BC-Spende einer ehemaligen Nachbarin...

Klappentext:

Das aufwühlende Schicksal einer Frau, die vom Stammesgericht ihres Dorfes zur Vergewaltigung durch vier Männer verurteilt wurde, der Schande trotzte, eine Schule für Mädchen gründete - und zur Hoffnungsträgerin im Kampf für Gerechtigkeit und Freiheit wurde.

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Kommt heute mit zum Stammtisch in den Hungry Highlander nach Coburg.

Gute Reise liebes Buch!

Hochbrisante Thema. Bin schon gespannt auf die Lektüre.

Meine nichtregistrierte Mitleserin hat das Buch am Samstagabend in einem Zug durchgelesen und war sehr beeindruckt von der schrecklichen (und leider wahren) Geschichte. Sie empfahl mir, es auch zu lesen. Da wir kürzlich den erschütternden Film "Was werden die Leute sagen" gesehen haben, in dem es auch um die unmenschliche Behandlung von Frauen in traditionellen Familien in Pakistan ging, werde ich das wahrscheinlich tun, aber jetzt hat erstmal ein Buchring Vorfahrt.

Während einer Dienstreise im Zug gelesen. Eine widerliche, aber leider wahre Geschichte. Die Autorin schreibt, eine Frau werde in Pakistan etwa so "gehalten" wie eine Ziege - nur das man sie nicht anbindet. Ansonsten bleibt sie Tauschobjekt, wird von Bildung verschont (wie praktisch, wenn man zwar theoretisch Rechte hat, sie aber als Analphabet nicht nachlesen kann), und muß im Zweifel auch mal dafür herhalten, bei einem Zwist die Gegenseite "um Vergebung zu bitten". Wie das dann schlimmstenfalls ausgehen kann, wird im Buch eindringlich beschrieben.

Gleich von Anfang ging es mir wie Daru in der Erzählung "Der Gast" von Albert Camus: « Une colère subite vint à Daru contre cet homme, contre tous les hommes et leur sale méchanceté, leurs haines inlassables, leur folie du sang. » ("Plötzlich befiel Daru eine Wut gegen diesen Mann, gegen alle Männer und ihre schmutzige Bösartigkeit, ihren unausgesetzten Hass, ihren Irrsinn des Blutes." Eigene Übersetzung).

Gelernt habe ich, dass der Wahnsinn mit den "Ehrenmorden" aus vorislamischer Zeit stammt, dem Islam also nur in soweit vorgeworfen werden kann, als dieser in ein paar Jahrhunderten seiner Vormachtstellung es nicht geschafft hat, diesen archaischen Dummfug zu verdrängen.

Von Kindesbeinen an wird Mädchen hier eingetrichtert, sie seien weniger wert als Männer - nach Generationen glauben sie es selbst und bringen auch ihren Enkelinnen und Kindern bei, sie dürften nie mit einem fremden Mann sprechen, geschweige denn, ihn ansprechen. Immer schön den Blick senken. Tut eine Frau das nicht - oder zu spät - dann ist sie ganz allein selbst schuld, wenn ihr Böses widerfährt. Was für ein Hohn, wenn das Opfer einer Vergewaltigung auch noch als die eigentliche Schuldige hingestellt wird und durch das Verbrechen nicht nur ihrer Ehre verlustig geht, sondern die der Familie gleich mit weg ist. Die "Schande" einer Vergewaltigung trägt nicht die Vergewaltigte, sondern ihr(e) Vergewaltiger oder die Gesellschaft, die das Verbrechensopfer auch noch mit Rufmord belegt.

Meiner Meinung nach schwächt so ein menschenverachtender Umgang mit dem weiblichen Teil der Bevölkerung aber auch die Männer, die eben nicht einen gleichberechtigten Umgang mit ihrer Partnerin pflegen dürfen - oder ungezwungen mit einer Nachbarin plaudern können. Sie stecken im selben Korsett aus Unmündigkeit und gesellschaftlichem Zwang - man kann nur hoffen, dass es durch Alphabetisierung und allgemeine Armutsbekämpfung in den nächsten Dekaden gelingen wird, diesen Teufelskreis aus Blutrache, Feigheit und Unterdrückung zu durchbrechen.

Größte Hochachtung vor Mukhtar Mai, die mutig genug war, trotz Gefahr für Leib und Leben die Mauer des Schweigens zu durchbrechen und sich ihr Recht vor den Schranken des weltlichen Gerichts zu erstreiten. Arbeiten wir mit allen unseren Möglichkeiten daran, diese Zustände zu beenden - das dürfen wir ruhig auch mit dem letztlich egoistischen Motiv tun, damit Fluchtursachen zu bekämpfen, Hauptsache, es geschieht etwas gegen solch himmelschreiendes Unrecht.

Im Buch werden ein paar Menschenrechtsorganisationen genannt, die sich entsprechend mutig einsetzen und unsere volle Unterstützung verdienen, z.B. Terre des Femmes oder Amnesty International.

Beim ErSchloGaPi auf den Wühltisch gelegt. Nachdem es niemand haben wollte, legte ich es später im Schloßgarten aus.