondern um den Bewusstseinszustand derer, die in diesen satirenahen Verhältnissen zu leben haben.

»Retrokacke« heißt im Insidersprech abends am Lagerfeuer das, was ihr früheres Leben ausgemacht hat. Und natürlich trägt jeder eine Menge davon mit sich herum, vor allem der undurchsichtige Ralf, der die Nähe der Icherzählerin sucht und nicht findet. Diese, eine dreißigjährige Anja, findet das Leben im Camp wohltuend: »Ich war raus aus Halberstadt, raus aus dem niederdrückenden Kneipen-Horizont, der aufgehellten Gotik und den paar grell übermalten Neubaublocks, raus aus den Doppelhaushälften und einer Antragsbürokratie, in der immer jemand fragte, was ich machte und wer ich war, raus aus dem ganzen Abriss. Und wer war ich denn schon.«

Sie ist arbeitslos, Single, lesbisch und ohne jede Perspektive oder vielleicht auch ohne Antrieb, etwas an ihrem Leben zu ändern. Strubels Figuren gewähren ihren Lesern ja keine Akteneinsicht, sondern nur fragmentarische Einblicke. Und so bekommt man auch nur fragmentarisch mit, was zwischen Anja und der fremden Frau vor sich geht, die sich allzu mädchenhaft gibt, die ihren Namen nicht sagen will und Anja beharrlich beim Namen eines Mannes nennt. Klar ist von Anfang an das Begehren, aber es scheint unter falschen, oder eher, fiktiven Voraussetzungen entstanden zu sein. Denn die Fremde liebt einen anderen, den sie in Anja zu finden vorgibt. Und Anja wird ein anderer: Sie wird ein heranwachsender Junge, linkisch, begierig, vorsichtig, großmäulig und verletzlich. Und sehr manipulierbar.

Antje Strubel fasst sehr überzeugend in Worte, in Bilder, in Szenen, was man eigentlich kennt und weiß: dass die Liebe eine Projektion von Wünschen ist. Sie erweckt diese Projektion zum Leben, macht eine lebendige Figur aus ihr, die in der anderen, der eigentlichen Romanfigur steckt. Dabei geht es ihr weniger darum, das Ausmaß der Gefühle zu bestimmen, als vielmehr das Ausmaß der Veränderung: in Anja und schließlich im ganzen Camp, diesem Mikrokosmos einer wurzellosen Gesellschaft. Ihr erzählerisches Mittel ist ein raffinierter Pas de deux von handfesten Handlungsabläufen (»Wir saßen auf der Bierbank im Küchenzelt«) und atmosphärischen Feinheiten. Nach und nach verschieben sich die Gewichte, verdunkelt sich das Licht auf der Bühne dieses schwedischen Seeufers, verliert die Protagonistin den Boden unter den Füßen und kippt das prekäre Zusammenleben im Camp vollends in eine kleine Hölle. Man denkt natürlich an William Goldings Herrn der Fliegen – und tatsächlich gibt uns der Roman, zufällig oder absichtlich, eine zeitgemäße, verfeinerte und erwachsenere Version davon.

Antje Strubel ist es gelungen, Romantik und Zeitkritik auf sehr verblüffende Weise zusammenzubringen. Epische Breitseiten gegen die Nachwendegesellschaft kommen in diesem Buch ebenso wenig vor wie das Schwelgen in großen Gefühlen. Seine Stärke bezieht es aus den Einzelheiten – es ist in lauter Naheinstellungen erzählt, mit manchmal atemberaubendem sprachlichen Zugriff. Und so entfaltet es seine Wirkung langsam, aber nachhaltig: Es ist der gelungene Versuch, eine zeitgenössische condition humaine sichtbar zu machen: die literaturnotorische Frau von dreißig Jahren, eine Gesellschaft der Außenseiter und die verbleibenden Möglichkeiten des Lebens."

Journal Entry 6 by Jarit from Leipzig, Sachsen Germany on Monday, May 14, 2007
14.05.07
Schon am Freitag aus der Packstation gezogen, dank heftigen Feierns und einem anschließenden komatösen Wochenende komme ich aber heute erst dazu, mich fürs Schicken zu bedanken.

28.05.07
Mit Abstand das schlechteste Buch, das ich bislang in 2007 (an)gelesen habe, so lautet mein Fazit. Die Geschichte hat mich nicht in ihren Bann gezogen, die Figuren langweilen mich, und der gestelzte, möchtegern-intellektuelle Stil widerspricht meinem ästhetischen Sprachempfinden.
Ich empfand die ersten Seiten bereits als so grausig, dass ich die Lektüre abgebrochen habe. Ein Blättern in Teile aus der Mitte und das Lesen des Schlusses bestärkten mich in diesem Entschluss.
Faszinierend, dass es Liebhaber für diese Art von Literatur gibt ...

Die PM ist bereits an Gaudenta rausgegangen, so dass das Buch bald weiterreisen kann.

