Alte Götter sterben nicht

by David Kenlock (ed.) | Mystery & Thrillers |
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Registered by Gashlycrumb on 3/15/2004
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Journal Entry 1 by Gashlycrumb on Monday, March 15, 2004
Es sah so aus, als würde sich mein Traum erfüllen – eine Anthologie phantastischer Geschichten... von deutschen Autoren... darunter jede Menge neuer Namen. Leider bleibt das Resultat hinter den Hoffnungen zurück, zum Teil sehr weit. Die Geschichten sind unterhaltsam, aber keine einzige hat mich wirklich begeistern können, von Grusel gar nicht zu reden.

Eigentlich erwartet man als Auftakt einer Anthologie generell die beste (oder zumindest *eine* der besten) Geschichte der Sammlung. Wenn sich auf diesem Top-Platz, wie hier, der Beitrag des Herausgebers findet, ist das schon mal bezeichnend. Wenn dieselbe Geschichte sich als uninspirierte, Twilight Zone-verhaftete Südstaatenmoritat entpuppt, ist das außerdem ärgerlich. In David Kenlocks (was ist dieser fatale Hang deutscher Autoren zu ach so englischen Pseudonymen??) “Der Sklavenstein” bekommt ein Rassist seine Vorurteile am eigenen Leib zu spüren. Das ist derart abgedroschen, daß man eigentlich nicht mal mehr gähnen möchte.

Besser sind da schon die Beiträge der (wenigen) namhafteren Schreiber. Bei Andreas Eschbach (der hier gleichwohl nicht gerade mit Herzblut schreibt) gerät ein Friseur in ein voodoomäßiges Dilemma, Malte Sembtens “Der Jumbee” ist vielleicht etwas zu lang geraten, bleibt aber immerhin atmosphärisch dicht in seiner Schilderung später Rache auf dem Mississippi, und Barbara Büchners Geschichte von der Reisenden, die es in “Das glückliche Dorf” verschlägt, gefällt ebenfalls.

In “Strandrecht” von Jürgen Ehlers, auch eine der gelungeneren Geschichten, erhalten englische Kaufleute des 16. Jahrhunderts eine drastische Einführung in norddeutsches Brauchtum.
Stilistisch am stärksten ist IMO “Jeder irrt auf seine Weise” von Tatjana Kruse, obwohl mir erst jemand erklären müßte, was diese Story in einer Anthologie wie dieser zu suchen hat – Verschwörungswahn hat für mich weniger mit Phantastik und viel mit Psychose zu tun, aber bitte.

Nach einer Handvoll Geschichten zum Thema Voodoo ist man dankbar für alles, in dem keine Ouangas und Haarbüschel vorkommen, aber trotzdem hätten nicht alle der in “Alte Götter” vertretenen Texte das Licht der Öffentlichkeit sehen müssen. Ich denke hier vor allem an mein persönliches Lowlight der Kollektion, “Versteh einer die Frauen” von Alexa Levin, eine pseudo-übernatürliche Romantikschmonzette, die neben dem dilettantischen Stil zudem noch an faktischen Fehlern krankt – so ist bei Frau Levin “Maurice” ein Frauenname, und der Held steigt in ein New Yorker “Mercedestaxi” (meine Mit-New Yorker lachen jetzt ungläubig auf). Wenn das das Beste ist, mit dem einheimische Autoren dienen können, kann ich verstehen, daß deutsche Verlage sich an US-Importe halten.

Alles in allem ist die Sammlung ganz unterhaltsam, verlockt mich aber nicht, nach anderen Werken der vertretenen Jung-Autoren zu suchen; dazu liest sich vieles für meinen Geschmack zu amateurhaft und/oder wenig originell.

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