Marias Testament

Registered by zinat1 of Elsdorf, Nordrhein-Westfalen Germany on 9/1/2016
Buy from one of these Booksellers:
Amazon.com | Amazon UK | Amazon CA | Amazon DE | Amazon FR | Amazon IT | Bol.com
This book is in the wild! This Book is Currently in the Wild!
4 journalers for this copy...
Journal Entry 1 by zinat1 from Elsdorf, Nordrhein-Westfalen Germany on Thursday, September 1, 2016
Die Geschichte einer ebenso irdischen wie zerbrechlichen Frau, de nicht verstehen will, weshalt ihr Sohn sie verlässt und die von seinen höheren Aufgaben nichts wissen will..

Journal Entry 2 by wingRunningmousewing at Nürnberg, Bayern Germany on Saturday, September 10, 2016
Heute als Tag angekommen, vielen vielen Dank, ich freue mich sehr!

Journal Entry 3 by wingRunningmousewing at Nürnberg, Bayern Germany on Sunday, October 23, 2016
Wegen dieser Rezension von Ulrich Greiner in der "Zeit" ist das Buch auf meiner Wunschliste gelandet:

"Maria, die Mutter Jesu, glaubt nicht daran, dass sie die Mutter Gottes ist. Sie weiß nur, dass ihr Sohn auf die entsetzlichste Weise hingerichtet wurde und "dass der verfluchte Schatten dessen, was geschehen war", sich niemals verziehen wird. Aus der Erlösungsgeschichte, die das Evangelium erzählt, macht dieser Roman ein dunkles, vieldeutiges Drama, das von Wundertaten, Grausamkeiten und Heilserwartungen vorangetrieben wird.

Es ist Maria selbst, die uns ihre Geschichte erzählt. Sie lebt jetzt in Ephesus. Einige Jünger haben ihr die Flucht dorthin ermöglicht. Zum Zeitpunkt der Erzählung ist sie eine alte Frau, die allmählich von der Welt Abschied nimmt. Regelmäßig erhält sie den Besuch zweier Männer, die sich um sie kümmern. Sie fühlt sich von ihnen kontrolliert. Sie stellen immer wieder dieselben Fragen, und einer der beiden notiert ihre Antworten. "Ich weiß, dass er von Dingen geschrieben hat, die weder er noch ich gesehen haben." Die beiden wollen alles über Jesus wissen, aber sie sagen immer nur "er" oder "Sohn", um die Mutter zu schonen. "Ich kann den Namen nicht aussprechen, er will nicht herauskommen, denn etwas in mir würde zerbrechen, wenn ich den Namen ausspräche."

Was sich der irische Schriftsteller Colm Tóibín ausgedacht hat, ist nicht absurd. Man nimmt an, dass Maria bei der Geburt Jesu 15 Jahre alt und folglich bei seinem Tod 48 gewesen ist. Apokryphen Quellen zufolge hat sie danach noch 24 Jahre gelebt, wurde also 72. Andere Quellen erzählen, sie sei mit dem Jünger Johannes, der auch der Verfasser des Johannesevangeliums gewesen sei, nach Ephesus gegangen und dort gestorben.

Legenden, Nachschöpfungen, Travestien der unglaublichen Geschichte vom Kreuzestod und der Auferstehung gibt es unendlich viele. Das Besondere an Tóibíns kurzem und großartigem Roman besteht darin, dass er die Leidensgeschichte des Sohnes als die seiner Mutter erzählt. Sie liebt ihn, und je mehr er in seiner Rolle als Wundertäter und Prophet aufgeht, je berühmter er wird, umso fremder wird er ihr. Die Schar seiner Anhänger wächst. Sie sind ihr unangenehm, sogar unheimlich: Nichtsnutze, Hysteriker, Sektierer sieht sie in ihnen.

Eines Tages wird sie von einem Bekannten gewarnt: Die Geheimpolizei beobachte schon lange das Treiben ihres Sohnes und werde zuschlagen, wenn er sich nicht rasch und dauerhaft zurückziehe. Die Mutter erschrickt. Sie nimmt sich gegen ihre ursprüngliche Absicht vor, an einer Hochzeitsfeier in Kana teilzunehmen, wo auch ihr Sohn erwartet wird. Dort will sie mit ihm reden.

