1913 - Der Sommer des Jahrhunderts
2 journalers for this copy...
Sehr fleißig trägt Florian Illies in diesem Buch Fakten über das Jahr 1913 zusammen, die er in einer Art Tagebuch erzählt. Im Mittelpunkt steht hauptsächlich die deutsche Künstlerszene dieser Zeit, an deren Beispiel er die Verfasstheit und Stimmung dieses Jahres anzeigt und den Umbruch, der bereits zu spüren ist.
Dazu war sicher enorm viel Recherchearbeit nötig und diese ist Illies sehr gut gelungen. Er schafft es hier, sehr plastisch darzustellen, wie das Leben dieser großen Künstler (und nicht nur dieser) ganz alltäglich verlief. Wir kennen heute nur noch die großen Werke. Illies macht transparent, dass diejenigen, die sie schufen, auch einen Alltag gelebt haben. Kafka, der sich damit plagt, dass ihm nichts Selbstverständliches einfach erscheint (wie etwa ein Buch zu versenden), Brecht, der als Sechzehnjähriger z.T. pubertärte Gedanken ins Tagebuch schreibt, Kokoschka, der für Alma Mahler seine Windsbraut malt, Else Lasker-Schüler, die ein Liebesverhältnis mit Gottfried Benn hat usw usw. Es ist interessant und gut gemacht, dass Illies kaum in die Zukunft verweist, es zählt der Moment des Jahres 1913, die späteren Verwicklungen und Verstrickungen sind noch nicht absehbar. Von ihnen wissen ja nur wir Nachgeborene.
Es kommt dem Leser entgegen, dass das Jahr 1913 ein spannendes Jahr war- dennoch treten manches Mal auch Längen zutage. Dennoch: Insgesamt ist das Buch höchst interessant.
Ich hatte dem Buch eigentlich gar keine Chance gegeben, weil ich Illies durch "Generation Golf" eher für einen schwachen Autor hielt. Dieses Buch ist deutlich besser, wenn es auch ein paar schiefe Metaphern hat, so ist es doch insgesamt sehr gut gemacht- kein Vergleich mit "Generation Golf".
Dennoch, das beste am ganzen Buch stammt in meinen Augen nicht vom Autor selbst, sondern vom unvergleichlichen Robert Gernhardt. Illies beschreibt, wie Rudolf Steiner in Berlin die antroposophische Gesellschaft gründet und eine Art "offenen Salon" hält für Menschen, die bei ihm Rat und Hilfe suchen. Und da zitiert er Gernhardt:
Kafka sprach zu Rudolf Steiner:
"Von Euch Jungs versteht mich keiner!"
Darauf sagte Steiner: "Franz,
ich versteh Dich voll und ganz!"
Dazu war sicher enorm viel Recherchearbeit nötig und diese ist Illies sehr gut gelungen. Er schafft es hier, sehr plastisch darzustellen, wie das Leben dieser großen Künstler (und nicht nur dieser) ganz alltäglich verlief. Wir kennen heute nur noch die großen Werke. Illies macht transparent, dass diejenigen, die sie schufen, auch einen Alltag gelebt haben. Kafka, der sich damit plagt, dass ihm nichts Selbstverständliches einfach erscheint (wie etwa ein Buch zu versenden), Brecht, der als Sechzehnjähriger z.T. pubertärte Gedanken ins Tagebuch schreibt, Kokoschka, der für Alma Mahler seine Windsbraut malt, Else Lasker-Schüler, die ein Liebesverhältnis mit Gottfried Benn hat usw usw. Es ist interessant und gut gemacht, dass Illies kaum in die Zukunft verweist, es zählt der Moment des Jahres 1913, die späteren Verwicklungen und Verstrickungen sind noch nicht absehbar. Von ihnen wissen ja nur wir Nachgeborene.