12.06.07
Heute in den Kasten gesteckt. Sorry für die Verspätung ...

Journal Entry 7 by Gaudenta from Stuttgart, Baden-Württemberg Germany on Thursday, June 14, 2007
Ist heute wohlbehalten bei mir eingetroffen und ich werde in den nächsten Tagen mit der Lektüre beginnen. Danke für den Ring und fürs Schicken!

30.7.07: Ich bin mit dem Buch nicht warm geworden - ich habe es einfach nicht verstanden, es war mir zu verrätselt oder zu verquast, dabei nicht schlecht geschrieben. Immer wieder war ich versucht, es wegzulegen, habe es dann doch weitergelesen, schließlich bis zum Ende. Im Moment bevorzuge ich einfach erzählte Geschichten (parallel habe ich "Verlassene Zimmer" von Hermann Lenz gelesen).

Sintra habe ich schon zweimal wegen der Adresse angeschrieben. Sobald ich diese habe, reist der Ring weiter.

Journal Entry 8 by sintra from Bonn, Nordrhein-Westfalen Germany on Tuesday, August 7, 2007
Da mein Stadtteil seit heute wieder kirmesfrei ist, konnte ich auch endlich zur Packstation fahren. Das Buch wird noch ein bisschen warten müssen, kommt aber bald an die Reihe. Vielen Dank!


Journal Entry 9 by sintra from Bonn, Nordrhein-Westfalen Germany on Sunday, September 23, 2007
Ich komme momentan leider kaum zum JE-schreiben, und da ich jetzt die Adresse von Polemos habe, macht sich das Buch morgen wieder auf die Reise. Meinen Kommentar werde ich dann hoffentlich bald nachtragen.

Vielen Dank für den Ring!

Edit, 11.2.08:
Ups, gestern hab ich festgestellt, dass ich den angekündigten Kommentar nie nachgereicht habe. Mal sehen, was mir nach so langer Zeit noch zu dem Buch einfällt... Auf jeden Fall hat mir die Atmosphäre des Romans sehr gut gefallen. Anjas Umgebung, die Natur, das Licht, die Luft werden durch Antje Ravic Strubels klare Sprache geradezu fühlbar. Auch die Veränderung, die sie erfährt, ist sehr leise und subtil gehalten. Im Gegensatz dazu wirkt das Camp eher störend, seine "Insassen" oft ziemlich holzschnittartig. Im Großen und Ganzen aber ein lesenswerter Roman und ein faszinierendes Spiel mit der Suche nach der eigenen Identität.

Journal Entry 10 by Polemos from Berlin (irgendwo/somewhere), Berlin Germany on Friday, September 28, 2007
angekommen und auf TBR

Journal Entry 11 by Polemos from Berlin (irgendwo/somewhere), Berlin Germany on Sunday, October 21, 2007
Zwei Abende - zwei kalte Abende - haben die kälteren Schichten der Luft mich begleitet. Und nun versuche ich mich an einer Meinung, einer Kritik, obwohl ich nicht genau weiß, wie ich ihn "finde", den Roman.

Mir ist das Licht aufgefallen, vielleicht hätte der Roman das Licht, nicht die Luft im Titel haben sollen; das Auftreten der Luft kommt gekünstelt, gewollt vor, während das Licht sich unmerklich, organisch in den Vordergrund schiebt. Es ist viele Arten von Schnee, konnte man bei Frl. Smilla lesen - es gibt viele Arten von Licht, konnte ich bei Frl. Strubel lesen. Es korrespondiert mit der Stimmung und der Gemütslage von Anja, es bereitet vor und nach, es leitet ein, es schließt ab. Es immer das Licht ...

Zusammen mit dem Licht fällt die Sprache auf, die Strubel wählt. Sie ist sehr narrativ, eine Art innerer Erzähler, des distanciert betrachtet, ohne zu werten, ohne zu fühlen, ohne zu richten.

Es ist Geschichte einer Frau ohne Leben -spielt es da eine Rolle, dass die lesbisch ist? Im Grunde sucht sie das, was alle suchen: Eine romantische Liebe, eine lebenslange Liebe, ein Leben "zu zweit", eine Mann-Frau-Beziehung als Frau-Frau-Beziehung. Da kommt es nicht überraschend, dass die Fuckbuddy-Geschichten aus Halberstedt ihr abgeschmackt, schal und zerstörerisch vorkommen. Sie gibt sich selber auf, muss aus sich heraus, um sie selbst zu werden. Schmoll, der Junge, ist keine großen Veränderungen; er war immer da, er wurde nur nicht beachtet. Mit 'Siri' erwacht er zum Leben, mit 'Siri' erwacht Anja zu Leben; das innere Kind will wieder spielen ... Schade, dass sie am Ende bereit ist, in die alten Verhaltensmuster zurückzukehren - safety first.

