...eigentlich noch schlechter. Nach diesem Buch weiß man sogar einen Konsalik echt wieder zu schätzen. Freilassen kann man eigentlich gar nicht verantworten, also nur auf Anfrage

KiWi, 549 Seiten, Taschenbuch

Der serial killer ist heute wohlbehalten eingetroffen.
Wenn kein Ring dazwischenkommt, wird er direkt nach Bill Bass, Der Knochenleser gelesen, was ja nicht unpassend ist ;-) Und die Karte fand ich auch irgendwie passend!
Vielen vielen Dank für's Ausleihen, Laborfee; ich werde angemessen vorsichtig mit Herrn Bateman umgehen und mir auch Mühe mit dem journal geben ;-)
Edit 9.9.06:
Zwischenbericht: es kam doch ein Ring dazwischen, nämlich Jim Dodge, Fup, und zur Erholung war das auch nicht schlecht ;-)
Aber seit gestern abend lese ich am American Psycho.

Nein, Laborfee, ich muß dir ganz entschieden widersprechen ;-) : dieses Buch ist nicht abgrundtief schlecht, im Gegenteil. Allerdings läßt sich Konsalik etwas leichter konsumieren.
Und im Gegensatz zu einem Konsalik-Roman halte ich dieses hier für Literatur ;-)
Es ist ganz bewußt konstruiert, angefangen beim Dante-Inferno-Zitat am Anfang "Lasset alle Hoffnung fahren" bis zu dem "Kein Ausgang" am Schluß: dieses Buch spielt in der Hölle, in einer Hölle, in der der kleinste Fehler im Outfit oder der Besuch des falschen Restaurants dazu führt, daß man "out" ist, tot. Nur die perfekte Oberfläche garantiert das Weiterleben in dieser Gesellschaft.
Wie in einem Musikstück werden verschiedene Themen in unterschiedlicher Weise immer wieder ins Spiel gebracht werden, allen voran das der Verwechselbarkeit. Das Musical "Les Misérables" ("Les Miz"), in dem Leute zur Tarnung ständig in andere Rollen schlüpfen und nie das sind, was sie scheinen, ist als ständiger Hinweis allgegenwärtig. Und die Verwechslungen, die im AP ständig stattfinden, werden schnell vom running gag zum bestimmenden Thema; diese Leute haben keine Identität (deshalb ist die geschmackvolle Visitenkarte so wichtig), sie definieren sich über College, Arbeitsplatz, Designerklamotten und die Fähigkeit, eine Tischreservierung im Dorsia zu bekommen.
Relativ bald bringt Ellis in die (für mich) amüsante und leicht nervige Harmlosigkeit des Anfangs kleine Andeutungen ein, Batemans harmlose Macken (z.B. die Patty Winters Show) werden zum Zwang, das Amüsement über diese Nichtigkeiten weicht einem Gefühl von Bedrohung, das sich spätestens konkretisiert, wenn Bateman im Schutz der lärmenden Umgebung seinen Gesprächspartnern erzählt, daß er sie gerne aufschlitzen und mit ihrem Blut panschen möchte.
In dieser Welt, an der jeder an der Oberfläche des anderen hängenbleibt, versucht Bateman an das Innere der Menschen zu gelangen: er weidet seine Opfer aus.
Man kann das als Studie über eine narzistisch gestörte Persönlichkeit lesen, die unbedingt dazugehören will, während überall die Demütigung droht, die Konfrontation mit seiner eigenen Unzulänglichkeit.
Man kann das psychologisch lesen, man kann das soziologisch lesen, man kann das stilistisch analysieren, man kann das als Splatterroman lesen oder als scharfe, satirische Analyse der postmodernen Gesellschaft, die durch Narzißmus und Oberflächlichkeit und WYSIWYG (What you see is what you get) geprägt ist - das Buch gibt jede Menge her, und um all das wirklich zu entwirren, müsste ich es noch ein paarmal lesen.
Und genau das macht für mich die literarische Qualität aus: es ist nicht eindeutig, obwohl es nicht beliebig ist. Es liefert keine einfachen Antworten. Und ich könnte hier auch noch seitenweise weiterschreiben ;-)
Daß Ellis das Ganze als Satire auf die heutige Gesellschaft geschrieben hat (wie man aus dem als Motto vorangestellten Dostojewskij-Zitat schließen kann), heißt ja nicht, daß dies die einzige mögliche Lesart ist.
Ob das nun wirklich alles Realität sein soll oder nur die Phantasien eines Durchgeknallten: darüber kann man gerne nachdenken, aber ich glaube, es ist nicht wichtig, daß man eine Entscheidung trifft. Dies ist die Postmoderne: hier wird gespielt, hier wird ausprobiert, Versatzstücke werden zusammengefügt - Bedeutung? Such dir eine aus! ;-)
Und dieser Forumsthread hat dazu geführt, daß ich das Buch endlich mal lesen wollte.
Übrigens: der Roman hat mich von der Grundsituation (dieselbe oberflächliche neureiche Gesellschaft, geschildert in unzusammenhängenden Szenen) sehr an das Buch "Sex And The City" erinnert (mit dem die TV-Serie nur wenig Ähnlichkeit hat).

Das Buch ist auf dem Nachhauseweg! ;-)

Vielen Dank, liebe 14... der Unhold ist wieder im heimischen Briefkasten gelandet, und ich verspreche, dass ich mich ihm mit Sicherheit noch einmal unter günstigeren Bedingungen und anderen Gesichtspunkten annähern werde. Es war wohl nicht allzu schlau, ihn damals mit zwei kleinen Kindern als Urlaubslektüre mitzunehmen, er vielleicht was besseres verdient...

Nochmals vielen Dank für diese tolle Buchkritik, war ein Vergnügen, Dir das Buch geliehen zu haben. Dir noch einen schönen Tag!

Das Buch ist nun als Rabck bei mir angekommen. Es wird noch etwas dauern, bis ich dazu komme, es zu lesen, da noch ein paar Ringe auf mich warten aber direkt danach werde ich es lesen und bin schon sehr gespannt darauf! Vielen Dank fürs Schicken und für die liebe Karte!

Dieses Buch ist nun doch schon sehr lange bei mir und ich werde es wohl doch nicht mehr lesen. Deshalb darf es nun in der Box der ungelesenen Bücher weiterreisen und ich hoffe, dass sich schnell neue Leser und Leserinnen dafür finden.

Aus der Box der ungelesenen Bücher genommen.

wandert in meiner ABO 1 mit.

Passt in mein Beuteschema - kommt auf mein TBR