Es kommt dem Leser entgegen, dass das Jahr 1913 ein spannendes Jahr war- dennoch treten manches Mal auch Längen zutage. Dennoch: Insgesamt ist das Buch höchst interessant.
Ich hatte dem Buch eigentlich gar keine Chance gegeben, weil ich Illies durch "Generation Golf" eher für einen schwachen Autor hielt. Dieses Buch ist deutlich besser, wenn es auch ein paar schiefe Metaphern hat, so ist es doch insgesamt sehr gut gemacht- kein Vergleich mit "Generation Golf".
Dennoch, das beste am ganzen Buch stammt in meinen Augen nicht vom Autor selbst, sondern vom unvergleichlichen Robert Gernhardt. Illies beschreibt, wie Rudolf Steiner in Berlin die antroposophische Gesellschaft gründet und eine Art "offenen Salon" hält für Menschen, die bei ihm Rat und Hilfe suchen. Und da zitiert er Gernhardt:
Kafka sprach zu Rudolf Steiner:
"Von Euch Jungs versteht mich keiner!"
Darauf sagte Steiner: "Franz,
ich versteh Dich voll und ganz!"
Habe das Buch als Raback des Monats bekommen und auch ich möchte gerne dem Autor eine zweite Chance geben. Vielen Dank fürs Schicken :-)
Habe gestern angefangen zu lesen und stecke noch mitten im Januar. Ich denke das Buch wird mir gut gefallen.
Ja, mich hat Hr. Illies auch überzeugt.
Ich habe das Buch die letzten Wochen als Busfahrbuch gelesen. Dafür hat es sich durch die einzelnen Episoden gut geeignet. Eine viertel Stunde lesen und dann darüber nachdenken. Es an einem Stück durchzulesen hätte ich wahrscheinlich nicht geschafft.
Des weiteren habe ich abends häufig über die eine oder andere Person auf Wikipedia nachgelesen, hauptsächlich über diese mir unbekannten unabhängigen oder auch abhängigen Frauen.
Ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass es Amokläufer in Schulen schon sehr viel länger gibt, als mir bewusst war und meinen Verdacht bekräftigt, dass irgendwie alle verrückt sind. Auch gefällt mir die Vorstellung, dass Schlankheit 1913 als Schicksalsschlak galt.
Auf alle Fälle lesenswert!
Ich habe das Buch die letzten Wochen als Busfahrbuch gelesen. Dafür hat es sich durch die einzelnen Episoden gut geeignet. Eine viertel Stunde lesen und dann darüber nachdenken. Es an einem Stück durchzulesen hätte ich wahrscheinlich nicht geschafft.
Des weiteren habe ich abends häufig über die eine oder andere Person auf Wikipedia nachgelesen, hauptsächlich über diese mir unbekannten unabhängigen oder auch abhängigen Frauen.
Ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass es Amokläufer in Schulen schon sehr viel länger gibt, als mir bewusst war und meinen Verdacht bekräftigt, dass irgendwie alle verrückt sind. Auch gefällt mir die Vorstellung, dass Schlankheit 1913 als Schicksalsschlak galt.
Auf alle Fälle lesenswert!
Das Buch kommt heute mit ins Lilium zum Frankfurter Treffen.
...
Das Buch wurde gelobt und schien allen Anwesenden schon bekannt. Später kam eine Frau zu uns an den Tisch und fragte ob wir ein Buchclub seien. Bookcrossing wurde ihr kurz erklärt und sie sollte sich ein Buch aussuchen und sie nahm dieses hier mit.
Ich wünsche der Fremden viel Vergnügen :-)
...
Das Buch wurde gelobt und schien allen Anwesenden schon bekannt. Später kam eine Frau zu uns an den Tisch und fragte ob wir ein Buchclub seien. Bookcrossing wurde ihr kurz erklärt und sie sollte sich ein Buch aussuchen und sie nahm dieses hier mit.
Ich wünsche der Fremden viel Vergnügen :-)