An manchen Stellen ist der Roman überfrachtet. Die "Leiden der jungen Ostdeutschen" mögen autobiographisch und des Aufarbeitens wert sein, für die Handlung sind sie unwichtig bis unpassend. Neben Anja und 'Siri' fallen die anderen Charaktere ab, sie sind recht lieblos und klischeebeladen: Ralf, der ehemalige Grenzer mit Macho-Homo-Problem; Svenja, die Freizeitlesbe mit diktatorischer Ader; Sabine, die Depressive mit anglophiler Problemlage; Wilfried, der zynische Alte auf dem absteigenden Ast. Eine harmlosere Gemengelage hätte eher etwas gegeben denn genommen. Aber gut, das Kuriositätenkabinett erleichtert der Autorin die Entwicklung der Geschichte - weniger stereotype und und augenscheinliche "normalere" Menschen sind schwerer zu zeichnen.

Der Anspruch, den Antje Strubel sich IMO selbst gesetzt hat, wird nicht erfüllt. So komme ich doch zu einer Wertung: inhaltlich mit interessanten Aspekten, die mehr Beachtung verdient hätten; im Handwerk gut; in der Bedeutung durchschnittlich.

In Reserve für deemaude
Edit 24.10.07: Reist heute weiter

Journal Entry 12 by deemaude from Langerwehe, Nordrhein-Westfalen Germany on Thursday, November 8, 2007

das Buch ist schon längst bei mir angekommen und ich lese es auch schon... bald mehr


edit 17.01.2008:

da mir im moment ein wenig ruhe und zeit fehlt die letzte seite des buches zu erreichen, schicke ich es lieber zum nächsten mitleser. ich möchte lieber nicht die 12 wochen-schallgrenze durchbrechen und von book-man-8 eine zweite aufforderung erhalten, dass buch weiter reisen zu lassen.

danke für's schicken

Journal Entry 13 by wingmoerschenwing from Braunschweig, Niedersachsen Germany on Saturday, February 9, 2008
Das Buch kam heute bei mir an, vielen Dank! Es wird ein Weilchen dauern, bis ich es gelesen habe... aber wem geht das nicht so? ...

16.05.- ich bin gerade mitten im Buch und es hat mich jetzt doch etwas in seinen Bann gezogen, so daß ich es demnächst werde weitersenden können.

Journal Entry 14 by wingmoerschenwing from Braunschweig, Niedersachsen Germany on Thursday, July 10, 2008
Auch wenn ich schließlich lange gebraucht habe, das Buch zuende zu lesen (ich habe es nicht in einem Rutsch gelesen)- ich fand, es war ein lohnenswertes Buch mit einer sonderbar schwer greifbaren Stimmung, der ich mich schließlich nicht entziehen konnte. Interessant fand ich, wie es Strubel allmählich gelang, Anja immer stärker als jenen "Schmoll" zu zeichnen. Man konnte fast fühlen, wie sich die junge Frau immer mehr wie durch einen ungeheuren Sog in diese Jungen-Rolle hineinziehen und -fallen ließ. Der Verlauf der Ereignisse zum Ende der Geschichte mündet in ein eiskaltes Erwachen, das Anja schlagartig alles Gewesene leugnen läßt. Das Buch ist auch für den Leser ein emotionales Wechselbad. Wer "Unterhaltung" erwartet, wird von diesem Buch gewiß enttäuscht sein. Wer sich aber auf Sprache einlassen kann, dem bleibt ein Gefühl, das zum Beispiel ein Künstler mit einem bemerkenswerten Bild oder ein Koch mit einem seltsamen Gericht erzeugen kann. Strubel gibt einer steckenweise unscharf gezeichneten, fast traumgleich gedämpften, abstrakten Handlung mit Sinneseindrücken wie Farben, Geräuschen und Gerüchen eine besondere Einprägsamkeit. Beispielsweise einem sonnendurchfluteten Dachboden, dessen warmen Staub man förmlich riechen kann. Strubel weckt so ganz beiläufig immer wieder Fragmente eigener Erinnerungen... Ich könnte mir vorstellen, dieses Buch irgendwann noch einmal zu lesen. Weitere "ähnliche" Bücher von ihr würden mich allerdings nicht mehr reizen, da das Besondere darüber verloren ginge.

RELEASE NOTES:

Ging heute per Post raus an calisson. Viel Spaß- bin gespannt, was Du anschließend zu dem Buch sagst.

Journal Entry 16 by calisson from Neckargemünd, Baden-Württemberg Germany on Thursday, July 17, 2008
gut angekommen, danke!

15.08.16:
Nun hat es doch Jahre gedauert, bis ich mich mit dem Roman befasst habe und ich kann jetzt noch nicht einmal sagen, dass er mir gefallen hat. Er hat mich einigemaßen ratlos zurückgelassen. Mir gefällt der Erzählstil nicht, die Figuren mit Ausnahme der Protagonistin bleiben blass, und es war mehr die Stimmung, die mich berührt hat als die Geschichte selbst.

geht mit zum MeetUp

Journal Entry 18 by Marianne013 at Karlsruhe, Baden-Württemberg Germany on Sunday, October 30, 2016
Beim Meetup mitgenommen. Bin mal gespannt - ich habe bisher zwei Bücher von Antje Rávic Strubel gelesen. Mit "Offene Blende" bin ich gar nicht warmgeworden, das neuere Buch "Sturz der Tage in die Nacht" hat mir dagegen gut gefallen.

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