» Band 30 der SZ-Bibliothek Gesamtedition (von Süddeutsche Zeitung)

Kurzbeschreibung
Schauplatz des Romans "Wellen" (1911) von Eduard von Keyserling ist das Kurland des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts. In der Sommerfrische eines Fischerdorfes treffen verschiedene Adelige aufeinander, zwischen denen sich eine Geschichte voller Begehren und Intrigen, Hoffnung und Verzweiflung entspinnt. Zentrum dieses Kosmos aristokratischen Lebens ist der bürgerliche Maler Hans Grill und seine adelige Frau, Gräfin Doralice. Weil sie sich von einem langweiligen Gesandten getrennt hat, um mit dem lebenslustigen Maler zusammenzuleben, wird sie von den anderen als femme fatale, welche die Regeln der aristokratischen Gesellschaft verletzt hat, mit Missachtung gestraft. Den Mädchen Nini und Lolo aber wird sie zu einem Vorbild an emanzipatorischer Kraft. Doch da verliebt sich Lolos Verlobter, Leutnant Hilmar, in die schillernde Gräfin. Die kleine Welt der Adelsgesellschaft gerät mit einem Mal aus den Fugen, und die Folgen sind dramatisch.

Autorenportrait
Eduard von Keyserling (1855-1918) ist einer der großen Unbekannten unter den Meistern deutscher Erzählkunst. Auf seinen Wunsch hin wurde sein Nachlass nach seinem Tod vernichtet, sodass vieles aus seinem Leben unbekannt geblieben ist. 1874 nahm er im baltischen Dorpat das Studium der Jurisprudenz, Philosophie und Kunstgeschichte auf, doch schon drei Jahre später wurde er der Universität verwiesen - der Grund ist unbekannt. In den adeligen Kreisen seiner Heimat wurde er fortan geschnitten, und der Graf wurde zum sozialen Außenseiter. In Österreich nahm er erneut ein Studium auf, bevor er 1895 mit zwei seiner Schwestern nach München zog. Dort arbeitete er als Berufsschriftsteller und gehörte eine Zeit lang zu den Protagonisten der Schwabinger Bohème. Er veröffentlichte Essays, Rezensionen, Dramen, Novellen und Erzählungen. Seine Romane wie "Beate und Mareile" (1903), "Wellen" (1911) und "Im stillen Winkel" (1918) zeichnen sich durch einen impressionistischen Stil aus und waren zu seinen Lebzeiten auch beim Publikum ein Erfolg. 1897 begannen sich die Folgen einer Syphiliserkrankung in einem Rückenmarksleiden zu äußern; 1908 erblindete von Keyserling. In der Folgezeit diktierte er seine Texte. Nach Kriegsausbruch blieben die Einkünfte aus der Heimat aus. 1918 starb von Keyserling in München.

Buchdetails
Gebundene Ausgabe (172 Seiten); Verlag: Süddeutsche Zeitung (Oktober 2004); ISBN: 3937793534

Habe das Buch heute meiner Mutter gegeben, die es nach dem Lesen an öffentlichen Plätzen oder in Cafés in Albstadt-Ebingen aussetzt. Den neuen Lesern viel Spaß damit... :)