Als sie sich der Menschenmenge nähert, die weniger aus Gästen zu bestehen scheint als aus Anhängern ihres Sohnes, bemerkt sie, dass man ihr schweigend Platz macht. "Ich fragte mich, woher die Leute wussten, wer ich war. Dass sie meinetwegen zurücktraten, kam mir fast komisch vor, fast wie im Traum, aber es war nicht komisch, ich erschrak, als ich die Mischung aus Ehrfurcht und Angst in ihren Augen sah."

Bei Tisch flüstert sie ihm die Warnung ins Ohr. Dann heißt es: "›Weib, was geht’s dich an, was ich tue?‹, fragte er, und dann noch einmal lauter, sodass es überall zu hören war: ›Weib, was geht’s dich an, was ich tue?‹ – ›Ich bin deine Mutter‹, sagte ich. Aber da hatte er schon begonnen, zu anderen zu sprechen, geschwollene Sprüche und Rätsel, und er sprach in seltsamen, anmaßenden Wendungen von sich und seiner Aufgabe in der Welt. Ich hörte ihn sagen – ich hörte es in dem Moment, und ich bemerkte, dass sich die Köpfe neigten ringsum, als er es sagte –, ich hörte ihn sagen, dass er der Sohn Gottes sei."

Die suggestive Kraft dieser Prosa ist nicht leicht zu erklären. Die Sprache, in der diese alte Frau spricht, ist klar und trocken, unsentimental und nüchtern. Doch zugleich ist da ein Vibrieren zu spüren, das eine große Liebe und einen großen Schmerz verrät. Wir hören dieser Frau nicht allein deshalb gebannt zu, weil sie eine bekannte Geschichte gegen den Strich erzählt, sondern vor allem deshalb, weil sie aufrichtig und glaubwürdig wirkt. Man hat das Gefühl, diese in den Himmel entrückte, diese mit inbrünstigen Liedern besungene, in unendlichen Rosenkranzgebeten angeflehte Maria zum ersten Mal als Mutter und als Mensch leibhaftig zu erleben, als eigenständige Person, die es zwar gewohnt ist, im Hintergrund zu stehen, sich dennoch ihr eigenes Urteil bildet.

Sie erlebt diese Zeit des Umbruchs als eine der Verheißungen und Erwartungen, sie spürt "den Sog der Zukunft", und sie erinnert sich: "Ich hatte bis dahin noch niemanden über die Zukunft sprechen hören, außer sie sprachen vom nächsten Tag oder von einem Fest, das sie jedes Jahr besuchten. Aber nicht im Zusammenhang mit einer Zeit, in der alles anders und alles besser sein würde. Genau eine solche Idee fegte damals durch die Dörfer wie ein trockener heißer Wind und riss jeden, der zu irgendetwas taugte, mit sich fort. Sie riss auch meinen Sohn mit sich fort."
Die Erzählerin in "Marias Testament" hat einen kritischen Kopf

Colm Tóibín ist ein Meister subtiler Anverwandlung. In seinem Roman Porträt des Meisters in mittleren Jahren(2005) schildert er Bilder und Szenen aus dem Leben des Schriftstellers Henry James, als wäre er Henry selbst. Ganz anders, zupackender und sachlicher erzählt er von irischen Einwandererschicksalen in seinem Roman Brooklyn (2010). Tóibín legt sich für jede Geschichte ein anderes Gewand an, er besitzt die Gabe, in seinen Personen, in ihrer Zeit und ihren Umständen zu verschwinden.

