Homo Faber

by Max Frisch | Literature & Fiction |
ISBN: 3518368540 Global Overview for this book
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Journal Entry 1 by trommejenta from Köln, Nordrhein-Westfalen Germany on Tuesday, October 4, 2005
Buch der 1000 Bücher
Copyright: Aus Das Buch der 1000 Bücher (Harenberg Verlag)

Homo Faber. Ein Bericht
OA 1957 Form Roman Epoche Moderne
In seinem Roman Homo Faber bearbeitet Frisch ein aktuelles Phänomen der 1950er Jahre: die fortschreitende Technisierung der westlichen Welt und den damit einhergehenden Glauben an die völlige Erklärbarkeit und Durchschaubarkeit des Lebens. Der lateinische Terminus »Homo faber« bezeichnet den »Mensch als Verfertiger«, der sich mit Hilfe von Werkzeugen die Welt zu Nutze macht. Mit seinem Protagonisten Walter Faber zeigt Frisch einen solchen handlungsorientierten Menschen, in dessen durchweg rationalem und technokratischem Weltbild Schicksalsgläubigkeit keinen Platz hat. Tragischerweise wird das Leben des Selbstsicheren durch eine Reihe von schicksalhaften Zufällen zerstört.
Inhalt: Mit einem Flug nach Caracas beginnt für den Ingenieur Faber eine Reise in seine Vergangenheit. Im Flugzeug sitzt er neben dem Bruder seines ehemaligen Freundes Johannes und erfährt, dass Johannes Hanna geheiratet hat, die in den 1930er Jahren ein Kind von Faber erwartete. Faber schlug damals eine Heirat vor, akzeptierte das Kind aber nur widerwillig. Hanna trennte sich daraufhin von ihm und zeigte sich zu einer Abtreibung entschlossen.
Nach einer Notlandung in der mexikanischen Wüste reisen die beiden Männer gemeinsam nach Guatemala, um Johannes zu besuchen. Sie finden ihn tot vor: Er hat sich erhängt. Auf der Überfahrt nach Europa – die er spontan einem Flug vorgezogen hat – lernt Faber die junge Sabeth kennen, die ihn an Hanna erinnert. Die beiden verlieben sich ineinander und unternehmen eine gemeinsame Europareise, auf der sich herausstellt, dass Sabeth tatsächlich die Tochter der seit vielen Jahren in Athen lebenden Hanna ist. Sabeth hält Johannes für ihren Vater; Faber ist nur zu gern bereit, diesen Glauben zu teilen und die beiden verbringen eine Nacht miteinander. Tage später wird Sabeth am Strand von einer Schlange gebissen, weicht vor dem ihr zur Hilfe eilenden Faber zurück und schlägt mit dem Kopf auf. Im Athener Krankenhaus wird ein Gegengift verabreicht; da Faber aber nicht von dem Sturz berichtet, bleibt eine Gehirnblutung unerkannt, an der Sabeth stirbt. Mittlerweile hat Faber von Hanna erfahren, was er eigentlich schon wuss-te: Er selber ist Sabeths Vater. Allen Versuchen der Selbstrechtfertigung zum Trotz fühlt Faber sich schuldig. Wieder auf Reisen, entschließt er sich zu einer neuen Lebensweise und erfährt einen direkteren, sinnlichen Zugang zur Welt. Ein Zusammenleben mit Hanna erwägend kehrt er nach Athen zurück.
Mit seinen zahlreichen Hinweisen auf die griechische Antike kann der Roman nicht nur wegen der Inzest-Thematik als moderne Variante des Ödipus-Mythos (Stichwort R S. 377) gelesen werden. Wie Ödipus, der meint, seinem Schicksal entgehen zu können, ist auch Faber, der das ganze Leben für kalkulierbar hält, Überheblichkeit vorzuwerfen. Einig sind die beiden Figuren schließlich auch in ihrer erlebten Schuldhaftigkeit, vor der sie das Wissen um die eigene Unwissenheit nicht bewahren kann.
Struktur: Frisch macht seinen Protagonisten zum Erzähler der eigenen Geschichte. Der Roman besteht aus den Aufzeichnungen Fabers, in denen sich ein rückblickender Bericht mit aktuellen Tagebuchaufzeichnungen vermischt. Die Reflexionen Fabers sind dabei von selbstentlarvender Subjektivität – noch in der Rückschau verharrt er in alten Denkmustern und hadert mit dem Unerkärlichen. Der Bericht endet unmittelbar vor einer Magenoperation, der Faber sich unterziehen muss – der tragische Held des Romans scheint diese nicht zu überleben.
Wirkung: Seit seinem Erscheinen ist der Roman ein großer Publikumserfolg von ungebrochener thematischer Aktualität. Der Text gehört zu den beliebtesten Stoffen für die (Schul)unterrichtslektüre und wurde 1991 von Volker Schlöndorff (* 1939) verfilmt. A. K.

Kurzbeschreibung
-Der Bürger verläßt das Gefängnis seiner Wohlanständigkeit, versinkt im Anonymen und kehrt anders zurück, als er aufbrach. Dort, wo das Ich sich in der Namenlosigkeit verliert und seine Vergangenheit preisgibt, entfernt sich das Individuum von allem Vertrauten-. (Walter Jens)Max Frisch, am 15. Mai 1911 in Zürich geboren, starb dort am 4. April 1991. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet.

Autorenporträt
Copyright: Aus Das Buch der 1000 Bücher (Harenberg Verlag)
Frisch, Max deutschsprachiger Schweizer Schriftsteller *15.5.1911 Zürich, †4.4.1991 ebd. Stiller, 1954 Homo Faber, 1957 Max Frisch gilt als einer der wichtigsten deutschsprachigen Autoren der Nachkriegszeit; aus individualpsychologischer Sicht setzt er sich mit den Problemen dieser Ära auseinander. Zentrale Themenkreise seines Werks sind Ich-Findung, Selbstverleugnung und -akzeptanz, Vorurteil und Schuld, Liebe und Ehe. Darüber hinaus liefert das Werk des engagierten Sozialdemokraten auch eine literarische Auseinandersetzung mit dem nationalen und politischen Selbstverständnis der Schweiz. Frisch verlebte eine bürgerlich geprägte Kindheit und Jugend. Ein Germanistikstudium brach er ab und war anschließend mehrere Jahre als freier Journalist tätig; in diese Zeit fallen erste literarische Veröffentlichungen. 1936 begann Frisch ein Architekturstudium und war nach dessen Abschluss bis 1957 als Architekt tätig. Nach dem literarischen Durchbruch mit dem Roman Stiller (1954) lebte Frisch wechselweise in Zürich, Berlin, Rom, New York und im Tessin. Sein Werk umfasst neben Romanen zahlreiche Dramen, Erzählungen und autobiografische Schriften. Frisch erhielt mehrere renommierte Literaturpreise, darunter den Georg-Büchner-Preis (1958) und den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1976). Biografie: V. Hage, Max Frisch (rbm 50616); L. Walelzek, Max Frisch, 2001.

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