Unbekümmert um alle moralischen und formalen Schranken und mitgerissen von der Sturzflut der Erinnerung, hat Miller in diesem 'obszönsten seiner Bücher' ein Stück seines chaotischen-turbulenten Lebens reproduziert: ein orgiastischer Hymnus auf die physische Liebe und ein befreites Leben, Zeugnis einer Aufrichtigkeit, die Kompromisse verachtet.

Henry Millers Todestag jährt sich am 7. Juni zum 25. Mal, und da ich von diesem Autor noch nichts gelesen habe, habe ich das zum Anlass genommen ein wenig in seinen Werken zu schmökern, von denen mir zufällig gerade vier auf einmal in die Hände gefallen sind.

Nach "Stille Tage in Clichy" habe ich nun "Sexus" in Angriff genommen. Während es in ersterem Buch nur um eine Aneinanderreihung von sexuellen Erlebnissen geht, beinhaltet "Sexus" vereinzelt doch immer wieder eingestreut Betrachtungen über Literatur, Psychoanalyse, Religion, die Schwierigkeiten eines Schriftstellers beim Schreiben, etc. Daher hat mir dieses Buch besser gefallen, wenn ich auch meine, dass eine Straffung dem Werk gut getan hätte.

Massiv stört mich nach wie vor das Frauenbild, das hier vermittelt wird. Der Protagonist behandelt Frauen mit wenig Respekt - sie sind für ihn charakterlose Wesen, deren Namen beliebig austauschbar sind und deren einzige Funktion darin besteht, ihm sexuell zu Willen zu sein. Der Roman steht ganz im Zeichen der Verherrlichung männlicher Potenz, wobei mir das Durchhaltevermögen des Helden reichlich unrealistisch erscheint. Falls es solche Männer tatsächlich geben sollte, würde ich gerne mal einem davon begegnen. ;-)

RELEASE NOTES:

Geht heute Abend mit zum Schwammerlstammtisch.

Henry Miller war der Autor schlechthin.