Die Erzählerin in Marias Testament hat einen kritischen Kopf, sie lässt sich nicht so leicht beeindrucken. Die Verwandlung von Wasser in Wein auf der Hochzeit scheint ihr ebenso seltsam wie unnötig. Die Männer, so ihr Eindruck, haben schon genug getrunken. Doch die Erweckung des Lazarus ist ein Ereignis, das alles verändert. Der Vorgang ist ihr unbegreiflich und unheimlich. Die Schwester des Lazarus bemerkt ihre Zweifel und sagt: "Ich weiß, dass Lazarus gestorben ist. Zweifle nicht daran, dass er gestorben ist. Und dass er vier Tage lang begraben war. Zweifle nicht daran. Und jetzt ist er am Leben. Niemand, nicht einer von uns, weiß, was als Nächstes geschehen wird. Es ist von einem Aufstand gegen die Römer die Rede, oder einem Aufstand gegen die Lehrer. Aber es besteht auch die Möglichkeit, heißt es, dass es gar keinen Aufstand geben wird, oder aber dass es einen gegen alles geben wird, was wir bis dahin kannten, einschließlich des Todes."

Und Maria berichtet: "Die Wucht ihrer Worte hielt mich in Bann. ›Einschließlich des Todes‹, sagte sie noch einmal. ›Lazarus könnte lediglich der erste gewesen sein.‹" Doch offensichtlich ist er nicht mehr derselbe: "Er hatte etwas äußerst Einsames, und wenn er tatsächlich vier Tage lang tot gewesen und dann wiederauferstanden war, besaß er ein Wissen, das ihn zermürbt zu haben schien, als habe er etwas gekostet oder etwas gesehen oder gehört, was ihn mit dem reinsten Schmerz erfüllte."

Blasphemische Absichten liegen Tóibín fern. Indem er die wunderbaren Vorgänge aus der fiktiven Perspektive einer Augenzeugin schildert, nimmt er sie ernst. Nun darf man diese Erzählungen bekanntlich nicht als Tatsachenberichte missverstehen. Die Evangelisten waren nicht dabei. Erst viel später schrieben sie auf, was sie aus verschiedenen Quellen gehört hatten. Sie wollten damit keine Fakten dokumentieren, sondern ihre heilsgeschichtliche Theologie begründen. Es wäre jedoch ebenfalls ein Missverständnis, die Wundergeschichten bloß als symbolische Ausschmückungen zu lesen. Die uns geläufige Unterscheidung zwischen Ereignis und Bedeutung haben die Evangelisten nicht gemacht. Die Bedeutung war für sie das Ereignis. Wenn Jesus laut Johannes sagt (11,24): "Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt", dann ist damit etwas gemeint, was weder simples Faktum noch bloße Fiktion ist, sondern ein höheres Drittes bildet. Die Erweckung des Lazarus ist ein Kategorienskandal, der die gewohnten Begrifflichkeiten in Verwirrung bringt, und die vernunftgeleitete Maria empfindet das genau so.

Die biblischen Texte verkünden eine Wahrheit, die dem Wahrheitsbegriff der Literatur durchaus ähnlich ist. Die Wahrheit literarischer Texte beruht nicht darauf, dass sie von überprüfbaren Ereignissen handeln. Ihre Wahrheit besteht darin, dass sie es uns erlauben, das, was der Mensch ist oder sein könnte, neu und in einem tieferen Sinn zu verstehen.

Genau das leistet Tóibín. Seine Schilderung der Kreuzigungsszene, beobachtet und erlitten von Maria, ist erschütternd. Man versteht das Trauma, das sie immer wieder heimsucht, und man versteht ihren zornigen Ausbruch am Ende dieses Testaments. Wieder einmal ist sie in einem Gespräch mit ihren lästigen Besuchern. Sie behaupten, Maria sei bei der Kreuzabnahme dabei gewesen. Wir Leser jedoch hören von ihr, dass sie die letzten Stunden nicht ertragen konnte und geflohen ist, um sich vor den Verfolgern zu retten. Voller Reue wirft sie sich das vor, und das Bild der Pietà erscheint ihr immer wieder im Traum. Doch sie weiß: Leider war es so nicht. Und jetzt sagt sie ihren Besuchern: "Ich war dort. Ich floh, bevor es vorbei war, aber wenn ihr Zeugen braucht, dann bin ich eine Zeugin, und wenn ihr sagt, dass er die Welt erlöst hat, dann sage ich, dass es das nicht wert war. Das war es nicht wert."

Dies nun ist eine zweifellos häretische Äußerung, die das Buch noch im vergangenen Jahrhundert auf den Index gebracht hätte. Häresien dienen der Schärfung des Denkens, Häresien haben ihre Heimat in der Literatur. "

Journal Entry 4 by wingRunningmousewing at Nürnberg, Bayern Germany on Sunday, October 23, 2016
Ein ganz ganz starkes Buch, bei dem sich bei einmligem lesen wohl nicht alles Aspekte erschließen. Werde es sicher noch öfter zur Hand nehmen, deshalb wandert es in meine PC

Journal Entry 5 by wingSagunawing at Nürnberg, Bayern Germany on Thursday, June 28, 2018
Ein Buch aus dem BC-Nachlass von Runningmouse, den ich zusammen mit Lesenmachtfroh versuche, möglichst gut zu verwalten.

Journal Entry 6 by wingSagunawing at Nürnberg, Bayern Germany on Thursday, July 5, 2018

Released 5 yrs ago (7/5/2018 UTC) at Nürnberg, Bayern Germany

CONTROLLED RELEASE NOTES:

Dieses ist ein Wunschbuch von Lilo37fee, der ich es gerne mit der Post zuschicke. Viel Freude damit und liebe Grüße!

Journal Entry 7 by wingLilo37feewing at -- Irgendwo in Bayern, Bayern Germany on Sunday, July 15, 2018
Danke liebe Saguna! Ich habe mir das Buch wegen Runningmouses enthusiastischer Empfehlung damals auf die Wishlist geschrieben und freue mich nun, genau das Exemplar lesen zu dürfen, das sie auch gelesen hat.
Ich werde an sie denken.
Danke, dass ihr ihren Nachlass verwaltet.


Journal Entry 8 by wingLilo37feewing at -- Irgendwo in Bayern, Bayern Germany on Friday, November 9, 2018
Dieses Buch über die heilige Maria hat ja enthusiastische Kritiken erhalten. Mich hat es nicht über die Maßen begeistert, aber ich fand es auch nicht schlecht.
Maria, in der Erzählzeit des Romans mittlerweile eine alte Frau, lebt allein in der antiken Stadt Ephesos.
Sie erzählt als Ich-Erzählerin die Geschehnisse um ihren Sohn. Ihr Blickwinkel zeichnet sich durch Skepsis und Enttäuschung aus.
Das Buch ist faszinierend, weil es die bekannten Jesus-Geschichten in einen anderen Kontext stellt und somit anders bewertet.
Doch die hier der Maria zugeschriebenen Gedanken sind durchaus überzeugend. Von Erlösung hält sie so wenig wie vom Glauben an die Wiederauferstehung. Das ist sicherlich das bestechendste an diesem Buch. Die Auferstehung des Lazarus, die Hochzeit zu Kana, praktisch jedes mit Jesus verbundene Wunder und sein ganzes Wirken wird hier durch seine Mutter entzaubert und seine Bedeutung in Frage gestellt.

Journal Entry 9 by wingLilo37feewing at Dultplatz in Regensburg, Bayern Germany on Saturday, December 22, 2018

Released 5 yrs ago (12/22/2018 UTC) at Dultplatz in Regensburg, Bayern Germany

WILD RELEASE NOTES:

Maria spielt zu Weihnachten natürlich eine besondere Rolle, daher passt das Buch jetzt für Weihnachten!

Liebe Finderin, lieber Finder,
wenn wir Bookcrosser Bücher freilassen, dann tun wir das, um anderen eine Freude zu machen! Hoffentlich hast du dich auch gefreut! Aber wir tun es auch, um unser Hobby, das Bookcrossing, bekannter zu machen.
Das Allerschönste am Bookcrossing ist, wenn eine Finderin/ ein Finder einen Eintrag zu dem Buch macht: Wo das Buch gefunden wurde, wie es gefallen hat und wie die Reise des Buches jetzt weitergeht.
Du kannst dabei völlig anonym bleiben und musst dich nicht anmelden. Natürlich freuen wir uns über jede Neuanmeldung und du musst keine Bedenken haben, denn man bekommt nach der Anmeldung weder Spam noch Werbung, auch die Daten werden nicht weiter gegeben!

Are you sure you want to delete this item? It cannot be undone.